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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Hansen Santos. Seine Augen waren ebenso dunkel wie die Haare und der Anzug.
    »Das glaube ich nicht«, sagte er und ging weg.
    In dieser Nacht schlief ich in einem sauberen Bett in einem ansonsten unmöblierten Zimmer in Jimmy Gallaghers Haus, und in meinen Träumen sah ich, wie sich eine dunkle Gestalt in dem Haus an der Hobart Street über Mickey Wallace beugte, sich flüsternd mit dem Messer an ihm zu schaffen machte, und hinter ihnen, wie wenn ein Film durch einen anderen überblendet wird und jeder den gleichen Schauplatz aus einem ähnlichen Blickwinkel, aber zu einem anderen Zeitpunkt zeigt, sah ich einen anderen Mann, der über meine Frau gebeugt war und leise mit ihr sprach, während er sie mit einer Klinge traktierte, und daneben lag mein totes Kind am Boden und wartete darauf, dass es ebenfalls verstümmelt wurde. Und dann waren sie weg, und in der Dunkelheit war nur noch Wallace zu sehen, aus dessen Wunde an der Kehle Blut quoll, während er am ganzen Leib zitterte. Er starb allein und voller Angst an einem fremden Ort …
    Eine Frau tauchte unter der Küchentür auf. Sie trug ein Sommerkleid, und ein kleines Mädchen stand neben ihr und hielt sich mit der rechten Hand am dünnen Stoff des Kleides seiner Mutter fest. Sie gingen zu Wallace, und die Frau kniete sich neben ihn und streichelte sein Gesicht, worauf das Kind seine Hand nahm und sie ihn gemeinsam beruhigten, bis er die Augen schloss und diese Welt für immer verließ.

26
    Die Leiche des Mädchens war in eine Plastikplane gewickelt, mit einem Stein beschwert und in einem Teich versenkt worden. Sie wurde entdeckt, als eine Kuh ins Wasser rutschte und sich eines ihrer Beine in der Schnur verhedderte, die um das Plastik geschlungen war. Als die Kuh, ein gehörntes Hereford-Rind von nicht geringem Wert, aus dem Teich gezogen wurde, kam die Leiche mit heraus.
    Schon kurz nach dem Leichenfund wussten die Bewohner der kleinen, im Süden von Idaho gelegenen Stadt Goose Creek, um wen es sich handelte. Sie hieß Melody McReady und war zwei Jahre zuvor verschwunden. Ihr Freund, ein gewisser Wade Pearce, war im Zusammenhang mit ihrem Verschwinden vernommen worden und hatte sich, obwohl er für die Polizei nicht als Verdächtiger in Frage kam, kurz darauf umgebracht, so jedenfalls lautete die offizielle Darstellung. Er hatte sich in den Kopf geschossen, besaß aber offenbar nicht einmal eine Waffe. Andererseits sagten die Leute, man wisse nicht, wie groß sein Kummer gewesen sei – beziehungsweise sein schlechtes Gewissen, denn manch einer war der Meinung, dass Wade Pearce ungeachtet dessen, was die Polizei sagen mochte, verantwortlich für das gewesen sein könnte, was Melody McReady widerfahren war, auch wenn ein derartiger Verdacht eher einer allgemeinen Abneigung gegenüber Pearces Familie geschuldet war als irgendeinem Beweis dafür, dass Wade eine Missetat begangen haben könnte. Doch auch diejenigen, die Wade für unschuldig hielten, bedauerten es nicht über die Maßen, als er sich erschoss, denn Wade war ein brutaler Blödmann gewesen, genau wie alle anderen Männer aus der Familie. Melody McReady war an ihn geraten, weil ihre Familie fast genauso verkorkst war wie seine. Jeder wusste, dass die ganze Sache mit Tränen enden würde. Man hatte nur nicht damit gerechnet, dass es auch zu einem Blutvergießen kommen und irgendwann eine am Bein einer Kuh hängende Leiche aus dem stehenden Gewässer gezogen werden würde.
    Man nahm DNA -Tests an den sterblichen Überresten vor, um die Identität der jungen Frau zu bestätigen und Spuren sicherzustellen, die möglicherweise derjenige hinterlassen hatte, der sie umgebracht und im Teich des alten Sidey versenkt hatte, auch wenn die Ermittler skeptisch waren, ob sich irgendetwas Verwertbares finden ließ. Zu viel Zeit war vergangen, und die Leiche war nicht gänzlich von Plastik umhüllt gewesen, so dass sie den Fischen und den Elementen ausgesetzt war.
    Zu ihrer Überraschung konnten sie auf dem Plastik einen verwertbaren Fingerabdruck sicherstellen. Er wurde an AFIS weitergeleitet, das Automatische Fingerabdruck-Identifizierungs-System des FBI . Anschließend konnten die Detectives, die im Zusammenhang mit der Entdeckung der Leiche ermittelten, nur abwarten. AFIS war wegen der zahlreichen Anfragen anderer Polizeidienststellen ständig überlastet, so dass es Wochen oder Monate dauern konnte, bis man einen Abgleich vornehmen konnte, je nachdem wie dringend der Fall war und wie viel Arbeit bei AFIS vorlag.

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