Der Pakt der Liebenden
Verachtung, aber das waren Typen, die sich ohnehin noch nie viel aus mir gemacht hatten. Die meisten anderen kamen gut damit klar, und einige hatten mir sogar ihr Bedauern bekundet. Weder das eine noch das andere spielte eine große Rolle. Ich war zufrieden damit, die Sache vorerst auf sich beruhen zu lassen. Dadurch hatte ich Zeit und konnte das tun, was ich tun wollte.
»Wissen Sie, Detective, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dass Sie scharf auf mich sind. Vielleicht sollte ich Sie ein paar Leuten vorstellen? Möglicherweise werden Sie dadurch ein bisschen was von der Anspannung los. Oder Sie setzen eine Annonce in den Phoenix . Es gibt allerhand Jungs, die sich nach einem Mann sehnen, der eine Uniform im Schrank hat.«
Hansen stieß einen freudlosen Lacher aus, so als hätte er mit dem Blasrohr einen Giftpfeil auf mich abgeschossen.
»Sie sollten sich Ihren trockenen Humor lieber bewahren«, sagte er. »Jemand, der nach abgestandenem Bier stinkt, wenn er in sein leeres Haus kommt, braucht etwas, über das er lachen kann.«
»Es ist nicht leer«, sagte ich. »Ich habe einen Hund.«
Ich nahm sein Glas. Ich dachte mir, dass er Andrew’s Brown trank, deshalb goss ich ihm nach und stellte es vor ihn hin.
»Geht aufs Haus«, sagte ich. »Wir halten gute Gäste gern bei Laune.«
»Trinken Sie es«, sagte er. »Wir sind fertig miteinander.«
Er zog seine Brieftasche aus der Tasche und legte einen Zwanziger hin.
»Behalten Sie das Wechselgeld. Viel können Sie sich nicht davon kaufen, aber in New York kriegen Sie dafür noch weniger. Wollen Sie mir verraten, was Sie da unten gemacht haben?«
Ich hätte nicht erschrocken sein sollen. Ich war in den letzten Monaten fünfmal von Staatspolizisten auf dem Highway angehalten worden. Auf diese Weise wollte mir jemand klarmachen, dass man mich nicht vergessen hatte. Diesmal hatte mich wahrscheinlich ein Cop am Portland Jetport entweder bei der Abreise nach oder bei der Rückkehr aus New York erkannt und einen Anruf gemacht. Ich musste in Zukunft vorsichtiger sein.
»Ich habe Freunde besucht.«
»Das ist gut. Ein Mann braucht Freunde. Aber wenn ich rausfinde, dass Sie an einem Fall arbeiten, mache ich Sie zur Schnecke.«
Er wandte sich ab, verabschiedete sich von seinen Kollegen und verließ die Bar. Gary kam zu mir, als sich die Tür hinter Hansen schloss.
»Alles okay?«
»Alles bestens.« Ich reichte ihm den Zwanziger. »Ich glaube, er war einer von deinen.«
Gary schaute auf das unberührte Bier.
»Er hat nicht mal sein Bier ausgetrunken.«
»Er ist nicht hergekommen, um was zu trinken.«
»Warum ist er dann hergekommen?«
Gute Frage.
»Wegen der Gesellschaft, nehme ich an.«
6
Ich führte Walter, meinen Labrador-Retriever, aus, als ich kurz nach elf nach Hause kam. Schnee war für ihn nichts Neues mehr, so wie es allen Lebewesen geht, ob Mensch oder Tier, die im Winter länger als eine Woche in Maine zubringen, deshalb schnupperte er nur ein paar Mal lustlos daran, tat das, was er tun musste, machte dann kehrt, lief geradewegs zum Haus zurück und gab mir zu verstehen, dass er lieber wieder in seinen warmen Korb wollte. Er war im letzten Jahr viel reifer geworden. Vielleicht, weil es im Haus ruhiger geworden war als vorher und er sich daran gewöhnt hatte, dass Rachel und Sam nicht mehr bei uns waren. Ich hatte ihn aus einer ganzen Reihe von Gründen gern im Haus – wegen der Sicherheit, weil er mir Gesellschaft leistete und vielleicht auch, weil er eine Verbindung zu dem Familienleben darstellte, das ich nicht mehr hatte. Zwei Familien hatte ich nun verloren: Rachel und Sam an Vermont, Susan und Jennifer an einen Mann, der sie zerfetzt hatte und der wiederum von meiner Hand gestorben war. Aber ich hatte auch ein schlechtes Gewissen, weil ich Walter so oft allein ließ, beziehungsweise bei meinen Nachbarn, den Johnsons. Sie freuten sich, dass sie sich um ihn kümmern konnten, wenn ich nicht da war, aber Bob Johnson war nicht mehr so gut zu Fuß, und einen ausgelassenen Hund auszuführen, verlangte ihm viel ab.
Ich schloss die Türen ab, tätschelte Walter, ging dann zu Bett und versuchte zu schlafen. Aber als es soweit war, hatte ich seltsame Träume, Träume von Susan und Jennifer, die so lebhaft waren, dass ich im Dunkeln aufwachte und davon überzeugt war, jemanden sprechen zu hören. Ich hatte seit vielen Monaten nicht mehr auf diese Weise von ihnen geträumt.
Wie soll ich sie bezeichnen? Was soll ich dazu sagen, selbst
Weitere Kostenlose Bücher