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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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das ist mehr, als wir von unseren Leuten erfahren werden.«
    »Einheit Fünf«, sagte ich.
    Santos wirkte überrascht. »Wissen Sie, was das ist?«
    »Und Sie?«
    »Irgendein Dienst, für den man eine Sicherheitsstufe braucht, die ein Normalverdiener wie ich nicht hat, nehme ich an.«
    »Das trifft es in etwa. Ich weiß nicht viel mehr darüber als Sie.«
    »Irgendwie glaube ich das nicht, aber vermutlich können wir jetzt lediglich abwarten, weil ich nämlich annehme, dass Ihr Name auf der gleichen Liste steht, auf der auch Jimmy Gallagher und Mickey Wallace waren. Wenn sich derjenige, der sie umgebracht hat, Sie vorknöpft, hängt entweder Ihnen jemand ein Schild an den Zeh oder ihm. Kommen Sie, wir fahren Sie zur U-Bahn. Je eher Sie aus Brooklyn weg sind, desto froher bin ich.«
    Sie setzten mich am U-Bahnhof ab.
    »Man sieht sich«, sagte Santos.
    »Entweder tot oder lebendig«, sagte Travis.
    Ich schaute ihnen hinterher, als sie wegfuhren. Sie hatten im Auto nicht mit mir gesprochen, und ich hatte keinen Wert darauf gelegt. Ich war in Gedanken zu sehr mit dem Wort beschäftigt gewe­sen, das man in Jimmy Gallaghers Rücken geschnitten hatte. Wie war der Mörder darauf gekommen, dass Jimmy schwul war? Er hatte seine Geheimnisse sein ganzes Leben lang gewahrt, seine und die anderer. Mir war seine sexuelle Orientierung nur aufgrund der Dinge bewusst geworden, die meine Mutter nach dem Tod meines Vaters gesagt hatte, als ich ein bisschen älter und ein bisschen reifer war, und sie hatte mir versichert, dass nur wenige von Jimmys Kollegen etwas davon wussten. Genau genommen, hatte sie gesagt, wüssten nur zwei Menschen mit Sicherheit, dass Jimmy schwul war.
    Einer davon war mein Vater.
    Der andere war Eddie Grace.

32
    Amanda Grace öffnete die Tür. Ihre Haare waren lose mit einem roten Band zusammengerafft, und ihr Gesicht war ungeschminkt. Sie trug eine Trainingshose, ein altes T-Shirt und war in Schweiß gebadet. In der rechten Hand hatte sie einen Küchenpümpel.
    »Klasse«, sagte sie, als sie mich sah. »Einfach klasse.«
    »Ich nehme an, ich komme ungelegen.«
    »Du hättest vorher anrufen sollen. Dann hätte ich vielleicht sogar Zeit gehabt, den Pümpel wegzuräumen.«
    »Ich würde gern noch mal mit deinem Vater reden.«
    Sie trat zurück und bat mich hinein.
    »Nach deinem letzten Besuch war er sehr müde«, sagte sie. »Ist es wichtig?«
    »Ich glaube schon.«
    »Es geht um Jimmy Gallagher, nicht wahr?«
    »Gewissermaßen.«
    Ich folgte ihr in die Küche. Ein stechender Geruch kam aus der Spüle, und ich sah schmutziges Wasser, das nicht ablief.
    »Irgendwas hat sich da unten festgesetzt«, sagte sie. Sie reichte mir den Pümpel. Ich zog meine Jacke aus und machte mich an der Spüle zu schaffen, während sie sich mit der Hüfte an die Anrichte lehnte und mir zusah.
    »Was ist los, Charlie?«
    »Was meinst du damit?«
    »Wir schauen die Nachrichten an. Wir haben gesehen, was in deinem alten Haus passiert ist, und wir haben von der Sache mit Jimmy gehört. Das hängt zusammen, nicht wahr?«
    Ich spürte, dass das Wasser in Bewegung geriet. Ich trat einen Schritt zurück und sah zu, wie es im Abfluss verschwand.
    »Hat dein Vater irgendwas dazu gesagt?«
    »Er schien traurig wegen Jimmy zu sein. Sie waren Freunde.«
    »Irgendeine Ahnung, warum sie sich zerstritten haben?«
    Sie schaute weg. »Ich glaube, meinem Vater hat Jimmys Lebenswandel nicht gefallen.«
    »Hat er dir das gesagt?«
    »Nein, ich habe es erraten. Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Was ist los?«
    Ich drehte mich zu ihr um und hielt ihrem Blick stand, bis sie wegschaute.
    »Verdammt«, sagte sie.
    »Wie schon gesagt, ich wäre dir dankbar, wenn ich ein paar Minuten mit Eddie sprechen dürfte.«
    Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn, und ihr Unmut war offenkundig. »Er ist wach, aber noch im Bett. Es wird eine Weile dauern, bis er angezogen ist.«
    »Die Mühe muss er sich nicht machen. Ich kann in seinem Zimmer mit ihm reden. Es dauert nicht lange.«
    Sie schien immer noch zu überlegen, ob es klug sei, mich zu ihm zu lassen. Ich konnte ihr Unbehagen spüren.
    »Du bist heute anders«, sagte sie.
    »Als?«
    »Als beim letzten Mal. Ich glaube, das gefällt mir nicht.«
    »Ich muss mit ihm reden, Amanda. Dann gehe ich wieder, und es spielt keine Rolle, ob du mich jemals gemocht hast.«
    Sie nickte. »Oben. Die zweite Tür auf der rechten Seite. Klopf an, bevor du reingehst.«
    Mein Anklopfen an Eddie Graces Tür wurde mit

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