Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Kopf hinter mir her. Ich schleppte mich vorwärts, konzentrierte mich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen, und traute mich kaum, einen Blick in Richtung Gipfel zu werfen, aber es dauerte nicht lange, und der Abstand zu Wace vergrößerte sich wieder.
»Bleib nicht stehen«, rief Wace mir von weiter oben aus zu. Er war vielleicht zwanzig Schritte vor mir und schon ziemlich nahe am Kamm der Anhöhe.
»Es liegt an meinem Bein«, sagte ich und verzog das Gesicht, als ein neuer Stich durch meine Wunde fuhr.
Er ließ sein Pferd los und stieg den Pfad vorsichtig hinunter, weil viele Wurzeln und Steine in seinem Weg lagen.
»Das habe ich nicht bemerkt«, sagte er, als er bei mir ankam. »Ist es schlimm?«
»Ich weiß nicht«, antwortete ich und schüttelte den Kopf. »Ich bin während der Schlacht verwundet worden. Es war nicht so schlimm, während wir geritten sind.«
Er kniete sich hin, um die Wunde zu untersuchen, und ich beobachtete seinen Gesichtsausdruck, der allerdings nichts verriet. »Es ist schwer zu sehen«, sagte er. »Aber wir können hier nicht bleiben. Es ist nicht mehr weit zum Gipfel. Dann können wir wieder aufsitzen.« Er legte mir den Arm um den Rücken und unter meine Schulter und half mir dabei, den Hang hinaufzuhumpeln. Während ich wieder zu Atem kam, ging er wieder hinunter, um Rollo zu holen. Ich wartete und schaute in den Himmel, der allmählich aufzuklaren begann. Der Regen ließ nach und war inzwischen kaum mehr als ein Nieseln.
Wir saßen alsbald wieder im Sattel. Stunde um Stunde ritten wir weiter durch die Dunkelheit. Ich war fast schon bei dem Gedanken angelangt, dass diese Nacht nie ein Ende nähme, als der Himmel schließlich doch begann, heller zu werden. Mit dem Auftauchen der ersten Sonnenstrahlen am Horizont befanden wir uns auf einem Höhenrücken am Rand des Waldes. Im Süden lag offenes Land, weit und flach, so weit ich sehen konnte, bis sich der Horizont selber im Dunst verlor. In der Entfernung stieg eine Rauchsäule von einem Bauerngehöft auf, ein kleiner schwarzer Fleck auf der Ebene: das einzige Lebenszeichen.
»Wir sollten hier Rast machen«, sagte ich. »Es ist geschützt, und wir können jeden sehen, der sich uns nähert.«
»Vielleicht die aus Süden«, erwiderte Wace mit ernstem Gesicht. »Ich mache mir Sorgen um die, die aus Norden kommen.«
Aber es war ja nicht so, als hätten wir eine große Wahl gehabt, denn die Pferde waren vollkommen erschöpft. Und in Waces Augen – sowohl in seinem guten als auch in dem anderen – konnte ich die Müdigkeit genauso sehen, wie ich sie in meinen eigenen spürte.
Nicht weit weg konnte ich das Plätschern eines kleinen Bachs hören, und dorthin führten wir unsere Pferde. Wir nahmen ihnen die Sättel ab und ließen sie trinken, bevor wir ihre Zügel an einer Birke in der Nähe festbanden, in deren Umgebung genug Gras für sie zum Fressen stand. Wenn sie sich allerdings nur ein bisschen so fühlten wie ich, wären sie nicht hungrig.
Ich legte mich auf den weichen Erdboden und gab mir alle Mühe, die Schmerzen zu ignorieren. Ein Windstoß brachte die Zweige zum Rascheln, und ich fröstelte und zog meinen Umhang enger um mich, obwohl er nicht viel Schutz bot. Noch in der vorletzten Nacht hatte ich mein Zelt mit Oswynn geteilt, hatte die Wärme ihrer Umarmung, die Zärtlichkeit ihrer Berührung gespürt, und alles war so gewesen, wie es sein sollte.
Wieder wehte der Wind böig. Ich schloss die Augen und sah ihr Gesicht vor mir aufsteigen, und während ich dort auf dem feuchten Boden lag, begannen die Tränen endlich zu fließen. Mein Atem kam stockend, blieb in meiner Brust hängen, riss an meinem Herz, und mein Kopf war voll mit Gedanken an sie, wobei ich mir immer wieder sagte: Wie nur hätte ich es ahnen sollen?
Aber es half alles nichts. Denn sie war tot, und ich hatte sie umgebracht.
Danach schlief ich ein, aber ich kann nicht lange geschlafen haben, denn als ich wieder wach wurde, hatte die Sonne noch nicht ihren höchsten Stand erreicht und blendete mich fast mit ihrer Helligkeit. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen in meinem Umkreis; in der Ferne konnte ich das Blöken von Schafen hören. Der Reif war geschmolzen, und die Ebene war jetzt ein Teppich aus grünen und braunen Flicken. Meine Augen waren entzündet, und in meinem Kopf herrschte ein dumpfer Schmerz. Einen Moment lang lag ich still da und war mir nicht sicher, wo ich mich befand, bis mir plötzlich alles wieder einfiel.
Ich blinzelte und
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