Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
beiden schliefen. Da ich bereits am Morgen ein wenig geruht hatte, bot ich mich als Erster an, und weder Eudo noch Wace erhob Einspruch. Meine Augen schmerzten vor Müdigkeit, aber ich wusste, ich würde nicht schlafen können, aus Angst vor meinen Träumen.
Ich dachte zurück an den Tag, an dem ich Lord Robert kennengelernt hatte, als er so alt war wie ich jetzt und ich erst ein Junge in meinem vierzehnten Sommer. Es war noch gar nicht so lange her gewesen, dass ich das Kloster verlassen hatte – höchstens ein paar Tage –, und ich war unterwegs, ohne zu wissen wohin, frei, aber hungrig, ganz allein. Ich wusste nur, dass ich nie wieder zurückwollte.
Es war bereits ein heißer Sommer gewesen, erinnerte ich mich, obwohl der Juni noch nicht vorbei war. Ich hatte seit mehr als einem Tag keine Quelle mehr gefunden, und alle Bäche waren trocken bis aufs Bett. Wo ich konnte, war ich im Wald geblieben, weil ich dort vor der Hitze der Sonne geschützt war, aber als der Abend sich näherte, stieß ich plötzlich auf einen windungsreichen Fluss: ein Fluss, von dem ich später erfuhr, dass es der Cosnonis war, der die Grenze zwischen der Bretagne und der Normandie bildete. Zwischen seinem Ufer und dem Waldrand waren eine Reihe von Zelten um ein Lagerfeuer herum errichtet worden, neben dem ein halbes Dutzend Männer mit Schwertern und Schilden übten, die geschickt im Einklang mit jedem Streich einen Schritt vorwärts und rückwärts machten, sich duckten und drehten, bevor sie wieder zuschlugen.
Ihre Klingen funkelten hell in der tief stehenden Sonne; das Kratzen von Stahl gegen Stahl erklang bei ihren Schlägen. Ich kauerte mich hinter einen Busch, und eine Weile schaute ich ihnen bloß zu und vergaß beinahe meinen Durst und meinen leeren Magen. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Es war wie ein Tanz: jede Bewegung, jeder Schwung, jedes Parieren sorgfältig bedacht, und trotzdem schien es zur gleichen Zeit instinktiv zu sein.
Irgendwann hatte mich jedoch mein Hunger übermannt, und mir wurde klar, dass diese Männer etwas zu essen haben mussten, wenn sie die Nacht hier verbringen wollten. Ich zog mich unter die Bäume zurück, um die Rückseite ihres Lagers herum. Es gab noch mehr Männer, die neben dem Feuer saßen, Brot herumgehen ließen und sich in etwas unterhielten, das wie Französisch klang, einer Sprache, die ich zu der Zeit nur zur Hälfte kannte. Alle hatten Bärte und trugen ihre Haare lang, was mich ein bisschen überraschte, nachdem ich so viel Zeit in der Gesellschaft von Mönchen mit ihren Tonsuren und ihren glatt rasierten Kinnen verbracht hatte. Einer von ihnen hatte ein poliertes und glänzendes Kettenhemd an und silberne Ringe an den Fingern. Er musste ihr Herr sein, dachte ich. Seinen Schild hatte er auf den Knien liegen, und er benutzte ihn wie einen Tisch, um davon zu essen; auf seiner weißen Vorderfläche war ein schwarzer Falke gemalt.
Ich hätte wissen müssen, dass dies Kämpfer waren – Männer, denen ich besser nicht in die Quere käme. Aber in diesem Moment, als der Geruch des bratenden Fleischs mit der Brise zu mir getragen wurde, war mir mein Magen wichtiger als alles andere. Und deshalb ging ich weiter, sorgfältig darauf achtend, dass ich nicht stolperte oder auf einen Zweig trat. Ein Zelt auf der anderen Seite des Lagers stand etwas weiter von den anderen entfernt, und das wählte ich mir zum Ziel.
Näher am Fluss rannten einige Jungen mit hölzernen Schwertern und geflochtenen Schilden gegeneinander an. Sie sahen so aus, als wären sie in meinem Alter oder vielleicht ein bisschen älter – aus dieser Entfernung war das schwer zu sagen. Einer, der größer war als die anderen, schien zwei auf einmal abzuwehren. Ich schenkte ihnen keine Beachtung; sie schienen zu sehr in das vertieft zu sein, was sie da machten, um mich zu bemerken. Indem ich geduckt blieb und Ausschau hielt, um sicherzugehen, dass keiner der Männer am Feuer mich gesehen hatte, schlich ich mich aus der Deckung der Bäume auf das Zelt zu. Es bestand aus mehreren Fellen, die man zusammengenäht und über Holzpfähle gespannt hatte, und war vermutlich groß genug, um zwei Männern bequem Platz zu bieten. Lederbänder hingen von der Klappe, die die Öffnung bildete, aber sie waren nicht festgebunden, und deshalb schlüpfte ich hinein.
Die Wärme war das Erste, was mir auffiel; das Zweite war die Dunkelheit. Ich tastete umher, während sich meine Augen daran gewöhnten, auf der Suche nach etwas, das ich essen oder
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