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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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Dunkelheit umfing.

Sieben
    •
    D ie Sonne schien mir ins Gesicht, als ich das nächste Mal wach wurde, und zwar so hell, dass ich mich einen winzigen Moment lang fragte, ob ich gestorben und dies vielleicht der Himmel wäre. Aber als ich mir die Feuchtigkeit aus den Augen blinzelte und die Hand hob, um sie vor dem Licht zu beschirmen, geriet die Welt langsam in den Blick.
    Ich stellte fest, dass ich auf einem schmalen Bett in einer Kammer lag, die kaum größer als ein Pferdestand war. Es gab eine einzige schmale Öffnung als Fenster, und das Licht schien gerade hinein und wurde von den weiß getünchten Wänden zurückgeworfen. Ich musste lange geschlafen haben, denn die Sonne stand hoch. Ein Feuer knisterte in dem kleinen Kamin. Zwei Schemel standen neben dem Bett, und auf den einen hatte man einen hölzernen Becher gestellt. Der Rest des Raums war leer; von meinem Kettenhemd, meinem Schild oder auch nur meinem Umhang und meinen Schuhen war nichts zu sehen.
    Ich kannte diesen Raum nicht. Als Letztes erinnerte ich mich daran, dass es Nacht war und wir auf der alten Straße in Richtung Eoferwic ritten. Ich war ohnmächtig geworden und aus dem Sattel gefallen; Wace war weggeritten und zurückgekommen. Aber was danach geschehen war, wusste ich nicht. Es war, als jagte ich Schatten in der Nacht hinterher: Kaum kam mir ein Bild in den Kopf, da rutschte es auch schon wieder weg und verschmolz mit der Dunkelheit.
    Nur die Schlacht stand mir wieder klar vor Augen: die eine Sache, die ich lieber vergessen hätte. Sogar während ich da lag, konnte ich das Donnern der Hufe beinahe unter mir spüren; ich konnte mich selber sehen, wie ich den Angriff gegen die englische Linie anführte. Und ich erinnerte mich an den Moment, als ich getroffen worden war, das Aufblitzen der Hitze in meinem Unterschenkel, als das Fleisch aufgerissen wurde.
    Mein Bein. Von einem dumpfen Schmerz abgesehen, konnte ich es jetzt kaum fühlen. Aber mein Kopf pochte, meine Glieder waren taub vor Müdigkeit, und mein Mund war trocken. Ich hustete. Ein seltsamer Geschmack lag auf meiner Zunge – wie Leder, dachte ich, obwohl ich mir nicht sicher war, wieso ich auf den Gedanken kam, denn meines Wissens hatte ich nie welches gegessen.
    Ich kämpfte mit den Laken, in die ich eingewickelt worden war, und versuchte die darüber ausgebreitete schwere Wolldecke abzuschütteln. Meine nackte Haut streifte gegen das Tuch. Ich tastete nach meinem Kreuz, weil ich annahm, sie hätten mir das ebenso wie meine Kleidung abgenommen, aber glücklicherweise war es noch da.
    Ich griff nach dem Becher, bekam ihn aber nicht richtig zu fassen, sodass er klappernd zu Boden fiel und seinen Inhalt über die Steinplatten ergoss. Wieder übermannte mich der Schlaf, und es musste mindestens eine weitere Stunde gedauert haben, bis ich erneut zu mir kam. Der Raum war immer noch hell, aber die Sonne hatte sich bewegt und schien mir nicht mehr ins Gesicht, und ich konnte sehen, dass die Tür offen stand.
    Ein Mann beobachtete mich von dort aus. Er war kräftig gebaut und eindeutig ans behagliche Leben gewöhnt. Seine Haare, die braun waren, aber allmählich grau wurden, fielen unordentlich auf seine Schultern, aber er war im Übrigen glatt rasiert. Er trug das locker sitzende Gewand eines Priesters über einer braunen Hose; an einem Lederriemen um seinen Hals hing ein grüner polierter Stein, der in der Sonne funkelte. Sein Gesicht war wettergegerbt, und es gab mehr als ein paar Fältchen um seine Augen; er war zumindest in den mittleren Jahren, konnte aber noch nicht als alt bezeichnet werden.
    »Ach, ich sehe, Ihr seid wach«, sagte er mit einem Lächeln. Er schaute nach unten zu dem Becher, der auf dem Boden lag. »Ich werde Euch etwas Wein holen.«
    Ich sagte nichts, und er verschwand aus meinem Blickfeld. An dem Akzent in seiner Stimme konnte ich hören, dass er Engländer war. Und trotzdem hatte er Französisch mit mir gesprochen. Meine Gedanken wirbelten durcheinander. War ich dem Feind in die Hände gefallen? Aber falls das so war, warum hätten sie mich am Leben lassen, geschweige denn mit mir reden sollen?
    Der Engländer kam kurz darauf wieder und trug eine Kanne in der Hand, an deren Seite ein einzelner roter Tropfen hinablief. »Es ist eine große Erleichterung, Euch wach und wohlauf zu sehen«, sagte er, bevor ich selber das Wort ergreifen konnte. »Um die Wahrheit zu sagen, wussten wir nicht, ob Ihr am Leben bleiben würdet. Der Herr sei gepriesen, dass Ihr es

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