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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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aufsehenerregendsten Fälle tauchte sein Name für gewöhnlich nur irgendwo im Kleingedruckten auf. Es war fast so, als gäbe es eine Art geheime Absprache, wenn es um ihn ging, ein stillschweigendes Einverständnis, dass seine Rolle heruntergespielt werden sollte.
    Und das waren nur die Sachen, die an die Öffentlichkeit gedrungen waren. Wallace hatte bereits mehr als nur ein bisschen herumgeschnüffelt, und Parkers Name war in Zusammenhang mit einigen Vorkommnissen im Norden des Staates New York gefallen, bei denen es um die Russenmafia ging, so jedenfalls lautete die Geschichte. Mickey hatte es geschafft, einen einheimischen Cop in Massena bei ein paar Bieren zum Reden zu bringen, und ihm war klar geworden, dass da irgendetwas unter allen Umständen vertuscht werden sollte, aber als er am nächsten Tag noch einmal mit dem Cop sprechen wollte, hatte man ihn aus der Stadt gejagt und unmissverständlich davor gewarnt, noch mal zurückzukommen. Danach war die Spur abgerissen, aber Mickeys Neugier war geweckt.
    Er roch Blut, und Blut verkaufte Bücher.

13
    Emily Kindler verließ die kleine Stadt, in der sie seit einem Jahr lebte, kurz nach der Beerdigung der Eltern ihres toten Freundes. Bei der gerichtlichen Untersuchung wollte man sich bezüglich der Ursache ihres Todes nicht festlegen, aber in der Stadt ging man davon aus, dass sie sich das Leben genommen hatten, obwohl sich Polizeichef Dashut fragte, warum sie es getan hatten, bevor sie ihren Sohn zu Grabe tragen konnten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Eltern ihrem Kind nicht die letzte Ehre erweisen wollten, egal, wie traumatisiert sie auch sein mochten. Er stellte das Urteil sowohl persönlich als auch in aller Öffentlichkeit in Frage, denn seiner Meinung nach bestand ein Zusammenhang zwischen dem Tod der Eltern und dem Mord an ihrem Sohn, und dementsprechend ermittelte er auch.
    Es gab keinerlei Zweifel daran, dass Emily Kindler über ihren Tod schockiert war. Einer der einheimischen Ärzte hatte ihr Be­ruhigungsmittel geben müssen, und man befürchtete, dass sie möglicherweise in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden müsste. Sie hatte dem Polizeichef mitgeteilt, dass sie die Faradays am Abend vor ihrem Tod besucht hatte und vor allem Daniel Faraday zutiefst erschüttert gewirkt habe, aber nichts habe darauf hingedeutet, dass die beiden Selbstmord begehen wollten.
    Der einzige Hinweis, den man bislang zum Mord an Bobby ­Faraday hatte, kam von der Staatspolizei, die herausgefunden hatte, dass Bobby Faraday zwei Wochen vor seinem Tod in einer Bar in Mackenzie, etwa acht Meilen außerhalb der Stadt, in eine Auseinandersetzung geraten war. Die fragliche Bar, eine unmittelbar an der Straße gelegene Spelunke, war vor allem bei Bikern beliebt, und allem Anschein nach war Bobby betrunken gewesen und hatte ein Mädchen angemacht, das hin und wieder mit Mitgliedern der Crusaders verkehrte, einer Bikergang. Die Crusaders stammten aus Südkalifornien, hatten sich aber bis Oklahoma und Georgia ausgebreitet. Es war zu einem Wortwechsel gekommen, dann flogen die Fäuste, und Bobby war auf den Parkplatz geworfen worden, wo man ihn mit einem Arschtritt nach Hause schickte. Er hatte Glück, dass man ihn nicht schlimmer zugerichtet hatte, aber jemand in der Bar, der Bobby kannte, hatte sich für ihn eingesetzt und erklärt, dass er bloß ein Junge sei, der es nicht besser wisse, ein Junge zudem, der durch das Ende einer Beziehung zutiefst verletzt sei. Der gesunde Menschenverstand hatte sich schließlich durchgesetzt – nun ja, der gesunde Menschenverstand und die Staatspolizisten, die zufällig in einem Streifenwagen vorfuhren, als die Crusa­ders gerade darüber diskutierten, ob man Bobby nicht eine schwere Abreibung verpassen sollte, um ihn von seinen Seelenqualen ab­zulenken. Die Crusaders waren eine üble Bande, aber der Polizeichef konnte sich nicht vorstellen, dass sie einen Jungen erdrosselten, nur weil er sich mit ihnen angelegt hatte. Trotzdem hatten die Detectives der Staatspolizei das Gefühl, dass es sich lohnte, der ­Sache nachzugehen, weshalb sie jetzt mit Unterstützung des FBI hinter den Crusaders her waren. Dashut hatte die Staatspolizei auf das in den Baum geritzte Zeichen aufmerksam gemacht, worauf man weitere Fotos geknipst hatte, aber er hatte nichts mehr davon gehört.
    Emily Kindler war zu dem Zeitpunkt, als ihr früherer Freund vermutlich ermordet worden war, allein zu Hause gewesen, was wiederum hieß, dass sie kein Alibi hatte,

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