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Der Pakt der Liebenden

Der Pakt der Liebenden

Titel: Der Pakt der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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überflüssig war. »Michael Wallace. Das ist mein Beruf. Ich schreibe Sachbücher über Verbrechen.« Er streckte die Hand aus. »Meine Freunde nennen mich Mickey.«
    »Wir werden keine Freunde werden, Mr. Wallace.«
    Er zuckte die Achseln, als hätte er damit gerechnet.
    »Es geht um Folgendes, Mr. Parker. Ich habe viel über Sie gelesen. Sie sind ein Held. Sie haben einige ziemlich üble Leute zur Strecke gebracht, aber bis jetzt hat niemand die ganze Geschichte über Sie und was Sie getan haben aufgeschrieben. Ich möchte ein Buch über Sie schreiben. Ich möchte Ihre Geschichte erzählen: den Tod Ihrer Frau und Ihres Kindes, die Art und Weise, wie Sie den Mann, der dafür verantwortlich war, gejagt haben, wie Sie seitdem andere gejagt haben, die so ähnlich waren wie er. Ich habe bereits einen Verleger dafür und einen Titel. Es wird Der rächende Engel heißen. Gut, finden Sie nicht?«
    Ich antwortete nicht.
    »Jedenfalls ist der Vorschuss hoch – eine Summe im mittleren fünfstelligen Bereich, was für so ein Werk nicht schlecht ist –, aber ich werde ihn mit Ihnen teilen, wenn Sie mit mir zusammenarbeiten. Die Tantiemen können wir aushandeln. Mein Name wird auf dem Cover stehen, aber es wird Ihre Geschichte sein, so wie Sie sie erzählen wollen.«
    »Ich will meine Geschichte nicht erzählen, Sir. Das Gespräch ist vorbei. Der Kaffee geht auf mich, aber ich rate Ihnen, nicht länger dazubleiben.«
    Ich wandte mich ab, aber er redete weiter.
    »Ich glaube, Sie haben das nicht recht verstanden, Mr. Parker. Ich will Ihnen nicht an den Karren fahren, aber ich werde dieses Buch schreiben, egal, ob Sie mir dabei helfen oder nicht. Viele Unterlagen über Sie sind öffentlich zugänglich, und ich werde noch mehr herausfinden, wenn ich erst mit den Interviews anfange. Ich habe schon eine Reihe von Hintergrundrecherchen angestellt und ein paar Leute in New York aufgetan, die bereit sind, über Sie zu reden. Dann sind da die Leute aus Ihrer alten Wohngegend und von hier, die mir Einblicke in Ihr Leben geben können. Ich will Ihnen die Gelegenheit geben, das Material mitzugestalten, darauf einzugehen. Ich möchte lediglich, dass Sie im Laufe der nächsten ein, zwei Wochen ein paar Stunden dafür erübrigen. Ich arbeite flott und werde Sie nicht mehr behelligen, als absolut nötig ist.«
    Ich glaube, er war überrascht, wie schnell ich mich bewegte, zuckte aber nicht zurück, als ich ihn mir zur Brust nahm.
    »Hören Sie mal zu«, sagte ich leise. »Dazu wird es nicht kommen. Sie stehen jetzt auf und gehen, und ich will nie wieder etwas von Ihnen hören. Ihr Buch ist hiermit mausetot. Ist das klar?«
    Wallace nahm sein Notizbuch, klopfte damit einmal auf die Bar und steckte es dann in seine Hosentasche. Er zog sein Sakko an, schlang sich seinen Schal um den Hals und legte drei Dollar auf die Bar.
    »Für den Kaffee, plus Trinkgeld«, sagte er. »Ich lasse Ihnen die Bücher hier. Werfen Sie einen Blick rein. Sie sind besser, als Sie meinen. Ich rufe in ein, zwei Tagen wieder an, mal sehen, ob Sie es sich überlegt haben.«
    Er nickte zum Abschied und ging. Ich fegte seine Bücher in den Mülleimer unter der Bar. Jackie Garner, der den ganzen Wortwechsel mit angehört hatte, stieg von seinem Hocker und kam zu mir.
    »Wenn du willst, kann ich mich drum kümmern«, sagte er. »Dieses Arschloch is wahrscheinlich noch auf dem Parkplatz.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Lass ihn gehen.«
    »Ich rede nicht mit ihm«, sagte Jackie. »Und wenn er versucht, mit Paulie und Tony zu reden, schmeißen sie seine Leiche in die Casco Bay.«
    »Danke, Jackie.«
    »Yeah, tja …«
    Auf dem Parkplatz des Bear wurde ein Automotor angelassen. Jackie ging zur Tür und schaute Wallace hinterher, als er wegfuhr.
    »Ein blauer Taurus«, sagte er. »Nummernschild aus Massachusetts. Aber alt. Kein Mietwagen. Nicht die Karre, die ein großer Schriftsteller fahren würde.« Er kehrte zur Bar zurück. »Meinst du, du kannst ihn dran hindern?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann’s versuchen.«
    »Der sieht aus, als ob er hartnäckig is.«
    »Yeah, das stimmt.«
    »Tja, denk dran, das Angebot steht. Tony, Paulie und ich, wir können auch hartnäckig sein. Für uns is das ’ne Herausforderung.«
    Jackie hing noch herum, als die Bar schon geschlossen hatte, aber offenbar nicht aus Sorge um mich. Er hatte nur Augen für die Frau, die, wie er mir zuflüsterte, Lisa Goodwin hieß. Ich war versucht, ihr zu sagen, falls sie ernsthaft daran dächte, mit

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