Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
auf die Tür am anderen Ende des Saals zu und gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Ich verstand nicht, was er von mir wollte, und warf einen Blick auf die anderen Ritter, aber sie unterhielten sich miteinander, und so folgte ich ihm schließlich.
»Ich habe das Gefühl, Ihr seid über irgendetwas beunruhigt«, sagte er, sobald wir von den anderen weit genug entfernt waren.
Er hatte natürlich recht, es gab in letzter Zeit eine Menge Dinge, die mich beunruhigten. Aber ich war noch nicht bereit, mit ihm darüber zu sprechen; nach dem, was letzte Nacht geschehen war, fühlte ich mich in seiner Gegenwart immer noch unbehaglich.
»Ich bin nur müde«, sagte ich.
Seine Augen wurden schmal. »Wenn Ihr Euch ganz sicher seid.«
»Ich bin mir sicher«, antwortete ich.
Der Engländer sah nicht überzeugt aus, aber er legte mir die Hand auf die Schulter. »Denkt daran, dass der Herr immer zuhört, wenn Ihr mit ihm sprechen wollt.«
»Ich werde daran denken«, sagte ich. Bei allem, was kürzlich geschehen war, hatte ich meine Gebete vernachlässigt.
»Das ist gut.« Er ließ mich los und trat zur Seite. »Einstweilen muss ich gehen und mit Robert Dinge besprechen. Falls Ihr es jedoch wünscht, können wir uns später unterhalten.«
»Vielleicht.« Ich glaubte nicht, dass ich ihm noch irgendetwas zu sagen hatte. Ich spürte noch mal den unwiderstehlichen Drang zu gähnen und tat mein Bestes, es zu unterdrücken.
Er nickte. »Also gut.«
Er drehte sich um und ging weiter zur Treppe, und ich kehrte zu dem Herdfeuer zurück, das immer noch kräftig loderte.
»Was wollte er von dir?«, fragte Eudo.
»Nichts Wichtiges«, sagte ich und gähnte, als ich mich wieder auf meinen Schemel setzte.
»Nichts, was uns angeht, meinst du.« Er starrte mich zornig an, wobei sein Gesicht halb im Schatten des Feuerscheins lag.
»Was ist los?« Ich sah ihn einen Moment verwirrt an, weil ich nicht wusste, was er meinte, aber er sagte nichts mehr, warf mir nur einen verbitterten Blick zu.
Wace stand auf, und ich wandte mich ihm zu, um Eudo nicht weiter anzusehen. »Wir werden im Hof mit den Waffen üben«, sagte er. »Willst du mitkommen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Später.« Mir taten von der vergangenen Nacht immer noch die Glieder weh, und ich fühlte mich nicht so wach, dass ich von Nutzen gewesen wäre, nicht mal in einem Scheingefecht. »Ich glaube, ich versuche noch ein bisschen zu schlafen.«
Wace nickte, schnallte sich seine Schwertkoppel um und ging zu der Tür am Ende des Saals. Radulf, Philippe und Godefroi folgten ihm. Eudo ging als Letzter, wartete noch kurz, als wolle er noch etwas zu mir sagen, aber dann schien er es sich anders zu überlegen und stolzierte hinter ihnen her.
Ich blieb allein sitzen und fragte mich, was ich getan haben mochte, um mir Eudos Missfallen zuzuziehen, aber ich fand keine Erklärung. Schließlich gab ich es auf und versuchte, mich eine Weile auszuruhen. Der Vormittag war jedoch inzwischen vorangeschritten, und die Straßen draußen füllten sich mit den Geräuschen von Tieren und den Rufen von Menschen. Zur gleichen Zeit konnte ich die anderen Ritter im Hof hinter dem Haus hören, deren Lachen durch das Krachen unterbrochen wurde, mit dem Eichen- gegen Lindenholz schlug.
Kurz darauf gab ich meine Hoffnung auf, hier noch Schlaf zu finden, und setzte mich stattdessen an den Tisch im Saal und kümmerte mich um mein Schwert. Seine Schneide war während des Kampfs wieder in Mitleidenschaft gezogen worden, und wo es mit dem meines Gegners zusammengeprallt war, fanden sich Scharten in der Klinge. Ich bemühte mich, sie mit dem Schleifstein so gut wie irgend möglich zu glätten, aber mein Gegner hatte fest zugeschlagen und der Stahl tiefe Kerben davongetragen.
Ich weiß nicht, wie lange ich da saß und die Klinge schärfte, gebannt von dem Muster im Metall, als ich die Treppe knarren hörte und Robert hinunterkommen sah.
»Mylord«, sagte ich.
»Tancred«, erwiderte er. »Ich hatte erwartet, Euch mit Euren Kameraden draußen zu sehen. Ich konnte sie von den Gemächern oben hören.« Er zeigte auf die Klinge in meinen Händen. »Das ist eine feine Waffe.«
Ich legte sie auf den Tisch, den Schleifstein daneben. »Euer Vater hat sie mir gegeben, als ich in seine Dienste trat«, sagte ich.
»Ich erinnere mich, dass ich eine sehr ähnliche hatte, als ich jünger war. Heutzutage ziehe ich eine schnellere Klinge vor.« Er zog sein Schwert aus der vergoldeten Scheide an seiner Seite und probierte ein
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