Der Pakt der Liebenden
weiterzuziehen.
Emily lief seit Jahren vor dem Ding davon, das sie verfolgte. Sie konnte sich immer besser vor ihm verstecken, aber nicht gut genug, um sich für immer verbergen zu können. Irgendwann, so befürchtete sie, würde es sie schnappen.
Es würde sie schnappen und vernichten.
8
Ich hatte am nächsten Tag frei und konnte dadurch zum ersten Mal sehen, wie unruhig Walter geworden war. Er kratzte an der Tür, damit man ihn hinausließ, dann bettelte er nur Minuten später darum, wieder hereingelassen zu werden. Allem Anschein nach wollte er nicht zu lange von meiner Seite weichen, hatte aber Mühe zu schlafen. Als Bob Johnson rüberkam, um Hallo zu sagen, wollte Walter nicht zu ihm gehen, nicht einmal, als Bob ihm einen Hundekuchen aus seiner Hosentasche anbot.
»Wissen Sie«, sagte Bob, »genauso war er, als Sie in New York waren. Ich dachte, vielleicht kränkelt er an dem Wochenende einfach, aber anscheinend ist es nicht besser geworden.«
Ich brachte Walter an diesem Nachmittag zur Tierärztin, aber die konnte nichts feststellen.
»Ist er häufig längere Zeit allein?«, fragte sie mich.
»Na ja, ich arbeite, und manchmal bin ich ein, zwei Nächte von zu Hause weg. Die Nachbarn kümmern sich um ihn, wenn ich nicht da bin.«
Sie tätschelte Walter. »Ich vermute, dass er das nicht mag. Er ist noch jung. Er braucht Gesellschaft und Anregungen. Er braucht feste Gewohnheiten.«
Zwei Tage später traf ich eine Entscheidung.
Es war Sonntag, und ich war früh unterwegs und hatte Walter neben mir auf dem Vordersitz, wo er abwechselnd döste und zusah, wie die Welt vorüberhuschte. Ich war noch vor Mittag in Burlington, hielt bei einem Spielzeugladen, um eine Stoffpuppe für Sam zu kaufen, und besorgte mir bei einer Bäckerei ein paar Muffins. Danach trank ich an der Church Street einen Kaffee und las die New York Times, während Walter zu meinen Füßen lag. Rachel und Sam wohnten nur zehn Minuten außerhalb der Stadt, aber ich blieb noch ein bisschen in dem Lokal. Ich konnte mich nicht auf die Zeitung konzentrieren. Stattdessen streichelte ich Walter, der vor Vergnügen die Augen schloss.
Eine Frau, deren rote Haare offen auf die Schultern fielen, kam aus der Galerie auf der anderen Straßenseite. Rachel lächelte, aber nicht meinetwegen. Hinter ihr war ein Mann, der irgendetwas sagte, das sie zum Lachen brachte. Er wirkte älter als sie, gemütlich und beleibt. Er legte ihr die Hand aufs Kreuz, als sie nebeneinander herliefen. Walter entdeckte Rachel und versuchte schwanzwedelnd aufzustehen, aber ich hielt ihn am Halsband fest. Ich faltete die Zeitung zusammen und warf sie beiseite.
Das würde ein schlechter Tag werden.
Als ich zum Grundstück von Rachels Eltern kam, spielte Joan, ihre Mutter, vor dem Haus mit Sam Ball. Sam war jetzt zwei, kannte die Namen ihrer Lieblingsspeisen und wusste, was »mein« bedeutete, was sie für so ziemlich alles benutzte, das sie mochte, von den Keksen anderer Leute bis zu manchen Bäumen. Ich beneidete Rachel darum, dass sie miterleben konnte, wie Sam sich entwickelte. Ich bekam das immer nur sporadisch zu sehen, wie bei einem ruckeligen Film, aus dem wichtige Bilder geschnitten worden sind.
Sam erkannte mich, als ich aus dem Auto stieg. Genau genommen glaube ich, dass sie Walter vor mir erkannte, denn sie rief eine verstümmelte Version seines Namens, die wie »Walnuss« klang, und breitete die Arme aus. Sie hatte vor Walter noch nie Angst gehabt. Was Sam anging, fiel Walter unter die Kategorie »mein«, und Walter, so vermutete ich, betrachtete Sam in etwa genauso. Er sprang auf sie zu, wurde aber langsamer, als er nur mehr ein paar Schritte entfernt war, damit er sie nicht umwarf. Sie schlang die Arme um ihn. Nachdem er sie ein paar Mal abgeleckt hatte, legte er sich hin, sie durfte auf ihn fallen, und er wedelte fröhlich mit dem Schwanz.
Selbst wenn Joan einen Schwanz gehabt hätte, glaube ich nicht, dass sie damit gewedelt hätte. Sie rang sich ein Lächeln ab, als ich auf sie zuging, und küsste mich kurz auf die Wange.
»Wir haben dich nicht erwartet«, sagte sie. »Rachel ist in der Stadt. Ich weiß nicht genau, wann sie zurückkommt.«
»Ich kann warten«, sagte ich. »Außerdem bin ich gekommen, weil ich Sam sehen und um einen Gefallen bitten wollte.«
»Einen Gefallen?« Das Lächeln wurde wieder schmaler.
»Das hat Zeit, bis Rachel zurück ist.«
Sam ließ Walter los, tapste auf mich zu und schlang die Arme um mein Bein. Ich hob sie hoch und
Weitere Kostenlose Bücher