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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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verwirkt habt.«
    Ich schluckte und fragte mich, ob das der richtige Zeitpunkt war, die Flucht zu ergreifen. Ich wusste allerdings, dass es sinnlos wäre: Sie waren beritten und würden mich mühelos einfangen, und es würde meine Schuld in ihren Augen nur bekräftigen.
    »Gebt mir Euer Schwert«, knurrte der Pockennarbige.
    Ich ergriff es bei der Klinge und hielt es ihm vorsichtig, um mich nicht zu schneiden, mit dem Griff zuerst hin.
    Er schaute mich fragend an, während er es in Empfang nahm. »Ihr tragt die Klinge ohne Scheide auf offener Straße?«, sagte er.
    »Meine Scheide liegt dort«, erwiderte ich und zeigte auf eine mit Schnee bedeckte Fläche, wo ich sie hatte fallen lassen.
    Er schaute zu der Stelle und dann wieder zu mir. Die Verachtung in seinem Blick war nicht zu übersehen.
    »Das ist die Wahrheit«, beharrte ich. »Alles, was ich gesagt habe, ist die Wahrheit.«
    »Ihr werdet mit uns kommen«, sagte er. Er gab zwei seiner Männer ein Zeichen, woraufhin sie von ihren Pferden abstiegen und mich grob an den Schultern packten. Ich versuchte sie abzuschütteln, aber sie hielten mich fest und drehten mir die Arme hinter den Rücken.
    »Malet wird davon hören«, sagte ich grimmig, als sie mich abführten. »Er wird sich Eure Schwerthände holen, das schwöre ich Euch.«
    »Wartet!«, rief eine Stimme.
    Die Ritter blieben stehen. Ich wandte den Kopf, obwohl meine Schultern festgehalten wurden. Die Stimme war aus der Menge gekommen.
    Der Kreis der Zuschauer öffnete sich, als ein Mann zwischen ihnen hindurchritt, der einen elegant aussehenden Umhang aus schwarzer Wolle trug. Sein Gesicht war kantig, seine Nase markant; er sah ungefähr so alt wie ich oder ein bisschen älter aus. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich ihn schon einmal gesehen, aber ich konnte nicht sagen, wann oder wo. Er saß hoch im Sattel; an seinem Gürtel hing eine Schwertscheide, die mit scharlachroten Edelsteinen geschmückt war, umgeben von einem verschlungenen Muster goldener Linien.
    »Wie ist Euer Name?«, fragte er mich mit ernster Stimme. Hinter ihm ritt ein bescheiden gekleideter Mann – ein Diener, vermutete ich. Er war dünn, hatte ein großes Geschwür an der Seite des Halses, und seine Haut war so blass, dass ich mich fragte, ob er sich vielleicht längere Zeit nicht vor die Tür gewagt hatte.
    »Mylord«, sagte der Pockennarbige. »Ich bitte um Verzeihung, aber wir bringen diesen Mann zum Stadtvogt. Man darf nicht mit ihm sprechen –«
    »Mein Name ist Tancred a Dinant, Mylord«, unterbrach ich ihn.
    Der Mann schaute mich mit prüfendem Blick an, jedoch nicht auf unfreundliche Weise. »Ihr kennt meinen Vater?«
    »Euren Vater?«, erwiderte ich, bevor mir klar wurde, woher ich sein Gesicht kannte. Jetzt, wo ich es richtig sah, war die Ähnlichkeit eindeutig, nicht nur in seiner markanten Nase, sondern auch in seiner hohen Stirn und den abfallenden Schultern.
    »Guillaume Malet, Seigneur von Graville jenseits des Meeres. Ihr kennt ihn?«
    »Ich bin ein Ritter in seinen Diensten, Mylord.« Soweit ich mich erinnern konnte, hatte der Vicomte seinen Sohn nie erwähnt. Natürlich hatte das allein wenig zu bedeuten, denn warum hätte er das tun sollen?
    »Mylord«, sagte der Pockennarbige, in dessen Stimme sich ein verzweifelter Unterton mischte. »Wenn ich das sagen darf, dies ist nicht die rechte Zeit für müßige Gespräche. Wir müssen …«
    »Was habt Ihr mit ihm zu schaffen?«, fragte der Mann, der sich Malets Sohn nannte.
    »Er wird beschuldigt, mit einem anderen Franzosen im Zorn die Waffen gekreuzt zu haben.«
    »Habt Ihr Zeugen dafür?«
    »Wir haben eine Zeugin«, sagte ein anderer der Ritter, ein beleibter und nicht sonderlich gepflegt aussehender Mann, der zu groß für sein Pferd wirkte. Er zeigte auf die bejahrte Frau, die sich in die Menge zurückzog.
    »Eine Zeugin«, sagte Malets Sohn. »Aber sie ist Engländerin.«
    »Andere Zeugen können jederzeit gefunden werden«, erwiderte der Pockennarbige verhalten. »Das ist keine Sache, die leichthin abgetan werden kann.«
    Malets Sohn wandte sich an mich. »Und was sagt Ihr dazu? Habt Ihr mit einem Landsmann die Klingen gekreuzt?«
    Ich zögerte, weil ich versucht war, diesmal die Beschuldigung schlankweg zu leugnen, damit er vielleicht noch eher geneigt war, mir beizustehen. Aber wenn ich das tat, würden die anderen erkennen, dass ich öffentlich einen Meineid begangen hatte – ein Vergehen, das möglicherweise genauso schlimm, wenn nicht schlimmer war als

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