Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
Vom Netzwerk:
besser gekleidet bin ich auch.«
    Ich kam wieder auf meinen Vater zu sprechen. »Haben Sie eine Ahnung, warum mein Vater diese Kids erschossen haben könnte?«
    »Nicht die geringste, aber wie schon gesagt, es hat allerhand dazu gehört, damit Will rot sah. Die müssen ihm richtig übel gekommen sein.«
    Er trank wieder einen Schluck Wasser und hielt sich die linke Hand unters Kinn, um nichts zu verschütten. Als er das Glas absetzte, atmete er schwer, und mir wurde klar, dass mir nicht mehr viel Zeit mit ihm blieb.
    »Wie war er in den Tagen, bevor es passiert ist? Ich meine, hat er unglücklich gewirkt oder abgelenkt?«
    »Nein, er war so wie immer. Da war nichts. Aber andererseits hab ich ihn in der Woche nicht oft gesehen. Er hatte die Tour von acht bis vier, ich die von vier bis zwölf. Wir haben uns begrüßt, wenn wir uns begegnet sind, aber das war’s auch schon. Nein, er war in dieser Woche mit Jimmy Gallagher zusammen. Mit ihm solltest du reden. Er war an dem Tag, an dem es zu der Schießerei kam, mit deinem Vater zusammen.«
    »Was?«
    »Jimmy und dein alter Herr, die haben doch an Jimmys Geburtstag immer zusammengegluckt. Haben sie sich nie entgehen lassen.«
    »Er hat mir erzählt, dass sie sich an diesem Tag nicht gesehen haben. Jimmy hatte frei. Er hatte eine Festnahme gemacht, sagte er, irgendeine Drogensache.«
    Für eine Festnahme gab es als Belohnung einen freien Tag. Man füllte einen »28er« aus und reichte ihn beim Bürohengst des Reviers ein, dem Mann des Captain. Die meisten Cops steckten ihm ein paar Dollar zu oder vielleicht auch eine Flasche Chivas, die sie sich verdienten, wenn sie einen Schnapsladenbesitzer zur Bank begleiteten, um sicherzugehen, dass sie sich einen schönen Tag machen konnten. Es war einer der Vorteile, wenn man den Papierkram des Reviers erledigte.
    »Kann schon sein«, sagte Eddie, »aber sie waren an dem Tag beisammen, an dem dein Vater diese Kids erschossen hat. Ich kann mich noch genau dran erinnern. Jimmy ist vorbeigekommen, um sich mit deinem Vater zu treffen, als er vom Dienst kam.«
    »Sind Sie sich sicher?«
    »Selbstverständlich bin ich mir sicher. Er ist zum Revier gekommen. Ich habe Will sogar gedeckt, damit er zeitig gehen konnte. Die wollten erst im Cal’s was trinken und dann im Anglers’ Club weitermachen.«
    »Dem was?«
    »Dem Greenwich Village Anglers’ Club. An der Horatio Street, das war eine Art Privatclub, nur für Mitglieder. Ein Vierteldollar die Dose.«
    Ich lehnte mich zurück. Jimmy hatte mir versichert, dass er an dem Tag, an dem die Schießerei stattfand, nicht mit meinem Vater zusammen gewesen war. Jetzt behauptete Eddie Grace das glatte Gegenteil.
    »Sie haben Jimmy also im Revier gesehen?«
    »Bist du taub? Das hab ich doch gesagt. Ich habe gesehen, wie er sich mit deinem alten Herrn getroffen hat, habe sie zusammen gehen sehen. Hat er dir was anderes erzählt?«
    »Ja.«
    »Ha«, sagte Grace erneut. »Vielleicht kann er sich nicht mehr richtig dran erinnern.«
    Mir kam ein Gedanke. »Eddie, sind Sie und Jimmy miteinander in Kontakt geblieben?«
    »Nein, eher nicht.« Er verzog abfällig den Mund. Das gab mir zu denken. Irgendwas war da los, irgendwas zwischen Jimmy und Eddie.
    »Er weiß aber, dass Sie wieder in Pearl River sind?«
    »Möglicherweise, wenn’s ihm jemand gesagt hat. Besucht hat er mich aber nicht, falls du das meinst.«
    Mir fiel auf, wie angespannt ich war, dass ich mich vorgebeugt hatte. Eddie bemerkte es ebenfalls.
    »Ich bin alt und todkrank«, sagte er. »Ich habe nichts zu verbergen. Ich habe deinen Vater gemocht. Er war ein guter Cop. Jimmy war auch ein guter Cop. Ich weiß nicht, aus welchem Grund er dich hinsichtlich deines Vaters anlügen sollte, aber du kannst ihm sagen, dass du mit mir geredet hast. Wenn du willst, kannst du ihm bestellen, dass ich gesagt habe, er soll die Wahrheit sagen.«
    Ich wartete. Es kam nichts mehr.
    »Ich weiß nicht, was du dir von dem hier versprichst«, sagte Eddie. »Dein Vater hat das getan, was man ihm vorgeworfen hat. Er hat diese beiden jungen Leute erschossen, und danach hat er sich erschossen.«
    »Ich will wissen, warum.«
    »Vielleicht gibt’s kein Warum. Kommst du damit klar?«
    »Solange ich’s versucht habe.«
    Ich überlegte, ob ich ihm noch mehr erzählen sollte, fragte aber stattdessen: »Sie hätten es doch gewusst, wenn mein Vater … rumgevögelt hätte, stimmt’s?«
    Eddie zuckte leicht zusammen, dann lachte er. Er bekam davon einen weiteren

Weitere Kostenlose Bücher