Der Pakt der Liebenden
schaute ihr in die Augen, als ich ihr die Puppe gab.
»Hey, meine Schöne«, sagte ich. Sie lachte und berührte mein Gesicht.
»Daddy«, sagte sie, und mein Blick wurde freundlicher.
Joan bat mich hinein und bot mir einen Kaffee an. Ich hatte an diesem Tag schon genug Kaffee getrunken, aber dadurch hatte sie wenigstens etwas zu tun. Ansonsten hätten wir einander nur angestarrt oder Sam und Walter als Ablenkung benutzt. Joan entschuldigte sich, dann hörte ich, wie eine Tür geschlossen wurde und sie leise etwas sagte. Ich nahm an, dass sie Rachel anrief. Während sie weg war, spielten Sam und ich mit Walter, und ich lauschte ihrer Mischung aus erkennbaren Wörtern und ihrer ganz eigenen Sprache.
Joan kehrte zurück, goss den Kaffee ein und gab dann für Sam etwas Milch in einen Plastikbecher, worauf wir uns an die Muffins hielten und über gar nichts redeten. Nach etwa zehn Minuten hörte ich draußen ein Auto vorfahren, dann kam Rachel in die Küche, die nervös und ärgerlich wirkte. Sam ging sofort zu ihr, deutete auf den Hund und sagte wieder »Walnuss«.
»Das ist ja eine Überraschung«, sagte Rachel und machte mir damit klar, dass ihr diese Überraschung genauso recht war wie eine Leiche im Bett.
»Eine spontane Entscheidung«, sagte ich. »Tut mir leid, wenn ich deine Pläne durcheinandergebracht habe.«
Obwohl ich mich zusammennahm, wenn auch möglicherweise nicht genug, war mein Tonfall etwas scharf. Rachel nahm es wahr und runzelte die Stirn. Joan, diplomatisch wie eh und je, ging mit Sam und Walter hinaus zum Spielen, während Rachel ihren Mantel auszog und über einen Stuhl warf.
»Du hättest anrufen sollen«, sagte sie. »Wir hätten außer Haus sein können oder sonst wo.«
Sie versuchte ein paar Teller vom Abtropfbrett zu nehmen, ließ es dann aber.
»Also«, sagte sie. »Wie ist es dir ergangen?«
»Ganz okay.«
»Arbeitest du noch im Bear?«
»Ja. Ist gar nicht so übel.«
Sie konnte das gequälte Lächeln ihrer Mutter ganz gut imitieren. »Das freut mich.«
Sie schwieg eine Zeit lang, dann sagte sie: »Wir müssen diese Besuche geregelt kriegen, das ist alles. Es ist ein zu weiter Weg, um aus einer Laune heraus herzukommen.«
»Ich versuche so oft zu kommen, wie ich kann, Rachel, und ich bemühe mich auch, vorher anzurufen. Außerdem war es diesmal nicht nur aus einer Laune heraus.«
»Du weißt genau, was ich meine.«
Wieder schwiegen wir uns an.
»Mom hat gesagt, dass du mich um einen Gefallen bitten willst.«
»Ich möchte, dass ihr Walter zu euch nehmt.«
Zum ersten Mal zeigte sie eine andere Gefühlsregung als Frust und mühsam unterdrückten Ärger.
»Was? Du liebst diesen Hund doch.«
»Ja, aber ich bin nicht oft genug für ihn da. Außerdem liebt er Sam und dich mindestens genauso sehr wie mich. Er ist im Haus eingesperrt, wenn ich arbeite, und ich muss Bob und Shirley ständig bitten, dass sie sich um ihn kümmern, wenn ich nicht in der Stadt bin. Das ist ihm gegenüber nicht fair, und ich weiß, dass deine Mom und dein Dad Hunde lieben.«
Rachels Eltern hatten bis vor kurzem Hunde gehabt, doch ihre beiden alten Collies waren innerhalb weniger Monate gestorben. Seither hatten sie immer wieder davon gesprochen, sich erneut einen Hund zuzulegen, hatten es aber noch nicht über sich gebracht.
Rachels Züge wurden weicher. »Ich muss Mom fragen«, sagte sie, »aber ich glaube, das geht klar. Bist du dir wirklich sicher?«
»Nein«, sagte ich, »aber es ist das Richtige.«
Sie kam zu mir, zögerte kurz und umarmte mich.
»Danke«, sagte sie.
Ich hatte Walters Korb und seine Spielsachen in den Kofferraum gelegt und gab sie Joan, sobald klar war, dass sie bereit war, ihn zu nehmen. Frank, ihr Mann, war geschäftlich unterwegs, aber sie wusste, dass er nichts dagegen haben würde, zumal es Sam und Rachel glücklich machte. Walter schien zu wissen, was vor sich ging. Er lief hinter seinem Korb her, und als er sah, dass er in die Küche gestellt wurde, begriff er, dass er hierbleiben würde. Er leckte meine Hand, als ich aufbrach, dann setzte er sich neben Sam und gab damit zu erkennen, dass er sich wieder als ihr Aufpasser betrachtete.
Rachel begleitete mich zum Auto.
»Ich bin nur neugierig«, sagte sie. »Aber wie kommt es, dass du so oft weg bist, wenn du im Bear arbeitest?«
»Ich untersuche etwas«, erwiderte ich.
»Wo?«
»In New York.«
»Du solltest nicht arbeiten. Sonst bekommst du möglicherweise deine Lizenz nicht zurück.«
»Es ist nichts
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