Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
Vom Netzwerk:
noch gut verstanden, jedenfalls hab ich das geglaubt, aber irgendwas hat sich zwischen uns verändert. Ich nehme an, Jimmy hat mit ihm gesprochen, und er hat Jimmy mir vorgezogen. War mir egal. Scheiß auf ihn. Scheiß auf die beiden.
    Ich habe etwa fünfzehn Jahre lang nichts mehr von ihnen gehört, ich habe auch nicht mehr damit gerechnet. Schließlich waren sie tot, Anmael und die Frau, und ich habe Möglichkeiten gefunden, wie ich auch ohne sie zu meinem Recht kommen konnte.
    Dann sind ein Junge und ein Mädchen bei mir aufgekreuzt. Sie haben in einem Auto gesessen und das Haus beobachtet. Ich war beim Bowling, und meine Frau hat mich angerufen und gesagt, dass sie sich Sorgen macht. Ich bin heimgekommen und habe sofort gewusst, dass sie es waren, ich kann’s beschwören. Ich hab’s gewusst, noch ehe sie mir die Zeichen an ihren Armen gezeigt haben, bevor sie über Sachen geredet haben, die passiert sein mussten, bevor sie geboren waren, über Gespräche, die ich mit Anmael und der Frau vor ihrem Tod geführt habe. Ich konnte es ihnen an den Augen ansehen. Ich habe ihnen erzählt, was es meiner Meinung nach mit dem Jungen auf sich hat, den Will und seine Frau aufgezogen haben, aber anscheinend hatten sie selber auch schon Verdacht geschöpft. Deswegen waren sie zurückgekommen. Sie haben gewusst, dass der Junge noch am Leben war, dass du noch am Leben warst.
    Also hab ich ihnen wieder geholfen, aber du bist trotzdem nicht gestorben.«
    Er schloss die Augen. Ich dachte schon, er wäre eingedöst, aber dann ergriff er wieder das Wort, ohne die Augen zu öffnen.
    »Ich habe geweint, als sich dein alter Herr umgebracht hat«, sagte er. »Ich hab ihn gemocht, obwohl er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. Warum konntest du nicht einfach in der Klinik sterben? Dann wäre die Sache damals zu Ende gewesen. Du willst einfach nicht sterben.«
    Er schlug die Augen wieder auf.
    »Aber dieses Mal ist es anders. Diesmal sind keine Kids hinter dir her, und sie haben aus ihren Fehlern gelernt. Das ist ja das Besondere an ihnen: Sie erinnern sich. Jedes Mal kommen sie dem Erfolg ein bisschen näher, aber jetzt eilt es. Sie wollen, dass du tot bist.«
    »Warum?«
    Er starrte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er wirkte belustigt. »Ich glaube, das wissen sie nicht«, sagte er. »Du könntest genauso gut fragen, warum weiße Blutkörperchen Erreger angreifen. Sie sind darauf gedrillt, eine Gefahr zu bekämpfen und auszuschalten. Aber nicht bei mir. Ich bin geliefert.«
    »Wo sind sie?«
    »Ich habe bloß ihn gesehen. Die andere, die Frau, war nicht da. Er hat auf sie gewartet, wollte, dass sie zu ihm kommt. So sind sie eben. Sie leben füreinander.«
    »Wer ist er? Als was bezeichnet er sich?«
    »Ich weiß es nicht. Er hat’s nicht gesagt.«
    »Er ist hierhergekommen?«
    »Nein, er war bei mir im Krankenhaus, ist aber noch nicht so lange her. Er hat mir Bonbons gebracht. Es war, als ob man einen alten Freund trifft.«
    »Haben Sie ihnen Jimmy ausgeliefert?«
    »Nein, das musste ich nicht. Sie wussten von früher über Jimmy Bescheid.«
    »Wegen Ihnen.«
    »Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?«
    »Für Jimmy hat es eine Rolle gespielt. Wissen Sie, wie sehr er leiden musste, bevor er starb?«
    Eddie winkte abfällig, wollte mir aber nicht in die Augen schauen.
    »Beschreiben Sie ihn.«
    Er bedeutete mir, dass er Wasser brauchte, und ich gab es ihm. Er war beim Sprechen immer heiserer geworden. Jetzt brachte er kaum noch ein Flüstern heraus.
    »Nein«, sagte er. »Das werde ich nicht. Und überhaupt, glaubst du wirklich, das nützt dir was? Ich würde dir nichts verraten, wenn ich der Meinung wäre, es nütze dir was. Ich mache mir nichts aus dir, und mir ist auch egal, was mit Jimmy passiert ist. Ich habe dieses Leben fast hinter mir. Man hat mir eine Belohnung für das versprochen, was ich getan habe.«
    Er hob den Kopf vom Kissen, als wollte er mir ein großes Geheimnis anvertrauen. »Ihr Herr ist gut und freundlich«, sagte er fast wie zu sich selbst, dann ließ er sich erschöpft zurücksinken. Sein Atem wurde flacher, und er döste ein.
    Amanda wartete am Fuß der Treppe auf mich. Ihre Lippen waren so fest zusammengekniffen, dass sie Runzeln um den Mund hatte.
    »Hast du erfahren, was du von ihm wissen wolltest?«
    »Ja. Eine Bestätigung.«
    »Er ist ein alter Mann. Egal, was er früher gemacht hat, er hat durch sein Leiden mehr als genug dafür gebüßt.«
    »Weißt du, Amanda, ich glaube, das stimmt

Weitere Kostenlose Bücher