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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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weit auf den Rücken drehte, dass er mit Stirn und Knien zugleich auf dem Boden aufschlug. Anschließend geleitete sie ihn zur Tür, stieß ihn in den Schnee und warf ihm seine Klamotten hinterher. Seine Freunde waren einen Moment lang versucht, ihren Unmut kundzutun, aber das Eingreifen der anderen Cops aus Portland, die mit Hillary etwas getrunken hatten, ersparte es ihr, auch ihnen in den Arsch zu treten.
    Als sich alle wieder beruhigt hatten und niemand verletzt war, der es nicht verdient hatte, holte ich Bierkästen aus dem Lagerraum und verstaute die Flaschen in den Kühlschränken. Es war eine Stunde vor Feierabend, aber es sah nicht so aus, als käme noch ein unerwarteter Ansturm, und auf diese Weise sparte ich später Zeit. Ich schleppte gerade den dritten Kasten, als ich den Mann sah, der sich ans andere Ende der Bar gesetzt hatte. Er trug das gleiche Tweedsakko und hatte ein aufgeschlagenes Notizbuch neben seiner rechten Hand liegen. Für diesen Teil der Bar war Gary zuständig, aber als er loszog, um den Neuankömmling zu bedienen, bedeutete ich ihm, dass ich mich darum kümmern würde, worauf er sich wieder zu Jackie Garner begab, den er allem Anschein nach ins Herz geschlossen hatte, was ich etwas beunruhigend fand. Obwohl Jackie gerade versuchte, mit einer hübschen, aber ziemlich schüchternen rothaarigen Mittvierzigerin ins Gespräch zu kommen, war er dankbar für Garys Gesellschaft. Jackie kam mit Frauen nicht gut klar. Genau genommen konnte ich mich nicht entsinnen, dass Jackie jemals mit einer Frau gegangen war. Wenn ihn eine Vertreterin des anderen Geschlechts ansprach, setzte er für gewöhnlich eine verdutzte Miene auf, wie ein Kind, das man in einer fremden Sprache anredet. Jetzt war er errötet, desgleichen die Rothaarige. Es sah so aus, als fungiere Gary als Mittelsmann, um das Gespräch im Gang zu halten. Wenn er ihnen nicht beigesprungen wäre, würden sie einander möglicherweise anschweigen oder, wenn sie noch mehr erröteten, einfach platzen.
    »Wie geht es Ihnen?«, sagte ich zu dem Mann mit dem Notizbuch. »Wollen Sie wieder was trinken?«
    »Ich glaube schon«, erwiderte er. Er streifte sein Sakko ab. Seine Hemdsärmel waren bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, der Schlipsknoten war gelockert und der oberste Knopf seines weißen Hemdes offen. Trotz des legeren Äußeren machte er den Eindruck, als wollte er sich jeden Moment ernsthaft an die Arbeit machen.
    »Was darf ich Ihnen bringen?«
    »Bloß einen Kaffee bitte.« Als ich mit einer Tasse frisch aufgebrühtem Kaffee, Sahne und Süßstoff zurückkam, lag eine Karte neben dem Notizbuch. Ich stellte alles auf die Karte, ohne darauf zu achten, was dort stand.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte der Mann. Er nahm seine Tasse hoch, griff nach der Karte und reichte sie mir. Ich nahm sie, las sie und legte sie wieder auf die Bar.
    »Hübsche Karte«, sagte ich, und das war sie auch. Sein Name, Michael Wallace, war in Gold geprägt, dazu eine Postfachnummer in Boston, zwei Telefonnummern, eine E-Mail-Adresse und eine Website. Der Karte zufolge war er »Schriftsteller und Reporter« von Beruf.
    »Behalten Sie sie«, sagte er.
    »Nein danke.«
    »Ernsthaft.«
    Er hatte eine entschlossene Miene, die mir nicht gefiel, wie Cops, wenn sie einem Verdächtigen auflauern, der noch nichts davon mitbekommen hat.
    »Ernsthaft?« Sein Tonfall passte mir nicht.
    Er griff in seine Aktentasche und holte zwei Taschenbücher her­aus. Ich meinte, das erste schon mal in Buchhandlungen gesehen zu haben. Es war ein Sachbuch über einen Mann in Kalifornien, der seine Frau und die beiden Kinder umgebracht hatte und beinahe davongekommen wäre, weil er behauptete, sie wären ertrunken, als sie mit ihrem Boot in einen Sturm gerieten. Möglicherweise hätte man ihm das abgenommen, wenn nicht ein Labortechniker winzige Chemikalienspuren in dem Salzwasser entdeckt hätte, das man in ihrer Lunge fand, und feststellte, dass sie mit Chemikalienflecken aus der Spüle in der Pantry des Bootes übereinstimmten, was wiederum darauf hindeutete, dass der Mann alle drei Opfer in der Spüle ertränkt hatte, bevor er die Leichen über Bord warf. Er begründete die Morde, die er schließlich gestand, damit, dass sie »nie pünktlich waren«. Das zweite Buch schien ein älteres Werk zu sein, der übliche Serienkillerwälzer, in dem es um Sexualmorde ging. Der Titel war fast so reißerisch wie das Thema. Er lautete Blut auf den Laken .
    »Das bin ich«, sagte er, was eigentlich

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