Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
Vom Netzwerk:
innerlich. Sie hätten mich früher wecken sollen; ich hätte irgendwie dafür gesorgt, dass der Priester nicht allein geblieben wäre. Aber dann bemerkte ich, dass Philippe seinen beiden Kameraden unsichere Blicke zuwarf.
    »Ihr wisst es, nicht wahr?«, fragte ich sie und dachte gleichzeitig darüber nach, was sie mir möglicherweise sonst noch an Informationen vorenthalten hatten. »Wohin ist er gegangen?«
    Sie wechselten Blicke, als wüssten sie nicht recht, ob sie es mir sagen sollten oder nicht, aber Philippe musste gesehen haben, dass ich mich nicht davon abbringen lassen würde, denn er ergriff das Wort.
    »Sie sind in Eadgyths Privatgemach gegangen«, sagte er.
    »Und wo ist das?«
    »Im oberen Stockwerk des Dormitoriums …«, begann er, aber falls er noch mehr sagte, hörte ich es nicht, weil mir die Erkenntnis dämmerte. Die drei waren schon einmal hier gewesen. Sie mussten es die ganze Zeit gewusst haben: das mit Eadgyth und wer sie war, wer sie gewesen war. Ich kam mir plötzlich wie ein Narr vor. Warum hatte ich das nicht bemerkt?
    »Es ist nicht das erste Mal, dass Malet euch hierherschickt, nicht wahr?«, sagte ich. »Wann wolltet ihr mir das sagen?«
    »Wir haben es nicht für wichtig gehalten«, sagte Radulf mürrisch. Ich starrte ihn an. Seit unserer ersten Begegnung hatte er meine Geduld strapaziert, und ich gestehe, dass ich in diesem Moment sogar noch weniger als sonst für ihn übrighatte.
    Ich schritt auf ihn zu; er erhob sich von seinem Schemel, um mir gegenüberzutreten, aber bevor er die Hände zu seiner Verteidigung erheben konnte, hatte ich ihn am Kragen seiner Tunika gepackt. Ich hörte Philippe und Godefroi lautstarken Protest erheben, hörte das Klappern von Holz auf Stein, als sie von ihren Schemeln aufsprangen, aber ich achtete nicht auf sie.
    »Was wisst Ihr davon, was der Priester mit Eadgyth zu schaffen hat?«, wollte ich von ihm wissen.
    Radulf war weiß im Gesicht; damit hatte er zweifellos nicht gerechnet. Mir dagegen war das Blut in den Kopf gestiegen. Vor mir stand ein ausgebildeter Krieger, ein Mann des Schwerts, ein Ritter der Normandie, und er hatte Angst.
    »Sag es mir!«, schrie ich, dass Speicheltröpfchen durch die Luft flogen und seine Wange trafen.
    Aber Radulf war eindeutig zu erschrocken, um zu sprechen, denn es kamen keine Worte aus ihm raus, und bevor ich mich wiederholen konnte, fühlte ich Hände auf meinen Schultern, die mich von ihm wegzerrten. Verzweifelt versuchte ich mich zu wehren, mit den Armen um mich zu schlagen; alles, was ich in diesem Moment wollte, war, ihn zu schlagen, ihn für seine Lügen zu bestrafen, aber es hatte keinen Zweck, denn sie hatten mich fest im Griff.
    »Tancred!«, rief mir jemand ins Ohr, und ich erkannte die Stimme wieder: Sie gehörte Wace. »Tancred!«
    Meine Wut begann nachzulassen, und ich merkte, wie schwer ich atmete, als ich wieder zur Vernunft kam. Ich schüttelte meine Schultern und spürte, wie die Hände sie freigaben. Die anderen starrten mich alle an, wie mir klar wurde, und wahrten einen gewissen Abstand. Keiner von ihnen sprach. Die Nonne Burginda war von ihrem Stuhl aufgestanden, aber sie wusste auch nicht, was sie tun sollte, denn sie stand da wie festgewurzelt. Es herrschte Schweigen.
    Ich spürte das Gewicht ihrer Blicke auf mir lasten. Es war zu viel; ich konnte es nicht länger ertragen, auf diese Weise umzingelt in diesem Zimmer zu sein. Ich drehte mich um und ging zur Tür.
    »Wohin gehst du?«, fragte Wace.
    »Ælfwold suchen«, antwortete ich und schaute weder zurück noch machte ich mir die Mühe, die Tür beim Hinausgehen hinter mir zu schließen.
    Es musste in der Nacht oder am frühen Morgen noch geregnet haben, denn alles lag glänzend und glitzernd in der Sonne. Das Gras war nass und der Boden unter meinen Schuhen weich. Der Geruch feuchter Erde umgab mich auf allen Seiten, und wäre der Wind nicht so durchdringend gewesen, hätte ich vielleicht gedacht, der Frühling stände unmittelbar bevor.
    Dies war das erste Mal, dass ich das Kloster bei Tageslicht sah, und aus irgendeinem Grund wirkte es kleiner als bei unserer Ankunft. Die Außenanlagen schienen beengter zu sein, die Wände bedrückender. Alles war näher, als es zunächst ausgesehen hatte; tatsächlich war das Gästehaus kaum fünfzig Schritte von dem Kreuzgang entfernt.
    Ich durchquerte den Obstgarten, zwischen reihenweise in exakten Abständen gesetzten blattlosen Bäumen hindurch, deren Zweige sich kaum berührten. Dahinter lag das

Weitere Kostenlose Bücher