Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
Vom Netzwerk:
unterwegs. Sie machte sich vor allem Sorgen um ihre Mutter, aber das Erdgeschoss stand bereits in Flammen. Als sie wieder an den Mann und die Frau dachte, waren sie weg.
    Sie erklärte mir, dass ihrer Meinung nach das Pärchen im Wald den Brand gelegt habe, doch als sie der Polizei erzählen wollte, was sie gesehen hatte, hielt man es für irrelevant oder tat es als Einbildung einer von Trauer übermannten jungen Frau ab. Doch Caroline sah sie kurz nach der Beerdigung wieder und war davon überzeugt, dass sie ihr das Gleiche antun wollten wie ihrer Mutter. Entweder das, oder sie hatten es möglicherweise von Anfang an auf sie abgesehen.«
    »Wie kam sie darauf?«
    »Sie hatte so ein Gefühl. Wegen der Art und Weise, wie sie sie angeschaut haben, wegen dem Gefühl, das sie dabei hatte. Bezeichnen Sie es als Überlebensinstinkt. Jedenfalls verließ sie nach der Beerdigung ihrer Mutter die Stadt und hatte vor, sich in Boston eine Arbeitsstelle zu suchen. Dort versuchte jemand, sie vor die S-Bahn zu stoßen. Sie spürte eine Hand an ihrem Rücken und wäre um ein Haar von der Bahnsteigkante gefallen, wenn sie nicht von einer jungen Frau zurückgerissen worden wäre. Als sie sich umschaute, sah sie einen Mann und eine Frau zum Ausgang laufen. Die Frau warf ihr einen kurzen Blick zu, und Caroline sagte, sie habe sie wiedererkannt. Es sei die gleiche Frau gewesen wie in Hartford. An der South Station sah sie sie ein zweites Mal, als sie in einen Zug nach New York stieg. Sie war der Meinung, dass sie sie vom Bahnsteig aus beobachtet hatten, aber sie folgten ihr nicht.«
    »Wer waren sie?«
    »Das wussten wir damals noch nicht, und mit letzter Sicherheit wissen wir es immer noch nicht. Oh, wir wissen, wie der Mann hieß, der unter den Rädern eines Lastwagens starb, und wer der Junge und das Mädchen waren, die Ihr Vater in Pearl River getötet hat, aber diese Namen erwiesen sich letztlich als nutzlos. Die Bestätigung ihrer Identität konnte nicht erklären, weshalb sie hinter Caroline her waren, beziehungsweise hinter Ihnen.«
    »Mein Vater hat geglaubt, dass Missy Gaines und die Frau, die meine Mutter umgebracht hat, ein und dieselbe Person waren«, sagte ich. »Außerdem war er offenbar der Überzeugung, dass Peter Ackerman und der Junge, der mit Missy Gaines starb, ebenfalls ein und derselbe waren. Wie kann das sein?«
    »Wir beide haben seltsame Dinge erlebt, seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind«, erwiderte Epstein. »Wer weiß schon, was wir glauben sollen und was nicht? Nehmen wir uns zunächst die logischste oder plausibelste Erklärung vor: In einem Zeitraum von über vierzig Jahren hat jemand wiederholt ein Mörderpaar, einen Mann und eine Frau, losgeschickt, die eine Reihe von Anschlägen auf Sie oder diejenigen, die Ihnen nahestanden, unternommen haben, darunter auch die Frau, die Ihre leibliche Mutter war. Diese Mörder unterschieden sich durch ein Zeichen an ihren Armen, eines bei dem Mann, ein anderes bei der Frau, genau hier.« Er deutete an eine Stelle an seinem Unterarm, auf halber Höhe zwischen Handgelenk und Ellbogen. »Wir konnten nicht herausfinden, weshalb man zweimal Paare dafür ausgewählt hat.
    Die Nachforschungen über Missy Gaines, Joseph Dryden und Peter Ackerman ergaben, dass alle den Großteil ihres Lebens ein völlig normales Dasein geführt haben. Ackerman war ein Fami­lienvater, Missy Gaines der typische Teenager, Dryden war bereits ein Tunichtgut, aber nicht schlimmer als viele andere. Dann änderte sich ihr Verhalten irgendwann. Sie verließen ihre Freunde und Angehörigen. Sie suchten einen Vertreter des anderen Geschlechts, taten sich zusammen und gingen auf die Jagd, zuerst offenbar auf Caroline Carr und danach, im Falle von Gaines und Dryden, auf Sie. Das also ist die logische Erklärung: unterschiedliche Paare, die nur die Absicht miteinander verbindet, Ihnen und Ihrer Familie etwas zuleide zu tun, sei es aus eigenem Wunsch oder auf das Geheiß von jemand anderem hin.«
    »Aber Sie glauben nicht an die logische Erklärung.«
    »Nein, keineswegs.«
    Epstein griff hinter sich, kramte in der Tasche seines Mantels her­um und holte eine Fotokopie heraus, die er auf dem Tisch entfaltete. Es war ein wissenschaftlicher Artikel, zu dem ein fliegendes Insekt abgebildet war, eine Wespe.
    »Was wissen Sie über Wespen, Mr. Parker?«
    »Sie stechen.«
    »Richtig. Manche, die größte Familie der Hymenoptera oder Hautflügler, sind parasitär. Sie jagen Wirtsinsekten – Raupen oder

Weitere Kostenlose Bücher