Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
hatte.
Und trotzdem war ich der Beantwortung der Frage, was er mit dieser Nonne Eadgyth zu schaffen hatte und was so wichtig war, dass Malet seine Männer durch das halbe Königreich schickte, keinen Schritt näher gekommen. Der Umstand, dass sie die Witwe des Usurpators war, hatte, wie mir schien, eine Bedeutung, aber was für eine, war mir nach wie vor nicht klar. Wenigstens das hatte ich aus dem Priester herausholen können, dessen Entschlossenheit, uns so wenig wie möglich zu verraten, meine Geduld auf eine harte Probe stellte. Es würde Antworten geben, sobald wir in Wiltune einträfen; dafür würde ich sorgen.
Ich sagte den anderen nichts davon, denn ich war immer noch wütend auf sie. Wütend auf Eudo, der nach seinen an mich gerichteten Worten über Vertrauen nur mein Vertrauen in ihn enttäuscht hatte. Wütend auf Radulf, der den ganzen Aufruhr ausgelöst hatte. Wütend auf Wace, dem ich mehr Verstand zugetraut hätte. Ich sah nicht ein, dass sie es verdient hatten, eingeweiht zu werden. Auf jeden Fall würde es nicht mehr lange dauern, bis wir auf dem Rückweg nach Lundene und dann nach Eoferwic wären. Falls es eine Schlacht war, was sie wollten, würden sie ihre Chance bald bekommen – wenn Malet sich so lange hielt.
Hügel erhoben sich vor uns und fielen vor uns ab wie Falten im Stoff der Erde, jedes Tal ein Teppich aus Grün und Braun, durchwirkt von silbernen Fäden, wo sich Bäche hindurchwanden. Ein- oder zweimal erblickten wir Rehwild zwischen den Bäumen in der Entfernung, ihre Körper starr wie Statuen, die wachsamen Köpfe in unsere Richtung gewandt, obwohl wir sie meistens erst sahen, wenn sie vor uns aus dem Wald auftauchten: drei oder vier, sogar fünf auf einmal, die alle hintereinander in großen Sprüngen über die Straße setzten.
Und der alte Weg führte immer noch weiter, schien sich anscheinend endlos nach Westen zu erstrecken. Die Römer mussten großartige Baumeister gewesen sein, dachte ich, wenn ihre Bauwerke nach so vielen Jahrhunderten immer noch standen. Und trotzdem mussten auch sie den Zorn Gottes erleiden, wie der Kaplan festgestellt hatte; auch sie hatten am Ende diese Insel verlassen.
Es war Abend, als wir schließlich die Straße an einem Ort verließen, den Ælfwold Searobyrg nannte. Aus welchem Grund auch immer er diese Nonne treffen wollte, er war eindeutig begierig darauf, sie zu sehen, denn er schaute dauernd nach der Position der Sonne zwischen den Wolken, dann wieder auf uns und forderte uns auf, das Tempo zu halten, obwohl wir an diesem Tag gut vorangekommen waren. Dass er unsere Gesellschaft als Belastung empfand, war offensichtlich, obwohl er vermutlich genau wie wir nur daran interessiert war, dass unsere Reise ihr Ende erreichte. Vor elf Tagen hatte Malet uns in Eoferwic verabschiedet, und von den beiden Nächten in Lundene abgesehen, waren wir die ganze Zeit unterwegs gewesen. Natürlich war das nichts verglichen mit den Märschen auf Feldzügen, aber ein Heer zieht langsam vorwärts, selten mehr als fünfzehn Meilen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, während wir an manchen Tagen mehr als dreißig Meilen zurückgelegt haben mussten. Es war kein Tempo, das man lange durchhalten konnte, besonders wenn man es nicht gewöhnt war, lange Zeit im Sattel zu verbringen, was auf den Priester zutraf, wie ich vermutete.
Als die Römerstraße nach Süden abbog, ritten wir weiter nach Westen, auf die untergehende Sonne zu. Die Wagenspur, der wir folgten, war tief gefurcht und nicht stark befahren, und wir brauchten einige Zeit, bis wir den Wald durchquert hatten; als wir wieder herauskamen, war die Sonne vollständig untergegangen. Zwischen Streifen purpurfarbener Wolken leuchtete der Abendstern hell, und unter ihm erhob sich aus der Dunkelheit der Talsohle eine aus Stein gebaute Kirche, deren drei Türme sich in den Himmel reckten. Um sie herum bildete eine Ansammlung von Häusern ein rechteckiges Kloster. Aus einem stieg Rauch auf, und das war sicherlich eine Küche; daneben stand ein langes, zweigeschossiges Haus, das ein Dormitorium sein konnte.
Wiltune. Und damit waren wir zu guter Letzt angekommen.
Es herrschte kein Wind, fast kein Laut war zu hören. Ich schaute hinunter auf die Türme der Kirche, die sich vor dem feurigen Himmel abzeichneten, während der Nebel sich um die unteren Schichten legte, und plötzlich traf mich die Abgeklärtheit dieses Anblicks in gewisser Weise. Es war ein Gefühl, das ich kannte, das aus den Tiefen meines Gedächtnisses
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