Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
bevor die junge Nonne zurückkehrte. Mein Pferd begann unruhig zu werden, scharrte auf dem Boden und warf den Kopf hin und her; ich stieg ab, nahm die Zügel in die Hand, ging mit ihm auf und ab und tätschelte ihm die Flanke.
Schließlich kehrte auch die ältere Nonne zurück. Nachdem sie ein paar Worte mit der Laternenträgerin gewechselt hatte, wurden die Torflügel mit knarrenden Scharnieren weit aufgezogen, und wir führten langsam unsere Pferde hindurch.
»Ne«, sagte die Ältere und zeigte auf die Schwertscheide an meiner Seite. Ihr Gesicht war ernst. »Ge sceolon læfan eower sweord her.«
»Ihr müsst Eure Schwerter hier ablegen«, sagte der Kaplan.
In jeder anderen Situation hätte ich vielleicht protestiert, denn ich ging nicht gerne unbewaffnet irgendwohin, aber ich wollte hier nicht für Aufregung sorgen, in einem Haus Gottes. Wenigstens würden wir immer noch unsere Messer haben, weil sie genauso sehr zum Essen geeignet waren wie zum Kämpfen.
Ich nickte den anderen Rittern zu, während ich meine Schwertkoppel abschnallte und sie ihr hinhielt, und sie taten einer nach dem anderen das Gleiche. Ich beobachtete sie genau, während sie die Waffen in das Torhaus trug. Als sie wieder herauskam, rief sie den beiden anderen hinter uns etwas zu, und sie begannen die Torflügel wieder zu schließen, bevor beide ein Ende eines langen Holzbalkens aufhoben und ihn in die Aussparungen senkten. Jetzt war ich hier, auf Gedeih und Verderb.
Die ältere Nonne eilte uns bereits voraus und winkte uns zu, ihr über einen bekiesten Innenhof zu einem Stallgebäude zu folgen. Wir ließen unsere Tiere zusammen mit unseren Schilden dort, und dann führte sie uns zu Fuß auf einer breiten Wagenspur zu der Kirche und den langen Steinhäusern, die ich für die Unterkünfte hielt. Der Zaun und der äußere Graben umschlossen einen weiten Bereich, der zum größten Teil aus Feldern bestand, von denen auch jetzt noch Schafe und Kühe getrieben wurden. Der Geruch von Dung wurde durch den Wind herangetragen. Unten am Flussufer, auf der Südseite der Umfriedung sah ich die schemenhafte Form einer Mühle, deren Rad sich drehte.
»Wo bringt sie uns deiner Ansicht nach hin?«, fragte Eudo.
»Irgendwohin, wo es jede Menge Frauen gibt«, antwortete Radulf und schaute zu einer Gruppe von Nonnen, die in entgegengesetzter Richtung an uns vorbeigingen. »Und wenn wir Glück haben, sind sie auch noch jung.«
Ich blieb stehen und wandte mich an ihn. »Du bleibst still«, sagte ich und zeigte mit einem behandschuhten Finger auf seine große Nase. »Verstehst du?«
Er starrte mich überrascht an. Aber ich hatte mir bereits ausreichend Bemerkungen von ihm auf dieser Reise anhören müssen.
»Dies ist ein Haus unseres Herrgotts«, sagte ich zu ihnen allen. »Solange wir hier sind, zeigen wir nichts als Respekt.«
Als ich weiterging, bemerkte ich, dass der Kaplan mich beobachtete. Er sagte nichts, aber bevor er sich umdrehte, glaubte ich, ein winziges Nicken gesehen zu haben – vielleicht ein zustimmendes, obwohl ich mir nicht sicher sein konnte.
Was Radulf gesagt hatte, gab mir allerdings zu denken, denn die Nonnen von Wiltune waren sicherlich daran gewöhnt, Besuche von Männern zu bekommen, sonst hätten sie uns überhaupt keinen Zutritt gewährt. Manche Klöster waren viel strenger; in solchen Häusern war es Männern überhaupt nicht gestattet einzutreten, mit Ausnahme von Pilgern und Kranken und den Priestern, die kamen, um die Messe zu lesen und die Beichte abzunehmen. Was bedeutete, dass die Frauen hier beschlossen hatten, uns zu vertrauen, was besonders erstaunlich war, wenn man in Betracht zog, dass wir offensichtlich Männer des Schwertes waren und nicht zu ihrem Volk gehörten.
Jetzt, wo die Kirche vor uns stand, war sie sogar noch eindrucksvoller. Jeder ihrer drei Türme war mehr als vier Stockwerke hoch, und selbst das Längsschiff schien höher zu sein als sechs Männer. Das Glas in den Fenstern war farbig, in Rot- und Grün-, in Blau- und sogar Gelbtönen, die so kunstvoll angeordnet waren, dass sie Bilder von Heiligen oder Engeln zeigten, wie nichts, was ich jemals gesehen hatte.
Ælfwold zeigte allerdings kein Interesse an diesen Dingen, und ich begann mich zu fragen, ob er schon hier gewesen war. Aber falls dem so war, hieß das, dass er auch Eadgyth kannte?
Wir überquerten den Vorplatz zu einem großen Haus aus Stein. Die Nonne klopfte an die Tür und trat ein, obwohl ich keine Antwort ausmachen konnte. Ælfwold ging
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