Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
sammelte sich in jeder Furche, in jeder Vertiefung, und spiegelte den bleiernen Himmel wider.
Es war noch früh am Tag, und das Haus war still, aber ich fand Osric am Kamin vor, wo er die Asche vom Feuer der vergangenen Nacht zusammenkratzte. Er sah hoch, als ich eintrat; seine Haare schauten in Büscheln unter seiner Mütze hervor, und seine Hände und sein Gesicht waren aschgrau.
»Ælfwold«, sagte ich laut. »Preost.« Das war eins der wenigen englischen Wörter, die ich kannte.
Osric blinzelte nur; offenbar hatte er den Kaplan auch nicht gesehen. Ich runzelte die Stirn. Ælfwold war es gewesen, der unbedingt früh hatte aufbrechen wollen.
Ich ließ den Jungen bei der Feuerstelle zurück und ging zur Treppe am anderen Ende des Saals. Das Zimmer des Kaplans war das erste im oberen Flur. Ich klopfte an der Tür, aber niemand kam, und als ich dagegen drückte, ging sie leicht auf, ohne ein Geräusch.
Er war nicht im Zimmer. Ein Holzteller mit einem halb gegessenen Brot stand neben einem Becher Wein und einer kleinen Laterne auf dem Boden; eine Wolldecke lag zerknittert auf dem Bett. Die Fensterläden waren offen, sodass kalte Luft hereindrang, und als ich hinging, um sie zu schließen, klirrten mein Kettenhemd und meine Beinlinge. Das Fenster sah auf den Walebroc hinaus, der am Haus entlanglief, aber der Blick war teilweise von den dicken Ästen der Eiche versperrt, die vor dem Fenster stand: die Art Baum, auf die ich als Kind liebend gern geklettert war, weil seine Äste in gleichmäßigen Abständen wuchsen und er knorrige Stellen in der Rinde hatte, an denen man sich gut festhalten konnte.
»Tancred«, sagte eine Stimme hinter mir.
Ich drehte mich mit einem Ruck um. Beatrice stand in der Tür. Ich hatte nicht gehört, dass sie näher gekommen war.
»Mylady«, sagte ich. »Ihr seid früh aufgestanden.«
»Sobald ich Euch alle draußen gehört habe, wusste ich, dass ich nicht weiterschlafen konnte«, erwiderte sie.
»Wir wollten Euch nicht wecken.«
»Das ist nicht wichtig«, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ihr sucht nach Ælfwold, nehme ich an.«
»Habt Ihr ihn gesehen?«
»Er ist in der Küche und holt Proviant für den Weg. Robert ist bei ihm, glaube ich. Er wollte sich von Euch verabschieden.«
Wenigstens war er nicht weit gegangen. Die Tage waren immer noch kurz, und deshalb mussten wir so viel wie möglich aus ihnen herausholen. Je früher wir aufbrachen, desto besser.
»Vielen Dank«, sagte ich, zog die Fensterläden zu und ging zur Tür. Beatrice bewegte sich nicht, sondern versperrte mir den Weg.
»Ich muss gehen, Mylady«, sagte ich und versuchte, mich durch die schmale Türöffnung an ihr vorbeizuschieben.
Sie legte mir die Hand auf den Ärmel meines Kettenhemds. »Wartet«, sagte sie, und ich wandte mich ihr zu. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, Euch angemessen für die Nacht neulich zu danken. Dafür, dass Ihr bei mir geblieben seid. Dass Ihr nicht gegangen seid, obwohl ich Euch darum bat.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Ich konnte Euch wohl kaum mitten im Wald allein lassen. Ich habe Eurem Vater geschworen, dass ich Euch beschützen würde, und ich gedenke, dieses Gelübde einzulösen.«
»Gleichwohl«, sagte sie, legte mir ihre Hand auf den Handrücken und verflocht ihre Finger mit meinen, »solltet Ihr wissen, dass ich dankbar bin.«
Ich schaute ihr in die weichen, lächelnden Augen. Aus dem Saal unten kamen die Stimmen von Wace und Eudo – sie fragten sich zweifellos, wo ich blieb. Ich hörte, wie der Kaplan sie begrüßte und Robert auch.
»Sie warten auf mich«, sagte ich.
Sie sagte nichts, sondern hob die andere Hand zu meiner Wange und ließ die Finger sanft über die Schnittwunde gleiten. Die Haut war noch empfindlich, und ich zuckte innerlich zusammen, als ich das Brennen spürte, widerstand aber dem Drang, den Kopf wegzuziehen. Etwas wie ein Schauder lief durch mich hindurch; ich konnte mein Herz klopfen fühlen. Ich versuchte nicht daran zu denken, was der Priester sagen würde, wenn er uns jetzt überraschte.
»Alles Gute«, sagte sie, und bevor ich etwas erwidern konnte, beugte sie sich zu mir, stellte sich auf die Zehenspitzen und presste ihre Lippen auf die Stelle, wo ihre Hand gerade gewesen war. Es war eine ganz leichte Berührung, aber sie verweilte dort ich weiß nicht wie lange, und als Beatrice den Kopf zurückzog, spürte ich die Feuchtigkeit, die auf der Wange blieb.
Sie drückte mir die Hand. »Passt auf Euch auf, Tancred.«
Meine
Weitere Kostenlose Bücher