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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Morgenmantels ab.
    »Tut mir leid«, sagte er sichtlich betreten. »Nur wenn jemand Neues kommt, vergesse ich, wie wenig Würde mir noch geblieben ist. Weißt du, was ich vom Leben gelernt habe? Werde nicht alt. Vermeide es, solange du kannst. Krank zu werden hilft einem auch nicht weiter.«
    Er schien wegzudösen und bekam einen Moment lang schwere Augen.
    »Eddie«, sagte ich leise. »Ich wollte mit Ihnen über Will sprechen.«
    Er schnaubte und konzentrierte sich wieder auf mich. »Yeah, Will. Einer von den Guten.«
    »Sie waren sein Freund. Ich habe gehofft, dass Sie mir etwas darüber erzählen können, was passiert ist, wie es passiert ist.«
    »Nach all der Zeit?«
    »Nach all der Zeit.«
    Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch.
    »Er hat immer alles ganz ruhig geregelt, dein alter Herr. Er konnte die Leute überreden, weißt du? Das war sein Ding. Ist nie richtig wütend geworden. War nie aufbrausend. Sogar der Wechsel vom Neunten nach Uptown war seine Entscheidung. Hat ihm wahrscheinlich in seiner Beurteilung nicht viel gebracht, dass er frühzeitig um eine Versetzung gebeten hat, aber er wollte ein ruhigeres Leben haben. Niemals, nicht in einer Million Jahre hätte ich ausgerechnet ihm so was zugetraut, was er gemacht hat.«
    »Wissen Sie noch, warum er um die Versetzung gebeten hat?«
    »Ach, er ist mit einem von den hohen Tieren im Neunten nicht zurechtgekommen, sowohl er als auch Jimmy. Die waren vielleicht ein Team, die beiden. Wenn der eine vorangegangen ist, ist ihm der andere gefolgt. Die haben es fertiggebracht, jedem ans Bein zu pinkeln, auf den’s ankam. Das war die Kehrseite von deinem Vater. Er hatte einen Teufel in sich, aber meistens hat er ihn im Zaum gehalten. Jedenfalls gab’s im Neunten einen Sergeant namens Bennett. Hast du schon mal von ihm gehört?«
    »Nein, noch nie.«
    »Hat sich nicht lange gehalten. Er und dein Vater sind aneinandergeraten, und Jimmy hat Will unterstützt, so wie immer.«
    »Wissen Sie noch, warum sie nicht miteinander zurechtkamen?«
    »Nee. Haben rein charakterlich nicht zusammengepasst, glaube ich. So was kommt vor. Außerdem hatte Bennett Dreck am Stecken, und dein Vater hat nicht viel von Cops gehalten, die Dreck am Stecken hatten, egal wie viele Streifen sie haben. Jedenfalls ist Bennett dahintergekommen, wie er den Teufel in deinem Vater rauslocken kann. Eines Abends sind die Fäuste geflogen, und so was hat man nicht gemacht, wenn man in Uniform war. Es sah schlecht aus für Will, aber einen guten Cop zu verlieren konnte man sich nicht leisten. Ich nehme an, seinetwegen wurden ein paar Anrufe gemacht.«
    »Von wem?«
    Eddie zuckte die Achseln. »Wenn man mit andern Leuten richtig umgeht, schulden sie einem ein paar Gefallen. Dein alter Herr hatte Freunde. Man hat eine Lösung gefunden.«
    »Die darin bestand, dass mein Vater um seine Versetzung bittet.«
    »Genauso war’s. Er war ein Jahr in der Wildnis, bis Bennett von der Knapp-Kommission Prügel bezogen hat, weil er ein Fleischfresser war.«
    Bei der Knapp-Kommission, die Anfang der siebziger Jahre die Korruption bei der Polizei untersuchte, gab es zwei Bezeichnungen für korrupte Cops: die »Grasfresser«, die sich mit Zehnern und Zwanzigern schmieren ließen, und die »Fleischfresser«, die Dealern und Luden größere Summen abknöpften.
    »Und als Bennett weg war, ist mein Vater zurückgekehrt?«
    »So was Ähnliches.« Eddie bewegte die Finger, als bediente er die Wählscheibe eines Telefons.
    »Ich wusste gar nicht, dass mein Vater solche Freunde hatte.«
    »Er vielleicht auch nicht, bis er sie gebraucht hat.«
    Ich beließ es dabei.
    »Können Sie sich noch an die Schießerei erinnern?«, fragte ich.
    »Ich weiß bloß noch, dass ich davon gehört habe. Ich hatte in dieser Woche die Tour von vier bis zwölf. Ich und mein Partner, wir haben uns mit zwei anderen Jungs, Kloske und Burke, auf einen Kaffee getroffen. Sie waren im Revier gewesen, als der Anruf einging. Als ich deinen Vater das nächste Mal gesehen habe, lag er in der Kiste. Die haben gute Arbeit bei ihm geleistet. Er sah aus wie immer, ganz der Alte, nehme ich an. Manchmal lassen einen diese Einbalsamierer wie ’ne Wachspuppe aussehen.« Er versuchte zu lächeln. »Mir gehen solche Sachen durch den Kopf, wie du dir wahrscheinlich vorstellen kannst.«
    »Die werden das bei Ihnen schon richtig machen«, sagte ich. »Amanda lässt nichts anderes zu.«
    »Ich sehe tot wahrscheinlich besser aus als lebendig, wenn es nach ihr geht. Und

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