Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Parade, jeden Stoß. Da fiel mir wieder ein, dass ich mein Schwert zurückgelassen hatte. Ich würde es jedoch nicht jetzt holen; das konnte warten, bis es wieder hell war.
Bei unserer Ankunft in Lundene hatte ich gedacht, in gewisser Weise wieder nach Hause zu kommen. Jetzt allerdings wollte ich nichts mehr, als nur weit weg von hier sein.
In der Nähe begannen Glocken zu läuten, die den Beginn der Morgenandacht in einem der Klöster der Umgebung anzeigten. Nicht lange danach muss ich eingeschlafen sein, denn sie läuteten auch in meinen Träumen, und ich war zusammen mit den Mönchen in ihrer kalten Steinkirche, und ich war wieder zwölf Jahre alt.
Wir hatten gehofft, mit dem ersten Tageslicht nach Wiltune aufbrechen zu können, aber der Schnee fiel heftig in jener Nacht, so heftig, dass er mir am Morgen halbwegs bis zum Knie ging: eine Decke über der ganzen Stadt und dem Land in der Umgebung, was eine Reise unmöglich machte.
Ich ging alleine los, im knirschenden Schnee die Wæclingastrœt hinunter, und rekonstruierte meine Schritte von der Nacht zuvor. Ich hatte die anderen im Haus zurückgelassen, einschließlich Ælfwold, der protestierte, als er mich dabei ertappte, wie ich unangekündigt aus dem Haus schlüpfte. Es sei zu kalt, um draußen herumzulaufen, sagte er, ich solle besser im Haus am warmen Feuer bleiben und mich erholen. Aber von dem Kratzer abgesehen, den ich bei dem Kampf davongetragen hatte, ging es mir gut, und ich hatte ohnehin keine Lust, auf den Kaplan zu hören. Ich brauchte die Zeit zum Nachdenken.
Welche Männer der Kirche hielten sich Ritter, die als ihre Leibwächter dienten? Der, den ich für Ælfwold gehalten hatte, war Engländer: so viel stand seiner äußeren Erscheinung nach fest. Was den Priester in der schwarzen Kleidung anging, konnte ich mir nicht sicher sein, aber falls er aus der Normandie war, dann war es wahrscheinlicher, dass sie in seinen Diensten gestanden hatten, da ich wenige Franzosen kannte, die sich dafür entscheiden würden, einem englischen Lord zu dienen.
Andererseits waren dies zweifellos Männer, die ihren Lebensunterhalt dadurch verdienten, dass sie – ohne weitere Gedanken oder Skrupel – ihr Schwert verkauften. Viele von ihnen waren einmal Eidbrecher gewesen, wenig besser als Mörder, weil sie durch das Zertrennen dieser Bänder – das Einzige, was Menschen zusammenhielt – gegen die natürliche Ordnung verstoßen hatten. Solche Männer stellten nie in Zweifel, wem sie dienten oder zu welchem Zweck, solange sie gut belohnt wurden – und das machte sie gefährlich.
Ich blieb bei der kleinen Holzbrücke stehen, die den Bach überquerte. Eis hatte sich um einige der größeren Steine gebildet, und die Enten drängten sich an seinem Ufer zusammen. Einige hatten die Köpfe unter ihre Flügel gesteckt, andere tauchten die Schnabelspitzen in das schnell fließende Wasser, als wollten sie es prüfen. Keine wagte es zu schwimmen.
Ein scharfer Wind blies böig aus Osten und durchdrang meinen Umhang. Ich ging weiter, dem Wind entgegen. Auf der anderen Seite der Temes war das Land ein einziges weißes Feld, das sich von Osten nach Westen erstreckte und nur von der Häusergruppe die Sudwerca bildete, und von dem Wald unterbrochen wurde, der den Horizont säumte. In all den Jahren meiner Kindheit in der Umgebung von Dinant hatte ich nie so viel Schnee gesehen, und erst nach meiner Ankunft in England erlebte ich eine solche Kälte.
Ich war an jenem Tag nicht der Erste, der draußen unterwegs war. Die Straße trug schon die Spuren von Füßen und Rädern, die sich eingedrückt hatten, wenn auch nicht viele. Aus den Schornsteinen der Häuser stieg dichter Rauch auf; die meisten Städter wären noch drinnen bei ihren Feuern, denn die Sonne ging gerade auf. Erst als ich mich wieder St. Eadmund näherte, kamen Menschen in Sicht. Zwei Jungen trieben eine Herde Schweine den Berg hoch und stießen sie mit Stöcken, damit sie nicht stehen blieben, um im Schnee zu graben. Ein wenig weiter führte ein Mann ein Ochsengespann, das an einen Karren geschirrt war, dessen Räder stark wackelten, während er vorwärtsrollte. Und dort an der Ecke, wo ich gestern Nacht die beiden Kirchenmänner beobachtet hatte, standen fünf Männer hoch zu Ross. Vier von ihnen trugen Kettenhemden und hatten Speere in der Hand, aber der fünfte hatte einen Rehlederumhang übergeworfen, der eine weite Tunika mit langen, gebauschten Ärmeln bedeckte. Er sprach mit einer gebrechlichen Frau, die
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