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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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die Erkenntnis war ernüchternd, dass von ihnen allen die Einzigen, die immer noch am Leben waren, Eudo und Wace und ich waren.
    Die Sonne brach durch, und ich saß mit halb geschlossenen Augen da und fühlte ihre Berührung auf meinem Gesicht. Doch kaum zum Vorschein gekommen, verschwand sie auch schon wieder hinter den Wolken, die inzwischen die Farbe von Schiefer angenommen hatten. Kurze Zeit später begann der Regen zu fallen. Ich schloss die Augen und fühlte, wie mir Wasser die Wangen hinunterlief, während ich an Lord Robert dachte, und zum ersten Mal, seitdem Eudo uns die Nachricht überbracht hatte, weinte ich.
    Ich weckte Eudo nach der Mittagszeit, und er übernahm die nächste Wache, während ich mich zum Ausruhen hinlegte. Als ich wieder wach wurde, war es Abend, und das Licht verlor rasch an Kraft.
    Ich fröstelte und stellte fest, dass ich am ganzen Körper zitterte. Ich war ein wenig benommen, und einen Moment lang wusste ich nicht, wo ich war oder wie ich hierhergekommen war, bis es mir wieder einfiel. Ich versuchte mich aufzusetzen, weil mir schwindlig war, schaffte es aber nur zur Hälfte, bis ich wieder zurück zu Boden fiel. Steine bohrten sich spitz in meinen Rücken. Jedes einzelne meiner Glieder tat mir weh, aber bei Weitem schlimmer als das war der Schmerz, der Schmerz, der durch mein Bein fuhr …
    »Tancred«, sagte Eudo. Er hockte sich neben mich und legte mir seine Hand auf die Stirn; in seinen Augen stand Besorgnis. »Er ist glühend heiß.«
    »Wir müssen ihn zu einem Arzt bringen«, hörte ich Wace sagen, obwohl ich ihn vor der Stelle, wo ich lag, nicht sehen konnte. »Wir müssen es bis Eoferwic schaffen.«
    Eudo hielt mir eine Flasche hin. »Trink das«, sagte er.
    Er wartete, bis ich sie in beiden Händen hielt, und dann half er mir dabei, mich hinzusetzen, während ich die Flasche an die Lippen setzte. Ich trank langsam daraus; meine Kehle war so trocken wie Pergament, und ich konnte jeden Tropfen einzeln spüren.
    »Vielen Dank«, vermochte ich zu krächzen, als ich ihm die Flasche zurückgab.
    »Kannst du stehen?«, fragte Wace.
    »Ich glaube schon«, sagte ich, obwohl ich alles andere als sicher war.
    Wace nickte Eudo zu, und sie schoben mir die Arme unter die Achseln und zogen mich auf die Beine. Die beiden brachten mich zu Rollo, und ich kletterte auf seinen Rücken, während sie meine Füße in die Steigbügel führten. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht aufzuschreien. Irgendwie fühlte ich mich geborgener, als ich im Sattel saß.
    Wir ritten den Hügel hinunter auf die Ebene zu. Die Nacht brach an, und die Sterne waren wieder hinter den Wolken verschwunden. Alles war still. Mir fielen dauernd die Augen zu, aber ich wurde immer wieder schnell durch Rollos Bewegungen wachgerüttelt.
    Bald stießen wir auf etwas, was ich für die alte Römerstraße hielt: eine breite Trasse aus festgetretener Erde, die sich von Norden nach Süden erstreckte. Der Weg nach Eoferwic, dachte ich, und fragte mich zur gleichen Zeit, wie weit es noch war. Ich zitterte inzwischen die ganze Zeit; Schweiß quoll mir unter den Armen hervor und lief mir an den Seiten hinunter, und ich spürte, wie mir das Hemd an der Haut klebte.
    Die Stunden verstrichen. Ich machte die Augen zu und lauschte dem stetigen Schlag von Rollos Hufen auf dem Boden und versuchte mich innerlich an einen anderen Ort zu versetzen, bevor dies alles geschehen war. Ich sah Oswynn, sah ihre langen pechschwarzen Haare offen herunterfallen, wie sie es immer taten, wenn sie bei mir war. Wenn ich wollte, konnte ich mir vorstellen, dass ich ihre Wange mit meinen Fingern berührte, die Sanftheit ihrer Haut spürte, so glatt und so blass. Ich wollte mit ihr sprechen, auch wenn ich wusste, dass meine Worte keinen Sinn ergäben. Ich wollte die Dinge sagen, die ich nie sagen konnte und jetzt nie mehr sagen würde. Ich wollte sagen, wie leid mir alles tat. Dass ich sie hatte sterben lassen.
    Der Himmel klarte auf, und die Sterne kamen zum Vorschein. Wir blieben oben auf einer Anhöhe stehen, und ich sah, wie die Straße sich vor uns erstreckte, entmutigend gerade bis hin zum weit entfernten Horizont. So viele Meilen noch zurückzulegen, dachte ich. Mit jeder Stunde, die verstrich, wurde der Schmerz schlimmer, die Wunde brannte wie nie zuvor.
    Ich atmete tief durch, weil mir auf einmal schwindelig war. Die Hügel in der Distanz schwankten unter dem trüben Licht des Mondes. Ich beugte mich über Rollos Flanke und schnappte nach Luft. Die Bäume

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