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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Autopsie hatte man festgestellt, dass er vor seinem Tod stark getrunken hatte, und man hatte sein Motorrad in einem Graben am Rande des Feldes gefunden. Es war ein Wunder, hatte der Pathologe gesagt, dass der Junge mit dem vielen Alkohol in seinem Blut mit dem Motorrad überhaupt so weit gekommen sei.
    Und Daniel Faraday war nur das Mädchen eingefallen, Emily, diejenige, für die ihr Sohn nicht gut genug gewesen war.
    Doch dann war der Polizeichef an diesem Nachmittag noch einmal vorbeigekommen, und alles hatte sich geändert. Es sei eine Frage von Winkeln und Krafteinwirkungen, hatte er ihnen erklärt, obwohl er und die Detectives der Staatspolizei angesichts der Wunden, die das Seil auf der Haut hinterlassen hatten, untereinander schon ihren Argwohn geäußert hatten. Am Hals seines Sohnes waren zwei Verletzungen, aber die erste war durch die zweite verdeckt worden, und erst die leitende Rechtsmedizinerin konnte den Verdacht ihres Stellvertreters bestätigen. Zwei Verletzungen: Die erste war dem Jungen zugefügt hatten, als er von hinten gewürgt wurde, während er möglicherweise am Boden lag, jedenfalls den blauen Flecken an seinem Rücken nach zu urteilen, wo sich der Angreifer vermutlich auf ihn gekniet hatte. Diese erste Verletzung war nicht tödlich gewesen, hatte aber zu Bewusstlosigkeit geführt. Der Tod war durch die zweite Verletzung eingetreten. Die Schlinge hatte um den Hals des Jungen gelegen, als man ihn auf die Knie hochzog und das andere Ende des Seils um den Baumstamm schlang. Dann hatten ihn der oder die Mörder nach vorn gedrückt, so dass er langsam erdrosselt worden war.
    Der Polizeichef hatte gesagt, dass es erhebliche Kraft und Mühe gekostet haben musste, den großen, starken Bobby Faraday auf diese Weise zu töten. Man hatte das Seil auf DNA -Spuren untersucht, desgleichen den unteren Teil des Baumes, aber –
    Sie hatten darauf gewartet, dass er fortfuhr.
    Die Person oder Personen, die Bobbys Tod zu verantworten hatten, waren umsichtig gewesen, hatte er ihnen erklärt. Bobbys Haare und Kleidung waren mit Teichwasser und Matsch getränkt worden, die Fingernägel und die Haut an seinen Händen ebenfalls. Damit wollte man offenbar sämtliche Spuren beseitigen, und das war gelungen. Die Behörden würden die Suche nach Bobbys Mörder nicht aufgeben, versicherte er ihnen, aber ihre Aufgabe sei dadurch erheblich schwieriger geworden. Er hatte sie gebeten, diese Auskunft vorerst für sich zu behalten, und sie hatten sich dazu bereiterklärt.
    Als der Polizeichef gegangen war, hatte Daniel seine weinende Frau in die Arme genommen. Er war sich nicht sicher, warum sie weinte, nur überrascht, dass sie überhaupt noch Tränen vergießen konnte. Vielleicht weinte sie, weil das Ganze so schrecklich war oder weil es sie von neuem schmerzte, dass ihr Sohn sich nicht das Leben genommen hatte, sondern dass es ihm andere genommen hatten. Sie sagte es nicht, und er fragte sie nicht. Aber als er spürte, wie ihm die erste Träne über die Wange lief, wurde ihm bewusst, dass er seine Tränen nicht aus Trauer, Entsetzen oder gar Wut vergoss. Er war erleichtert. Ihm wurde klar, dass er eine Art Hass auf seinen Sohn empfunden hatte, weil er sich umgebracht hatte. Er war voller Zorn gewesen wegen seiner selbstsüchtigen Tat, seiner Dummheit, weil er sich in seiner höchsten Not nicht an die gewandt hatte, die ihn liebten. Er hatte seinen Sohn gehasst, weil er sich so ohnmächtig vorkam, weil er seine Eltern die ganze Bürde seines Schmerzes ertragen ließ. In den langen stillen Tagen und Nächten, den endlos langsam verstreichenden Stunden, als er noch geglaubt hatte, sein Sohn sei von eigener Hand gestorben, hatte Daniel über das Grauen dieser Tat nachgedacht. Schmerz, so kam es ihm vor, war eine Art Materie – er konnte nicht erzeugt oder zerstört werden, sondern veränderte lediglich seine Form. Durch den Tod war der Kummer, der Bobby möglicherweise zu so einer Tat getrieben hatte, nicht vergangen, sondern hatte sich lediglich auf die Hinterbliebenen übertragen. Es gab keinen Abschiedsbrief, keine Erklärung, als ob irgendeine Erklärung genügt hätte. Es gab nur unbeantwortete Fragen und das quälende Gefühl, dass sie ihren Sohn im Stich gelassen hatten.
    Zunächst hatte Daniel dem Mädchen die Schuld geben wollen. Bobby war nicht mehr der Alte gewesen, seit sie ihre Beziehung aufgelöst hatte. Trotz seiner Größe und Unbeschwertheit war er sensibel, geradezu weich. Er war schon früher mit Mädchen

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