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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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antwortete er. »Was ist geschehen?«
    Ich blieb am Rand der schmalen Straße stehen, um einem Ochsenkarren Platz zu machen, der den Berg hochkam. »Die Nachrichten sind nicht gut, Mylord«, sagte ich, während die Tiere an uns vorbeitrotteten und Nebelwolken aus ihren Nüstern ausstießen. Ich erzählte ihm alles, was Wigod am Abend zuvor gesagt hatte: wie die Rebellen in die Stadt eingedrungen waren, dreihundert Männer getötet hatten und den Vicomte gezwungen hatten, sich in die Burg zurückzuziehen. »Wenigstens ist es mir so berichtet worden«, sagte ich. »Der König stellt gerade ein Heer zusammen, um nach Norden zu marschieren.«
    Robert schaute in den Himmel und schloss die Augen. Seine Lippen bewegten sich, aber sie machten kein Geräusch; zweifellos sprach er ein Gebet. »Als wir gestern Morgen Saint-Valery verließen, wussten wir nur, dass die Stadt noch belagert wurde«, sagte er schließlich. »Aber mein Vater ist am Leben?«
    »Soweit ich weiß«, sagte ich. »Eure Schwester und Eure Mutter auch – sie sind hier in Lundene.«
    »Sie sind hier?«, fragte Robert mit plötzlich weit aufgerissenen Augen. »Wisst Ihr das bestimmt?«
    »Ich war derjenige, den Euer Vater damit beauftragt hat, sie zu begleiten«, sagte ich. »Ich habe sie zusammen mit Ælfwold, dem Kaplan Eures Vaters, aus Eoferwic hierhergebracht. Sie sind alle in seinem Stadthaus.«
    »Ælfwold auch«, murmelte er. »Ich habe ihn seit langer Zeit nicht mehr gesehen.« Er holte tief Luft, drehte sich zu mir um und schlug mir mit fester Hand auf den Rücken. »Das ist bei Weitem die beste Nachricht, die ich in den letzten Tagen gehört habe. Ich schulde Euch meinen Dank, Tancred.«
    »So wie ich Euch meinen schulde, Mylord.«
    »Sagt mir doch«, forderte er mich lächelnd auf, als wir unseren Weg wieder aufnahmen, »wie lange steht Ihr schon im Dienst meines Vaters?«
    Ich rechnete im Kopf rückwärts. »Acht Tage, Mylord«, antwortete ich und empfand aus irgendeinem Grund Verlegenheit, als ich das sagte, denn es kam mir viel länger vor. Aber es stimmte: Es war der fünfzehnte Tag des Monats gewesen, als der Vicomte mich in seine Gemächer im Schloss gerufen hatte, und jetzt war erst der dreiundzwanzigste.
    »Acht Tage?«, fragte er und schaute mich ungläubig an.
    »Davor hatte ich Robert de Commines, dem Earl von Northumbria, meinen Eid geleistet«, erklärte ich und erwiderte seinen Blick. »Das war bis Dunholm.«
    Er runzelte die Stirn und nickte ernst. »Vor acht Tagen habe ich mich noch um Dinge zu Hause in Graville gekümmert. Auch da schienen die northumbrischen Rebellen nur eine entfernte Bedrohung zu sein. Und trotzdem komme ich jetzt hierher zurück und stelle fest, dass das Leben meines Vaters in Gefahr ist. Ihr seht, Tancred, wie schnell sich unser beider Leben durch die jüngsten Ereignisse verändert hat. Wir haben eine Menge gemeinsam.«
    Meine Finger ballten sich zur Faust. Wie konnte er seine Probleme mit meinem Kummer vergleichen? Zumindest war Malet noch am Leben. Aber ich musste daran denken, dass ich an Bord des Schiffes Beatrice und Elise gegenüber genauso wenig sensibel gewesen war, und hielt meine Zunge im Zaum.
    Wir stapften weiter die Straße hinunter. Schnee rutschte von den Dächern auf beiden Seiten in großen Partien herunter, unter denen das Stroh sichtbar wurde. Männer und Frauen näherten sich uns und versuchten uns bündelweise Feuerholz oder verschrumpelte Möhren zu verkaufen, die fast so blass wie der Schnee waren, aber ich winkte sie alle beiseite.
    »Es ist gut, endlich in Lundene zu sein«, sagte Malets Sohn. »Wir haben eine lange Fahrt hinter uns. In dem Augenblick, als ich hörte, dass Eoferwic belagert würde, traf ich Vorbereitungen für die Schiffsreise, und wir verließen Graville noch am selben Nachmittag. Das ist ganze drei Tage her; schlechtes Wetter hat uns daran gehindert, früher abzusegeln.« Er schüttelte den Kopf. »Und wir konnten die ganze Zeit nur warten und zu Gott beten, dass er meinen Vater bewahren möge.«
    Es war keine so lange Reise wie unsere von Eoferwic, aber das sagte ich nicht. Er hatte allen Grund, dankbar dafür zu sein, dass er nicht länger aufgehalten worden war; Februar war nicht die beste Zeit des Jahres für eine Überfahrt. Ich hatte oft gehört, dass der Englische Kanal wetterwendisch sei: dass sich das, was bei Sonnenaufgang wie ein stilles Wasser aussah, sich bis zum Mittag in einen Mahlstrom verwandeln konnte. Und sie hatten außerdem noch Glück gehabt,

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