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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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dass sie sich allmählich öffnete …
    Ich hielt inne, mein Herz schlug schnell, während ich auf ein Geräusch wartete, auch wenn ich nicht wusste auf welches. Vielleicht Schritte oder die Stimme des Kaplans? Ich hörte nichts, nur Stille.
    Es war ein winziger Spalt zwischen Tür und Rahmen, und ich lugte hinein, in die Dunkelheit. Keine Kerze oder Laterne war angezündet, und es dauerte eine gewisse Zeit, bis ich irgendwelche Formen ausmachen konnte, aber dann sah ich die Fenster auf der anderen Seite, wo das Mondlicht durch die Läden gefiltert wurde, und den Wandbehang. Und Ælfwold selber, der in eine Wolldecke gehüllt auf dem großen Bett lag und dessen Bauch sich in einem stetigen Rhythmus hob und senkte.
    Ich drückte wieder gegen die Tür, die ein wenig Widerstand auf dem Holzboden überwinden musste, weshalb ich sie nur sehr langsam bewegen konnte und die ganze Zeit fürchtete, dass einer der anderen auftauchte und sich wunderte, was ich da machte.
    Schließlich war die Lücke so groß, dass ich mich seitlich hindurchquetschen konnte, wobei ich den Rücken gegen den Rahmen presste und den Kopf einzog, weil die Türöffnung für viel kleinere Männer als mich gebaut worden war.
    Dann war ich endlich drinnen. Der Kaplan war immer noch nicht wach und gab auch kein Geräusch von sich. Ich schloss die Tür hinter mir; ich wollte nicht, dass irgendjemand sie aufstehen sah und dachte, etwas sei womöglich nicht in Ordnung.
    Ich schaute mich um und ließ den ganzen Raum auf mich wirken. Das Bett nahm einen großen Teil davon ein: Es war sechs Fuß breit und fast genauso lang, ein Bett für Lords mit Pfosten aus einem dunklen Holz, die kunstvoll in Pflanzenformen – Blätter, Stängel und Blüten – geschnitzt waren. In einer Ecke des Raums befand sich ein kleiner Kamin, dessen Rost mit grauer Asche bedeckt war. Eine zweite Tür führte aus dem Zimmer, vermutlich in eine private Garderobe. Unter den Fenstern auf der Südseite stand ein Schreibtisch, und darauf sah ich liegen, weshalb ich gekommen war.
    Es sah genau so aus, wie ich es in Erinnerung hatte: die gleiche Größe, die gleichen rauen Kanten und mit dem gleichen Lederriemen zusammengebunden. Leise ging ich durchs Zimmer, an der Satteltasche des Kaplans vorbei, die er am Fuß des Betts abgelegt hatte, und schaute mich um, weil ich mich vergewissern wollte, dass ich sie nicht mit einer anderen Schriftrolle verwechselte, die er vielleicht bei sich trug. Ich konnte keine sehen. Eine einzelne weiße Gänsefeder ragte neben einer kleinen mit Tinte gefüllten Schale aus einem Holzständer. Sonst war nichts auf dem Schreibtisch. Das musste es sein.
    Ich hörte ein leises Grunzen und warf einen Blick über die Schulter. Der Priester drehte sich unter seiner Decke. Einen Moment lang dachte ich, er wolle die Augen öffnen, aber das tat er nicht; er legte sich mit dem Gesicht in die entgegengesetzte Richtung, zur Tür hin.
    Mein Herzschlag schien in meinem ganzen Körper widerzuhallen; ich konnte ihn in den Händen, den Füßen, den Ohren pochen fühlen. Wann hatte ich das letzte Mal etwas so Waghalsiges unternommen? Aber ich würde nicht gehen, bevor ich hatte, weshalb ich gekommen war.
    Ich hob das Pergament, hielt seine Enden zwischen den Händen, und stellte fest, wie leicht und trocken es sich anfühlte.
    Ich schluckte. Und jetzt? Weiter hatte ich nicht geplant. Sollte ich die Rolle an mich nehmen und später zurückbringen, oder sollte ich das Pergament jetzt lesen? Es gab hier genug Licht – wenigstens solange der Mond nicht hinter einer anderen Wolke verschwand –, aber je länger ich blieb, desto größer war das Risiko. Nahm ich sie mit, musste ich sicher sein, dass ich sie zurückbringen konnte, ohne dass der Kaplan es bemerkte. Was bedeutete, dass ich dies alles noch einmal machen musste.
    Ich warf noch einen Blick auf den Kaplan, aber er schien einen festen Schlaf zu haben. Langsam atmend begann ich den Lederriemen aufzubinden. Er war mit einem einfachen Knoten befestigt, und sobald ich einen Strang gelockert hatte, ließ er sich leicht lösen. Dann begann ich das Pergament langsam aufzurollen.
    Und spürte einen Stich der Enttäuschung im Magen. Denn wo ich Zeile nach Zeile zierlich geschriebener schwarzer Buchstaben erwartet hatte, war nichts. Am Fuß der Seite war Malets Siegel in rotem Wachs – die Initiale »M« mit Ranken, die sich an ihren Beinen hoch- und um sie herumwanden –, aber darüber: nichts.
    Vielleicht hatte der Kaplan die Rolle

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