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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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kämpfen und sein Leben zu riskieren; oder ein unehrenhafter Rückzug, Eoferwic den Rebellen zu überlassen und sich den Zorn des Königs zuzuziehen. Ich wusste nicht, was schlimmer war.
    »Und wenn ich Eure Bedingungen ablehne?«, fragte Malet.
    »Dann nehmen wir die Stadt mit Gewalt«, antwortete der Ætheling, »und ich freue mich darauf, Euch persönlich zu töten und mit Eurem Weibervolk mein Vergnügen zu haben.«
    »Mylord …«, begann Gilbert, aber der Vicomte hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Ihr glaubt, Ihr könnt Eoferwic mit diesem Gesindel einnehmen?«, fragte er den Ætheling und zeigte auf das purpurrot-gelbe Banner und die darunter versammelten Männer.
    »Ich habe fast viertausend Mann, die im Norden von hier lagern«, sagte Eadgar, »und jeder einzelne von ihnen freut sich auf die Schlacht.«
    Malet runzelte die Stirn. »Und trotzdem sehe ich kaum hundert hier?«
    »Macht Euch über mich lustig, wenn Ihr wollt, aber ich habe Eure Kundschafter gesehen, die uns beobachten. Ihr wisst, ich sage die Wahrheit.«
    Der Vicomte wich seinem Blick nicht aus. Der Wind war stärker geworden, er pfiff über die Marschen und die Ebene, und um uns herum flatterten die Banner. Sonst herrschte Stille.
    »Bekomme ich also eine Antwort?«, fragte Eadgar.
    Malet schaute nach oben in den Himmel und holte tief Luft. Er schloss die Augen – vielleicht bat er Gott um Rat –, bis er sich nach einem letzten Blick auf den Ætheling umdrehte und zu seinem Pferd ging.
    »Ihr seid ein Narr, Guillaume«, rief Eadgar, während der Rest von uns Malet folgte und aufsaß. »Ich werde keine Gnade walten lassen! Hört Ihr mich? Keine Gnade!«
    Aber der Vicomte antwortete nicht, und wir ritten weg, zurück zu den Stadttoren. Stattdessen starrte er in die Ferne, nach Westen, wo der letzte Schimmer der Sonne hinter dem Horizont verschwand. Und ich spürte, wie mich Kälte ergriff. Denn in seinen Augen stand ein Blick, den ich kannte: derselbe Blick, den ich in jener Nacht in Dunholm in Lord Roberts Augen gesehen hatte.
    Ein Blick der Verzweiflung, als ob er sein Schicksal bereits kannte.

Zwölf
    •
    I n jener Nacht träumte ich von Oswynn.
    Sie war noch bei mir, so schön wie immer, unbändig lachend, und ihr schwarzes Haar peitschte hinter ihr im Wind. Die Landschaft um uns herum leuchtete unter der Sommersonne, während wir über Weidegrund ritten, durch Felder, auf denen der Weizen dicht stand. Hinter uns lag die Stadt Waerwic, wo ich ihr zuerst begegnet war, aber wir würden nicht dorthin zurückkehren. Keiner von uns beiden wusste, wie lange wir schon geritten waren, als wir auf eine Lichtung im Wald stießen, weit entfernt von allen, die uns stören könnten. Wir ließen unsere Pferde stehen, und dort legten wir uns im Schatten der Bäume hin und umarmten einander, und ich liebkoste ihre Wangen, ihren Hals, ihre blassen Brüste, bevor …
    Ich erwachte abrupt, weil ich meinen Namen hörte, und stellte fest, dass ich wieder in meinem Zimmer war. In Malets Haus, erinnerte ich mich. Es war immer noch dunkel; ein schwaches Halbdunkel fiel durch das Fenster herein. Eine gedrungene Gestalt, in dunkle Gewänder und einen dicken Umhang gekleidet, stand über mir. Ein grüner Kiesel hing um seinen Hals, und in seiner Hand trug er eine kleine Laterne. Die flackernde Flamme erleuchtete sein Gesicht.
    »Ælfwold?«, fragte ich.
    »Zieht Euch schnell an«, sagte der Kaplan.
    Ich richtete mich auf, versuchte an dem Wald, an Oswynn, an dem Geruch ihrer Haut, der Wärme jenes Sommertages festzuhalten, während sie mir schon entglitten. Ein kalter Luftzug kam durch die offene Tür herein. Ich hatte mein Hemd während der Nacht anbehalten, aber es war nur ein dünnes Hemd, und die Luft lag wie Eis auf meiner Haut.
    »Es ist früh«, sagte ich, was offensichtlich war, aber mein Verstand war immer noch vom Schlaf getrübt, und das waren die ersten Worte, die mir von der Zunge purzelten.
    »So ist es, mein Freund«, antwortete der Priester. »Wir müssen auf sein.« Draußen konnte ich Männer rufen und Pferde wiehern hören. Einen Augenblick lang war das Zimmer in ein orangefarbenes Licht getaucht, als eine Fackel an dem Fenster vorbeiflitzte, und dann herrschte wieder Dunkelheit.
    »Was geht da vor sich?«, fragte ich.
    »Sie kommen«, sagte Ælfwold. »Wir müssen ohne Verzug zum Fluss hinunter.«
    »Marschieren die Engländer?«
    Der Kaplan runzelte die Stirn. »Die Rebellen«, korrigierte er mich. »Man hat gesehen, dass ihre

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