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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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warf unwillkürlich einen Blick in Richtung Badezimmer, das links von ihm war. Er runzelte die Stirn. Auf dem Teppichboden vor der Tür breitete sich ein dunkler Fleck aus.
    »Cassie?«
    Er klopfte einmal.
    »Cassie, bist du da drin?«
    Er öffnete die Tür, und als er noch mit dem Anblick von Cassie Croemers zerschlagenem Gesicht beschäftigt war, drang ein Küchenmesser in seinen Rücken ein und durchbohrte sein Herz.
    Als sie sich davon überzeugt hatte, das Earle Yiu tot war, durchsuchte Emily ihn und fand eine 22er mit einem mit Klebeband umwickelten Griff und fast 700 Dollar in bar. Sie nahm Yius Handy und machte einen Anruf. Als sie ihn beendete, wusste sie, wo und wann Jimmy Gallagher beerdigt werden sollte.
    An der Wohnungstür waren solide Schlösser, die verhindern sollten, dass jemand sie ohne Erlaubnis verließ oder betrat. Emily verriegelte sie alle, schaltete dann den Fernseher aus und saß stumm und reglos auf der Couch, während der Tag in die Nacht überging und die Nacht schließlich in den Morgen.

34
    Suchen Sie den Ort aus, hatte Epstein zu mir gesagt. Suchen Sie den Ort aus, an dem Sie sich ihnen stellen wollen. Ich hätte davonlaufen können. Ich hätte mich verstecken und darauf hoffen können, dass sie mich nicht fanden, aber sie hatten mich immer gefunden. Ich hätte auch nach Maine zurückkehren und ihnen dort entgegentreten können, aber wie hätte ich schlafen können, wenn ich ständig befürchten musste, dass sie hinter mir her waren? Wie hätte ich im Bear arbeiten können, wo ich doch wusste, dass ich mit meiner bloßen Anwesenheit dort womöglich andere in Gefahr brachte?
    Deshalb sprach ich mit Epstein, redete mit Angel und Louis und suchte mir den Ort aus, an dem ich kämpfen wollte.
    Ich würde sie zu mir locken, und dann würden wir die Sache zu Ende bringen.
    Jimmy bekam das Inspektorenbegräbnis: das ganze Brimborium des NYPD , sogar noch besser als das, was mein Vater bekommen hatte. Sechs Streifenpolizisten mit weißen Handschuhen, die Dienstmarken mit schwarzen Bändern verdeckt, trugen den mit einer Flagge drapierten Sarg auf den Schultern aus der St. Dominic’s Roman Catholic Church. Als der Sarg vorbeigetragen wurde, salutierten alte und neue Cops, manche in blauer Ausgehuniform, andere in Altmännermänteln und Pensionärshüten, wie ein Mann. Niemand lächelte, keiner sagte etwas. Alle waren stumm. Vor zwei Jahren war eine stellvertretende Bezirksstaatsanwältin aus Westchester dabei gesehen worden, wie sie mit einem Senator schäkerte und plauderte, als der Leichnam eines getöteten Cops aus einer Kirche in der Bronx getragen wurde, bis ein Polizist sie aufforderte, den Mund zu halten. Sie war dem sofort nachgekommen, doch man hatte den Affront nicht vergessen. Für so etwas gab es feste Regeln, und gegen die verstieß man nur auf eigene Gefahr.
    Jimmy wurde auf dem Holy Cross Cemetery an der Tilden Avenue bestattet, in einem Grab neben seiner Mutter und seinem Vater. Seine ältere Schwester, die mittlerweile in Colorado wohnte, war seine nächste lebende Verwandte. Sie war geschieden und stand mit ihren drei Kindern am Grab, darunter auch Jimmys Neffe Francis, der an dem Abend, an dem in Pearl River die tödlichen Schüsse gefallen waren, zu uns gekommen war, und sie weinte um den Bruder, den sie seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hatte. Die Emerald Society Pipes and Drums spielten »Steal Away«, und niemand sprach schlecht über ihn, obwohl durchgesickert war, was man ihm in den Rücken geschnitten hatte. Manche mochten später vielleicht tuscheln (sollten sie doch, solche Männer waren nicht viel wert). Aber nicht jetzt, nicht an diesem Tag. Heute wollte man seiner als Cop gedenken, und zwar als eines beliebten Cops.
    Und ich war ebenfalls dort und ließ mich sehen, weil mir klar war, dass sie die Trauerfeier beobachteten und darauf hofften, dass ich auftauchen könnte. Ich mischte mich unter die Leute und sprach mit denen, die ich kannte. Nach der Beerdigung ging ich mit Männern, die mit Jimmy und meinem Vater gearbeitet hatten, in eine Bar namens Donaghy’s, wo wir Geschichten über die beiden Männer austauschten und sie Sachen über Will Parker erzählten, für die ich ihn noch mehr liebte, weil sie ihn ihrerseits geliebt hatten. Ich blieb die ganze Zeit über in der Nähe der diversen Gruppen. Ich ging nicht einmal allein aufs Klo und achtete darauf, was ich trank, obwohl ich den Eindruck vermittelte, dass ich mit den anderen mithielt, was die Biere und

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