Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
versuchte mich aufzurichten, obwohl ich es sofort bereute, als die Schmerzen mein Bein ergriffen, und ich fluchte laut. Es war niemand da, der mich hören konnte. Wace war nicht zu sehen, obwohl er seinen Schild zurückgelassen hatte. Lord Roberts Falke machte den Eindruck, als hätte er bessere Tage gesehen; er wurde von mehreren langen Schrammen durchzogen, die übermalt werden mussten. Trotzdem war er in besserem Zustand als meiner, der neben mir lag – seine obere Kante war gesplittert, die Lederstreifen um den Rand waren weggehackt und die Holzbretter darunter gerissen. Er würde es nicht mehr lange machen.
Waces Pferd war auch noch hier, was bedeutete, dass er nicht weit weg sein konnte. Ich schaute das Tier an, und es erwiderte meinen Blick; sein rotbraunes Fell glänzte in dem spärlichen Sonnenlicht, das durch die Zweige drang. Rollo lag neben ihm auf der Seite und schlief.
Ich verlagerte mein Gewicht, damit mein Bein nicht mehr so wehtat. Ich trug immer noch mein Kettenhemd und meine Beinlinge, hatte allerdings meinen Helm abgenommen. Rast zu machen, während man seine Rüstung anhatte, war nicht sonderlich bequem, aber ich wollte nicht unvorbereitet sein, falls der Feind zufällig auf uns stieß.
Mein Bein pochte immer noch, und zwar schlimmer als vor ein paar Stunden. Ich bückte mich nach unten und erkannte, was mir zuvor entgangen war: Der Schlag war durch den Panzer meiner Beinlinge gedrungen und hatte die Wadenstreifen und meine Brouche zerrissen, die dunkelrot verfärbt war. Und darunter war der Schnitt selber, der ungefähr eine Handspanne lang war, ein bisschen über meinem Knöchel begann und kurz vor meinem Kniegelenk endete. Ich berührte die Wunde vorsichtig und zuckte angesichts der Schmerzempfindlichkeit leicht zusammen. Meine Finger waren blutbeschmiert. Der Schnitt sah nicht tief aus – von der Waffe, die mich getroffen hatte, konnte nur die Spitze durch die Haut gedrungen sein –, und zumindest dafür war ich dankbar. Aber es war dennoch eine ernst zu nehmende Wunde.
Ich hörte ein Klirren von Metall hinter mir, und als ich mich umdrehte, sah ich Wace mit einem ledernen Weinschlauch in der Hand aus dem Wald kommen.
»Du bist wach«, sagte er.
Er sah nicht so aus, als hätte er sich auch nur ein bisschen ausgeruht; seine Augen waren noch genauso rot, wie sie im Morgengrauen gewesen waren. »Hast du geschlafen?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf und warf mir den Trinkschlauch zu – er war schwerer, als ich erwartet hatte, und fast hätte ich ihn fallen lassen. »Einer von uns beiden musste Wache halten«, sagte er. »Du hast den Eindruck gemacht, als brauchtest du den Schlaf mehr als ich.«
Ich nahm den Stopfen heraus und hob den Weinschlauch an meine Lippen. Das Wasser war eiskalt, und es nahm mir fast den Atem – das Wasser lief mir das Kinn hinunter, spritzte auf meinen Umhang und mein Kettenhemd, aber das war mir egal. Es war die erste Flüssigkeit, die mir seit Langem über die Lippen kam, und ich trank in tiefen Zügen davon.
Ich hielt ihm den Schlauch hin, aber er schüttelte den Kopf, und deshalb legte ich ihn zur Seite, während ich mich daranmachte, meine Beinlinge abzunehmen. Sie waren mit Lederriemen an meinem Gürtel befestigt, und ich band sie los, bevor ich die nicht durchtrennten Schnüre aufknotete. Als ich damit fertig war, rollte ich das Bein meiner Brouche bis zum Knie hoch und spritzte etwas Wasser aus dem Schlauch über die Wunde und verbiss mir ein Stöhnen wegen des überraschenden Brennens. Als Junge hatte ich einige Jahre in einem Kloster verbracht, wo mir der Siechenmeister beigebracht hatte, wie wichtig es war, eine Wunde sauber zu halten.
Er war ein stiller, uralter Mann gewesen, erinnerte ich mich, mit einem unregelmäßigen Kranz schneeweißer Haare um seine Tonsur herum und traurigen Augen, die offenbar viele unangenehme Dinge hatten mit ansehen müssen. Von allen Mönchen dort war er einer der wenigen, die ich liebgewonnen hatte, und das, was er mich gelehrt hatte, war das Einzige, was mir im Gedächtnis haften geblieben war. Es hatte mir im Lauf der Jahre wahrscheinlich mehr als einmal das Leben gerettet.
Ich wischte das halb getrocknete Blut an den Rändern des Schnitts ab, und es kam eine große klaffende Wunde zum Vorschein, deren Breite ungefähr einem Drittel meines Fingernagels entsprach.
Wace holte hörbar Luft. »Das sieht nicht gut aus.«
»Es sieht schlimmer aus, als es sich anfühlt«, sagte ich, wenn ich mir auch nicht
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