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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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eingebrannt war.
    »Wollen Sie sich einen Moment Zeit lassen?«
    Noch mehr Blitzlichter, näher jetzt. Ich hörte, wie mein Name gerufen wurde, aber ich reagierte nicht.
    »Nein«, sagte ich noch einmal und folgte Santos zur Rückseite des Hauses.
    Es war das Blut, das es auslöste. Blut am Küchenboden und Blut an den Wänden. Ich konnte die Küche nicht betreten. Stattdessen blickte ich von draußen darauf, bis ich spürte, wie sich mir der Magen umdrehte und mir der Schweiß ausbrach. Ich lehnte mich an die kühle Holzverschalung des Hauses und schloss die Augen, bis die Übelkeit verging.
    »Haben Sie es gesehen?«, fragte Santos.
    »Ja«, sagte ich.

    Das Zeichen war mit Wallaces Blut gemalt worden. Seine Leiche war bereits abtransportiert worden, aber auf dem Boden war markiert, wo man ihn gefunden hatte. Das Zeichen befand sich knapp oberhalb der Stelle, wo sein Kopf gelegen hatte. Daneben war der Inhalt eines Plastikordners auf dem Boden verstreut. Ich sah die Fotos und wusste, warum Wallace hier gewesen war. Er wollte die Morde und die Entdeckung der Toten nachvollziehen.
    »Wissen Sie, was dieses Zeichen bedeutet?«, fragte Santos.
    »Ich habe es noch nie gesehen.«
    »Ich auch nicht, aber ich nehme an, dass der Täter damit sein Werk signieren wollte. Wir haben das ganze Haus durchsucht. Es ist sauber. Anscheinend hat sich alles in der Küche abgespielt.«
    Ich drehte mich zu ihm um. Er war jung. Wahrscheinlich war er sich der Bedeutung seiner Worte nicht einmal bewusst. Und dennoch konnte ich ihm seine Taktlosigkeit nicht verzeihen.
    Ich ging von ihm weg und geriet prompt in eine weitere Breitseite aus Blitzlichtern, Kamerascheinwerfern und laut gerufenen Fragen. Ich erstarrte einen Moment lang, als mir klar wurde, dass ich diesen Ort nicht verlassen konnte. Ich war mit Santos gekommen. Ich hatte kein eigenes Auto dabei. Ich sah jemanden unter einem Baum stehen, eine vertraute Gestalt: ein großer, breitschultriger Mann mit militärisch kurzgeschnittenen Haaren. Vor lauter Verwirrung dauerte es einen Moment, bis ich ihn einordnen konnte.
    Tyrrell.
    Tyrrell war hier, ein Mann, der mir, selbst nachdem ich aus dem Polizeidienst ausgeschieden war, klargemacht hatte, dass ich seiner Meinung nach hinter Gitter gehörte. Jetzt kam er vor dem Haus, in dem Mickey Wallace umgebracht worden war, mit großen Schritten auf mich zu. Wallace hatte angedeutet, dass ein paar Leute bereit wären, mit ihm zu reden, und ich wusste, dass Tyrrell einer davon gewesen war. Einige Reporter sahen ihn kommen, und einer von ihnen, ein gewisser McGarry, der schon so lange Polizeireporter war, dass seine Haut einen Stich ins Blaue hatte, rief Tyrrells Namen. Anhand der Art, wie sich der ältere Mann bewegte, war mir klar, dass es zu einer Art Auseinandersetzung kommen würde, und zwar im Gleißen der Kamerascheinwerfer und dem roten Lichtschein der Aufnahmegeräte. Genau das wollte Tyrrell vermutlich.
    »Sie Hundesohn«, rief er. »Das ist Ihre Schuld.«
    Weitere Blitzlichter und das helle, stete Licht einer Fernsehkamera, das Tyrrell erfasste. Er hatte getrunken, aber er war nicht besoffen. Ich bereitete mich darauf vor, ihm entgegenzutreten, doch dann ergriff mich jemand am Arm, und Jimmy Gallagher sagte: »Komm mit. Nichts wie weg von hier.« Obwohl er erschöpft war, war er mir hierher gefolgt, und ich war ihm dankbar dafür. Ich sah den Frust in Tyrrells Miene, als er erkannte, dass ihm sein Opfer entkam und er um seinen Auftritt vor den Medien gebracht wurde, und dann wandten sich die Reporter erst recht an ihn, und er fing an, sein Gift abzusondern.
    Santos sah, wie Parker wegging und Tyrrell mit den Reportern redete. Santos wusste nicht, warum Tyrrell Parker die Schuld an dem gab, was passiert war, aber ihm wurde jetzt klar, dass es zwischen den beiden Männern böses Blut gab. Irgendwann würde er mit Tyrrell reden. Er wandte sich ab und sah einen Mann in einem gutgeschnittenen Anzug, der durch die Absperrung geschlüpft war und auf die kleiner werdenden Rücklichter von Jimmy Gallaghers Auto starrte. Santos begab sich zu ihm.
    »Sir, Sie müssen hinter die Absperrung.«
    Der Mann klappte die Brieftasche in seiner Hand auf und zeigte eine Dienstmarke und einen Ausweis der Staatspolizei von Maine, schaute aber Santos nicht an, den mit einem Mal die Wut packte.
    »Detective Hansen«, sagte Santos. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Erst als das Auto auf die Marine Avenue abgebogen und nicht mehr zu sehen war, antwortete

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