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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Kraft seiner Stimme so überrascht, dass ich einen Schritt zurücktrat. Und überhaupt, warum verteidigte ich eigentlich die anderen? Was sie getan hatten, war falsch; das wusste ich, und das hatte ich ihnen gesagt. Aber ich erkannte auch, dass es nicht aus Bosheit oder aus Mangel an Respekt dazu gekommen war, sondern eher aus Enttäuschung. Und ich erinnerte mich daran, was Eudo erst vor Kurzem zu mir gesagt hatte, und auf einmal verstand ich.
    Wie ich selber waren sie tatsächlich ausgebildete Krieger. Ihre Rolle auf dieser Erde bestand darin zu kämpfen, und wenn sie das nicht tun konnten, dann wurden sie ruhelos. Weil sie sich, anstatt dort zu sein, wo sie ihrer Ansicht nach sein sollten, nämlich auf dem Marsch nach Eoferwic, tief im englischen Hinterland wiederfanden, mitten im Nirgendwo, ohne eine richtige Vorstellung, was sie da machten, geschweige denn warum. Wie ich, nur dass ich als Einziger eine Idee hatte, weil ich den Namen hatte, den Malets Sohn mir genannt …
    »Wer ist Eadgyth?«, fragte ich.
    Ich hatte nicht die Absicht gehabt, sie in dem Moment zu erwähnen, aber mir war klar, dass ich keine bessere Gelegenheit als diese bekäme.
    Der Priester war wie vom Donner gerührt. Draußen zerrte der Wind an dem Strohdach, über unseren Köpfen knackten die Dachbalken. Aus dem Gastraum unter uns erklang das Lachen von Männern.
    »Wie seid Ihr an diesen Namen gekommen?«, fragte Ælfwold.
    »Wer ist sie?«
    »Das geht Euch nichts an.«
    »Ich weiß, dass sie es ist, die Ihr in Wiltune aufsucht«, sagte ich und spürte mein Herz schlagen. Es war eher eine Vermutung als eine Lüge: Trotz dessen, was Robert gesagt hatte, konnte ich es nicht mit Sicherheit wissen, aber die Reaktion des Kaplans legte den Schluss nahe, dass ich recht hatte.
    Er starrte mich blinzelnd an, sagte aber nichts.
    »Wollt Ihr es abstreiten?«, fragte ich.
    »Wer hat Euch diesen Namen gegeben?«
    Ich hielt es für unklug, Robert zu erwähnen, und änderte daher meine Taktik. »Ist sie Malets Geliebte?«, wollte ich wissen. Ich war jetzt auf schwankendem Boden unterwegs, aber mir schwoll der Kamm, und ich wollte meinen Vorteil nutzen, solange ich ihn hatte. War sie vielleicht ins Kloster geflohen, um ihm zu entkommen?
    »Ihr wagt es, meinen Herrn zu beleidigen?«, rief der Priester. »Den Mann, dem Ihr einen Diensteid geschworen habt?«
    Ich hatte halb damit gerechnet, dass er so etwas sagte, und war nicht bereit, mich ablenken zu lassen. »Ist sie es?«, sagte ich wieder.
    »Natürlich nicht!«
    »Wer ist sie dann?«
    »Sie war einmal die Frau des Königs«, sagte Ælfwold ungeduldig.
    »König Guillaumes?«, fragte ich verwirrt. Soweit ich wusste, war er immer schon mit seiner derzeitigen Frau Mathilda verheiratet.
    »Des Usurpators«, sagte der Priester mit geröteten Wangen. »Harold Godwineson.«
    Dies war ganz und gar nicht, was ich erwartet hatte. »Und was hat Malet mit der Witwe des Usurpators zu schaffen?«
    »Was geht Euch das an?«, sagte er, wobei sich seine Stimme zu einem Kreischen steigerte. »Das ist eine Privatsache des Vicomtes, in die ich als sein Kaplan eingeweiht bin. Aber Ihr seid es nicht. Ihr seid nur ein Ritter, ein gedungenes Schwert. Ihr seid nicht mehr als ein Diener!«
    Ich war kurz davor, zu einer Erwiderung anzusetzen – zu sagen, wie es denn nicht auch meine Sache sein könne, da ich als Leiter dieser Gesellschaft bestellt sei –, aber seine letzte Bemerkung löste einen Zorn in mir aus, den ich nur schwer unterdrücken konnte.
    »Lasst mich allein«, sagte Ælfwold mit puterrotem Gesicht. »Geht und schließt Euch wieder Euren Männern an. Wir reiten morgen bei Tagesanbruch weiter. Bis dahin will ich keinen von euch sehen.«
    Ich zögerte auf der Suche nach einer passenden Entgegnung, aber ich konnte keine Worte finden, um meinem Abscheu Ausdruck zu verleihen. Nur ein Ritter, ein gedungenes Schwert. Nicht mehr als ein Diener …
    »Geht«, wiederholte er.
    Ich warf ihm einen letzten wütenden Blick zu, drehte mich um und knallte die Tür hinter mir zu.

Vierundzwanzig
    •
    D er folgende Tag verlief relativ ruhig. Ich sprach nicht mit dem Kaplan, und er sprach nicht mit mir, sondern hielt den Blick unterwegs auf die Straße vor uns gerichtet. Die wenigen Male, als ich seinem Blick begegnete, hatte in seinen Augen nur Verachtung gestanden. Aber falls er erwartete, dass ich mich bei ihm entschuldigte, stand ihm eine Enttäuschung bevor, denn ich hatte nichts zu ihm gesagt, was er nicht verdient

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