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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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sich in Bewegung, als sich Emily umdrehte, um zu gehen, aber sie war zu schnell für ihn. Er bekam mit den Fingerspitzen noch ihren Rock zu fassen, doch dann geriet er auf der Verandatreppe ins Stolpern und fiel auf die Knie. Bis er sich wieder aufgerappelt hatte, rannte sie bereits die Straße entlang. Er versuchte ihr zu folgen, aber seine Beine taten weh, und er war durch den Sturz erschrocken. Er lehnte sich ans Tor, hatte das Gesicht vor Schmerz und Verzweiflung verzerrt, während seine Frau ihn an der Schulter hielt und ihm Fragen stellte, die er nicht beantworten konnte.
    Daniel rief bei der Polizei an, sobald er wieder im Haus war. Die Telefonistin notierte sich seinen Namen und die Telefonnummer und versprach, seine Nachricht an den Chef weiterzuleiten. Er erklärte ihr, dass es dringend sei, und wollte, dass sie ihm Dashuts Handynummer gab, aber sie teilte ihm mit, der Chef sei nicht in der Stadt und habe ausdrücklich befohlen, dass er zumindest an diesem Abend nicht gestört werden dürfe. Zu guter Letzt versprach sie dann doch, den Chef anzurufen, sobald Daniel die Leitung freigegeben habe. Da ihm nichts anderes übrigblieb, dankte ihr Daniel und legte auf.
    Der Polizeichef rief an diesem Abend nicht zurück, obwohl die Telefonistin ihn von Daniel Faradays Anruf verständigt hatte. Er amüsierte sich mit seiner Familie auf einer Party anlässlich des vierzigsten Geburtstags seines Bruders und war der Meinung, dass er sich das verdient habe. Er hatte Daniel Faraday und seiner Frau nicht alles mitgeteilt, was er in Erfahrung gebracht hatte. An diesem Morgen hatte einer seiner Männer den Polizeichef auf den Fuß des Baumes aufmerksam gemacht, an dem Bobby Faraday gestorben war. Die Kids, die im Lauf der Jahre dort hingegangen waren, um herumzumachen, hatten dort Initialen in die Rinde geritzt und ihn in ein Zeugnis von Liebe und Lust verwandelt, das sowohl vergänglich als auch unsterblich war.
    Aber noch etwas anderes war in die Rinde eingekerbt worden, und zwar erst unlängst, nach der Farbe des bloßgelegten Holzes zu schließen – eine Art Zeichen, wie es Dashut noch nie zuvor gesehen hatte.

    Er sorgte dafür, dass ein Foto davon gemacht wurde, und hatte sich vorgenommen, tags darauf jemanden um Rat zu fragen. Das Zeichen könnte natürlich gar nichts bedeuten und nicht das Geringste mit dem Mord an Faraday zu tun haben, aber dass es sich am Tatort befand, beunruhigte ihn. Auf der Party versuchte er nicht daran zu denken, doch es ging ihm wieder durch den Kopf, und er ertappte sich dabei, wie er es mit einem feuchten Finger auf den Tisch zeichnete, so als könnte es ihm dadurch seine Bedeutung kundtun.
    Als die Party zu Ende ging, war es bereits nach zwei. Daniel Faraday, so beschloss der Polizeichef, musste bis zum Morgen warten.
    Daniel Faraday und seine Frau starben in dieser Nacht. Sämtliche Düsen des Gasherds waren voll aufgedreht. Die Fenster, die Vorder- und die Hintertür waren perfekt eingepasst, denn Daniel arbeitete in leitender Stellung bei einem der örtlichen Versorgungsbetriebe und wusste, was es gerade im Winter kostete, wenn sie nicht dicht waren, und so konnte kein Gas entweichen. Allem Anschein nach hatte es sich seine Frau irgendwann anders überlegt (entweder das, oder es handelte sich nicht um einen Selbstmord im beiderseitigen Einvernehmen, sondern sie war von ihrem Mann ermordet worden, der sich danach das Leben genommen hatte), denn ihre Leiche wurde auf dem Schlafzimmerboden gefunden. Auf dem Küchentisch stand ein Foto von den Faradays mit ihrem Sohn, daneben ein Strauß Winterblumen. Man nahm an, dass sie sich aus Kummer umgebracht hatten, und der Polizeichef machte sich schwere Vorwürfe, weil er nicht zurückgerufen hatte. Umso entschlossener war er, denjenigen zu finden, der für Bobby Faradays Tod verantwortlich war, aber angesichts von drei mutmaßlichen Selbstmorden in einer Familie kam er allmählich auch ins Grübeln, zumal sich bei einem bereits herausgestellt hatte, dass der erste Anschein getrogen hatte.
    Emily packte ihre Taschen, nachdem sie die Faradays verlassen hatte. Seit Bobby vermisst worden war, hatte sie sich darauf vorbereitet, die Stadt zu verlassen, da sie irgendwie spürte (auch wenn sie es nicht laut aussprach), dass Bobby nicht zurückkehren würde, dass ihm irgendetwas Schreckliches zugestoßen war. Die Entdeckung seiner Leiche und die Todesart bestätigten ihr nur, was sie bereits wusste. Man hatte sie gefunden. Es war höchste Zeit

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