Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
Vom Netzwerk:
wäre wieder genauso wie zuvor. Ich kam mir vor wie ein Schiff, das auf dem offenen Meer trieb, den Launen der Strömung und des Windes ausgesetzt, das jeden Sturm abritt, und trotzdem klammerte ich mich an die Hoffnung, bald einen sicheren Hafen zu finden. Eine Hoffnung, die mit jedem Tag schwächer zu werden schien.
    »Warten wir ab, was geschieht, wenn Eadgyth eintrifft«, sagte ich. »Dann werden wir wissen, was zu tun ist.«
    Wace legte mir kurz eine Hand auf die Schulter, bevor er um die Ecke des Hauses verschwand.
    Ich stand dort noch einen Moment länger und schaute hinüber zum Dormitorium und den dünnen Rauchfäden, die aus seinem Schornstein zu den Sternen stiegen. Bald wurde die Stille allerdings durch das Läuten der Glocken unterbrochen, diesmal zur Matutin, wie mir klar wurde. Ich hatte nicht gewusst, dass es schon so spät war.
    Ich ging wieder hinein, zurück auf mein Zimmer. Kurz darauf hörte ich Schritte auf der Treppe und auf dem Flur vor meiner Tür: Wace ging auf sein Zimmer, dachte ich. Das Knarren von Türangeln folgte, und dann war alles still. Ich schüttelte meinen Umhang ab und legte mich auf das Bett. Die Strohmatratze war hart und bot wenig Bequemlichkeit, egal, wie ich mich drehte und wendete, und nach mehreren Versuchen gab ich es schließlich auf und setzte mich hin.
    In der Dunkelheit legte ich den Kopf in die Hände, während ich mir alles noch mal durch den Kopf gehen ließ. Mitten in all der Ungewissheit wurde eine Sache allmählich immer klarer: Ich konnte nicht weitermachen, ohne die Wahrheit zu kennen. In erster Linie erlaubte mir mein Gewissen nicht, einem Mann zu dienen, der ein Verräter seines Königs und seines Volkes war. Falls es eine Verschwörung zwischen Malet und Harolds Witwe gab, musste ich es wissen. Trotz meiner Worte Wace gegenüber war ich mir im Klaren darüber, dass es keine Garantie dafür gab, nach ihrem Eintreffen irgendwelche Antworten zu bekommen.
    Und plötzlich wusste ich, was ich zu tun hatte.
    Die Glocken hatten vor einiger Zeit aufgehört zu schlagen; falls jemand im Haus von ihnen geweckt worden war, würde er sicherlich inzwischen wieder eingeschlafen sein. Ich stand auf, ging zur Tür und öffnete sie nur so weit, dass ich bis zum Treppenabsatz sehen konnte. Ein schwaches orangefarbenes Leuchten vom Kaminfeuer aus dem Saal im Erdgeschoss spielte auf den Stufen.
    Einen Moment lang fragte ich mich wieder: Wenn wir uns nun irrten? Doch es gab keine andere Möglichkeit. Wir mussten die Wahrheit herausfinden.
    Der Flur verlief fast über die ganze Länge des ersten Stockwerks. Am anderen Ende, am weitesten von der Treppe entfernt, lag das Zimmer, in dem Ælfwold schlief. Barfuß schlüpfte ich aus der Tür und schloss sie leise hinter mir; ich wollte auf keinen Fall irgendjemanden wecken. Es gab wenig Wind in der Nacht oder sonst etwas, was dazu beitragen konnte, meine Bewegungen zu übertönen. Das einzige Geräusch, das ich hörte, war das Rascheln der Mäuse im Dachstroh.
    Ich ging so leise atmend über den Flur, wie ich konnte, und hielt mich nahe an der rechten Seite: der Außenwand des Hauses, wo die Bodendielen wahrscheinlich am wenigsten knarrten. Von weiter vorn konnte ich Schnarchen hören und sah, dass die Tür des Zimmers von einem der anderen Ritter offen stand. Es war Philippe, dessen schlaksige Gestalt ausgestreckt auf der Matratze lag. Ein kupferner Kerzenhalter stand auf dem Boden, das Wachs war fast heruntergebrannt. Er rührte sich und murmelte etwas vor sich hin, allerdings keine Worte, die einen Sinn ergaben. Ich erstarrte, weil ich dachte, er hätte mich vielleicht gehört, aber glücklicherweise wurde er nicht wach.
    Der nächste Raum war der des Kaplans. Dies war wohl das größte Gästezimmer mit einem Fenster nach Süden, das normalerweise den Besuchern höchsten Ranges vorbehalten war. Unsere waren im Vergleich eher Dienstbotenquartiere. Denn wir waren ja nur Ritter, dachte ich grimmig. Nicht mehr als Diener.
    Die Tür war massiv gebaut, mit einem großen Schloss und einer Klinke aus Eisen. Ich legte ein Ohr gegen das Holz und hörte auf zu atmen, während ich festzustellen versuchte, ob sich drinnen etwas bewegte, aber alles war still. Ich ergriff die Klinke und hoffte, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Das Metall fühlte sich kalt an meiner Handfläche an, die feucht vom Schweiß war, wie ich jetzt merkte. Ich biss die Zähne zusammen und drückte, zuerst sanft, dann mit etwas mehr Kraft dahinter, bis ich spürte,

Weitere Kostenlose Bücher