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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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trinken könnte. Leinendecken waren über das Gras gebreitet worden; eine zusammengerollte Tunika diente als Kissen an einem Ende. Neben der Tunika lag ein Beutel mit einigen Silbermünzen darin. Ich steckte mir ein paar ein, weil ich dachte, dass sie mir später von Nutzen sein könnten, bevor ich in der Ecke eine Lederflasche erspähte. Ohne nachzudenken, nahm ich den Stopfen heraus und begann daraus zu trinken, musste aber sofort husten und prusten, sodass scharlachrote Tropfen in alle Richtungen flogen. Statt Wasser hatte ich Wein gefunden, und weit stärkeren Wein, als ich je zuvor probiert hatte.
    Ich verschloss die Flasche wieder und legte sie schnell wieder dorthin, wo ich sie gefunden hatte. Ich hoffte, ich hatte nicht zu viel Lärm gemacht. Es gab hier in jedem Fall nichts mehr, was ich gebrauchen konnte; ich würde es in einem anderen Zelt probieren müssen. Ich wandte mich dem Ausgang zu, aber in diesem Moment wurde die Klappe beiseitegezogen, und das Abendlicht strömte herein. Eine dunkle Gestalt stand vor mir. Die Sonne stand hinter ihm und blendete mich mit ihrem Glanz, sodass ich meine Augen abschirmen musste. Es war der große Junge, den ich am Fluss gesehen hatte.
    »Wer bist du?«, fragte er auf Französisch, und seine Augen wurden schmal. Seine Haare waren dunkel, oben kurz geschnitten und hinten rasiert wie meine. Er hatte dünne Lippen und einen wachen Blick.
    Ich war immer noch auf Händen und Knien. Ich schaute zu ihm hoch, hatte aber zu viel Angst, um etwas zu sagen. Meine Gedanken wirbelten durcheinander: Was würden diese Männer jetzt mit mir machen, nachdem sie mich gefangen hatten?
    »Folcard!«, rief der Junge in die Richtung der Männer am Lagerfeuer, wie ich annahm. »Da ist ein Dieb in deinem …«
    Er hatte keine Zeit, den Satz zu beenden, denn ich rappelte mich hoch und senkte den Kopf wie ein Stier, als ich in seinen Unterleib hineinpreschte. Er ging zu Boden, und ich rannte halb, halb stolperte ich an ihm vorbei und sah die sichere Zuflucht des Waldes vor mir, als ich auf einmal fühlte, wie er zuerst meinen Kittel und dann mein Bein packte. Ich hörte Stoff reißen und merkte, dass ich selber hinfiel. Ich bekam keine Luft mehr, als ich auf den Boden aufschlug. Ich versuchte loszukommen, strampelte mit dem Bein, trat nach ihm, aber er hielt mich fest, und dann war er irgendwie auf mir drauf, drückte mit einer Hand auf mein Schlüsselbein und holte mit der anderen aus.
    Ich sah den Schlag kommen und drehte den Kopf zu einer Seite. Seine Faust traf die Seite meines Gesichts, und ich spürte die Erschütterung im ganzen Kopf. Er lehnte sich zurück und holte aus, um mir noch einen Schlag zu verpassen, aber ich erhob mich, packte ihn um die Taille und riss ihn von mir los. Er schlug um sich, verfehlte meinen Kopf, und ich rammte ihm die Faust gegen die Nase. Er fuhr zurück und schrie auf, während er sich mit einer Hand ins Gesicht fasste. Dickes, dunkles Blut tropfte ihm durch die Finger.
    Ich hatte noch nie im Leben jemand geschlagen, geschweige denn so, dass er blutete. Ich starrte ihn an und wusste nicht, was ich tun sollte. Mein Herz pochte rasend; ein Rausch der Erregung durchfuhr mich. Dann hörte ich Stimmen und schaute hoch. Die Männer vom Feuer liefen auf mich zu, manche mit gezogenen Schwertern. Ihre Beine waren länger als meine, und ich wusste, dass ich ihnen nicht davonlaufen konnte, so schnell ich auch war. Ich stand da in meinem zerrissenen Kittel wie festgefroren, als sie näher kamen und ausschwärmten, um mich zu umzingeln.
    »Du«, sagte der, den ich für ihren Gebieter gehalten hatte. »Wie heißt du, Junge?«
    Seine Stimme war tief, sein Gesicht streng. Er war nicht besonders groß, aber sein Benehmen hatte etwas, das dennoch Respekt gebot.
    »Ich heiße Tancred«, antwortete ich nervös. Die Wörter fühlten sich ungewohnt auf meiner Zunge an. Mein Name war französisch, ich hatte ihn von meiner Mutter bekommen, aber ich redete nicht viel in der Sprache. Einige der Brüder im Kloster hatten sie gesprochen, aber nicht so viel wie Bretonisch oder Latein: Sprachen, in denen ich mich weit besser auskannte.
    »Wo kommst du her?«
    »Aus Dinant«, sagte ich. Ich schaute in die Runde und sah mir die restlichen Männer an. Alle trugen Schwertscheiden an der Seite, und die meisten hatten Lederjacken an, obwohl ein paar Kettenhemden trugen wie ihr Herr. Sie waren alle unterschiedlich groß: Manche waren klein und untersetzt und hatten die Arme vor der Brust

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