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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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einem heiseren Krächzen beantwortet. Die Vorhänge in dem Zimmer waren zugezogen, und es stank nach Krankheit und Verfall. Eddie Graces Kopf lag auf zwei großen weißen Kissen. Er trug einen blau gestreiften Pyjama, und das schummrige Licht betonte irgendwie seine blasse Haut, so dass er beinahe zu schimmern schien. Ich schloss die Tür hinter mir und blickte auf ihn hinab.
    »Du bist wiedergekommen«, sagte er. Die Andeutung eines Lächelns spielte um sein Gesicht, aber es wirkte freudlos. Stattdessen hatte es etwas Wissendes, Unangenehmes an sich, etwas Gehäs­siges. »Das hab ich mir schon gedacht.«
    »Warum?«
    Er versuchte nicht einmal zu lügen.
    »Weil sie hinter dir her sind und du Schiss hast.«
    »Wissen Sie, was sie Jimmy angetan haben?«
    »Ich kann’s mir vorstellen.«
    »Er wurde zerschnitten. Er wurde gefoltert und umgebracht, und das nur, weil er seine Geheimnisse gewahrt hat, weil er für meinen Vater und mich ein Freund war.«
    »Er hätte bei der Wahl seiner Freunde vorsichtiger sein sollen.«
    »Vermutlich. Sie waren sein Freund.«
    Eddie lachte leise. Es klang, als würde Luft aus einem Leichnam gequetscht, und roch genauso schlecht. Er bekam davon einen Hustenanfall und deutete auf die geschlossene Plastiktasse mit einem Schnabel, die auf dem Nachttischschrank stand, der gleiche Typ, wie man ihn kleinen Kindern gibt. Ich hielt sie, während er daraus trank. Eine seiner Hände berührte meine, und ich war überrascht, wie kalt sie war.
    »Ich war sein Freund«, sagte Eddie. »Dann musste er deinem Vater und mir erzählen, was mit ihm los ist, und danach wollte ich nichts mehr mit ihm zu tun haben. Er war eine Schwuchtel, kein richtiger Mann. Er hat mich angewidert.«
    »Deshalb wollten Sie nichts mehr mit ihm zu tun haben?«
    »Ich hätte ihm die Eier abgeschnitten, wenn ich’s gekonnt hätte. Ich hätte jedem erzählt, was er war. Er hätte keine Uniform mehr tragen dürfen.«
    »Und warum haben Sie es nicht getan?«, fragte ich.
    »Weil sie es nicht wollten.«
    »Wer wollte es nicht?«
    »Anmael und Samjaza, allerdings haben sie sich nicht so genannt, nicht als sie zum ersten Mal zu mir gekommen sind. Den Namen der Frau hab ich nie erfahren. Sie hat nicht viel gesagt. Der Mann hieß Peter, aber später habe ich seinen richtigen Namen erfahren. Er hat meistens geredet.«
    »Wie haben sie Sie ausfindig gemacht?«
    »Ich hatte meine Schwächen. Nicht so wie Jimmy. Ich hatte männliche Schwächen. Ich mochte sie jung.«
    Er lächelt wieder. Seine Lippen waren gesprungen, die Zähne faulig.
    »Mädchen, keine Jungs«, fuhr er fort. »Niemals Jungs. Sie haben es rausgefunden. So machen sie das, sie finden deine Schwächen raus und verwenden sie gegen dich. Zuckerbrot und Peitsche: Sie haben gedroht, mich bloßzustellen, aber wenn ich ihnen helfen würde, würden sie wiederum mir helfen. Sie sind zu mir gekommen, als dein Vater angefangen hat, sich mit Caroline Carr zu treffen. Ich habe nicht gewusst, was sie waren, damals noch nicht, aber ich hab’s erfahren.« Seine Augen flackerten, und einen Moment lang wirkte er verängstigt. »Oh ja, ich hab’s erfahren. Ich hab ihnen von der Carr erzählt. Ich hab über sie Bescheid gewusst. Ich war eines Tages mit deinem Vater auf Streife, nachdem er sich mit ihr getroffen hat, und ich habe sie zusammen gesehen.
    Anmael wollte wissen, wo sie war. Ich habe nicht gefragt, warum. Ich habe rausgefunden, wo Will sie in Manhattan versteckt hatte. Dann ist Anmael gestorben, und die Frau ist verschwunden. Danach haben sie Caroline Carr ständig woanders untergebracht, dein Vater und Jimmy, aber sie haben es heimlich gemacht. Ich habe Samjaza gesagt, dass sie Jimmy folgen soll, weil dein Vater ihm mehr vertraut hat als irgendeinem andern. Ich habe gedacht, dass sie ihr bloß folgen und vielleicht ihr Kind rauben wollten. Ich war genauso überrascht wie alle andern, als sie sie umgebracht haben.«
    Es war seltsam, aber ich glaubte ihm. Er hatte keinen Grund zu lügen, jetzt nicht mehr, und er wollte keine Absolution. Er sprach davon, als wäre es ein Ereignis, das er miterlebt hatte, aber an dem er nicht beteiligt war.
    »Als Will mit einem kleinen Jungen aus Maine zurückgekommen ist, war ich argwöhnisch. Ich habe über ihre medizinische Vorgeschichte Bescheid gewusst, dass sie Schwierigkeiten hatte, ein Kind zu empfangen und auszutragen. Das ging alles zu glatt. Aber inzwischen hatte ich mich mit Jimmy zerstritten. Mit deinem alten Herrn hab ich mich immer

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