Der Pakt
heftig los.
Sie ging Anzu im Flur entgegen. Es schien so etwas menschlich Normales zu sein, nach Hause zu kommen, und doch war er so unverkennbar etwas anderes. Sein Haar war zinnoberrot, seine Haut knochenbleich. Mit jeder leuchtenden Farbe drückte er aus, dass unter seiner Oberfläche Gift lauerte.
»Anzu«, sagte sie und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln, herzlich wie ihre ausgestreckten Hände.
Ãber das so schöne, so grausame und so veränderte Gesicht flog ebenfalls ein Lächeln. Es war seltsam, einen Dämonen erfreut zu sehen.
Allerdings hatte er ja zugegeben, einsam zu sein. Und Dämonen sprachen immer die Wahrheit.
»Meine Tänzerin. BegrüÃt man so seinen Geliebten?«
Sins Lippen verzogen sich amüsiert. »So begrüÃt man jemanden, mit dem man ein Geschäft machen will. Ich bin zu Kunden immer besonders nett.«
Dämonen schätzten die Wahrheit. Anzu sah sie mit funkelnden Augen an, man hätte es fast für menschliche Wärme halten können, wie die Spiegelung von Feuer in einem Glas.
»Was willst du denn?«, erkundigte er sich fast ungeduldig. »Und was kannst du mir bieten?«
»Sie ist es nicht, die dir ein Angebot macht«, sagte Nick von der Tür her, »sondern ich.«
Plötzlich war der Raum mit Leere gefüllt, keiner von ihnen rührte sich oder gab einen Laut von sich. Sin wagte kaum zu atmen, um die Stille nicht zu brechen.
»Ich habe einmal dir und Liannan versprochen, euch Körper zu verschaffen«, fuhr Nick fort. »Jetzt will ich dieses Versprechen einlösen.«
Anzu lächelte spöttisch. »Ich habe einen Körper.«
»Na, na«, mahnte Sin den widerspenstigen Käufer wie ein gutes Marktkind. »Lass ihn ausreden.«
»Der Körper hält nicht lange«, informierte Nick ihn leidenschaftslos. »Du machst ihn kaputt.«
»Dein Bruder hält nicht lange«, pflichtete Anzu ihm bei und stürmte plötzlich auf ihn los.
Nick streckte die Hand aus und packte ihn an der Kehle. Anzu hielt inne.
»Dein Bruder hält nicht lange«, wiederholte er leise und gehässig.
Nick strich leicht mit dem Daumen über Anzus Halsschlagader und nickte. Sin konnte nicht sagen, ob es eine liebevolle oder eine drohende Geste war.
»Ich weië, sagte er genauso leise. »Der Körper hält nur kurze Zeit. So ist es für alle Dämonen. AuÃer für mich.«
»Wie schön für dich!« Anzu spuckte die Worte förmlich aus.
»So könnte es auch für dich sein«, erklärte Nick. »Wie wäre das? Ich könnte es einrichten, dass du einen Körper für lange, lange Zeit besitzt.«
Anzu entwand sich Nicks Griff und sah ihn mit dem misstrauischen Blick eines wilden Tieres an, dem man etwas zu Fressen anbietet.
»Warum solltest du mir helfen wollen?«
»Wegen Alan«, antwortete Nick. »Weil ich, wenn ich eine Seele hätte, sie für ihn eintauschen würde. Und weil ich gerne mein Wort halten würde.«
Anzu sah ihn lange an.
»Von dir Verräter brauche ich nichts«, meinte er schlieÃlich.
»Anzu«, sagte Sin. »Du willst doch nicht zurück in die Welt der Dämonen, oder? Wenn er dir helfen will, dann lass ihn doch. Er schuldet es dir.«
»Er hat mich betrogen«, antwortete Anzu. »Ich habe lange, kalte Jahre damit verbracht, von seinen Schmerzen zu träumen. Ich will meine Träume nicht aufgeben. Warum sollte er derjenige sein, der davonkommt? Warum sollte er glücklich werden?«
»Du hast gesagt, du willst wissen, wie es ist«, erwiderte Sin. »Du könntest auch glücklich sein. Wenn du nie zurück in die Welt der Dämonen müsstest und wenn du Gesellschaft hättest.«
Sin sah ihn flehend an, so wie sie es vor Publikum schon Hunderte Male getan hatte. Sie versuchte ihnen zu vermitteln, wie viel ihr an ihrem Handel lag, und sie so dazu zu bringen, dass ihnen ebenfalls etwas daran lag. Diese Vorstellung war wichtiger als alle anderen.
»Mach den Deal, dann gehe ich mit dir überall hin.«
Sie streckte die Hand aus, berührte seinen nackten Arm jedoch nicht wirklich, da sie der Meinung war, dass es einem Dämon so lieber war.
Auf jeden Fall sagte ihr das der Instinkt. Sie sollten immer noch mehr wollen.
Sie stellte sich neben ihn, entspannt, ganz so, als wolle sie genau dort sein.
Dämonen kamen auf der Suche nach Körpern ans
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