Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Ihr Oswynn und all die anderen ermordet habt.«
»Tancred«, sagte Malet warnend, aber das Blut strömte heiß durch meine Adern, und ich schenkte ihm keine Beachtung.
Das Lächeln auf dem Gesicht des Ætheling erstarb, als er sich mir zuwandte. »Und wer seid Ihr?«
»Ich heiße Tancred a Dinant«, sagte ich und richtete mich zu meiner vollen Größe auf, sodass ich Auge in Auge mit ihm da stand, »einst Ritter von Robert de Commines, dem rechtmäßigen Earl von Northumbria.«
Aus dem Augenwinkel sah ich, dass seine Huscarls nach ihren Schwertern griffen, aber ich hatte nicht vor einzulenken. Eadgar hob eine Hand hoch, um ihnen Einhalt zu gebieten, und machte einen Schritt auf mich zu. Er war jetzt in Reichweite, so nahe, dass ich seine gelben Zähne und seine großen Nasenlöcher sehen konnte; so nah, dass sein Gestank, übel riechend wie frische Pferdescheiße, mir in die Nase stieg.
»Robert war ein Feigling«, sagte Eadgar. »Er verdiente es nicht, am Leben zu bleiben.«
»Ich sollte Euch jetzt sofort die Kehle aufschlitzen für das, was Ihr getan habt.« Ich stach ihm mit dem Finger in die Brust.
Er schlug ihn beiseite. »Wenn Ihr mich noch einmal anfasst«, knurrte er, und ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht, »dann ist es Eure Kehle, die aufgeschlitzt wird, nicht meine.«
Das hätte er besser nicht gesagt, denn in meinem Zorn begriff ich seine Worte als Herausforderung. Bevor ich es mir anders überlegen konnte, hob ich die Hände und schob ihn mit aller Kraft, die ich aufzubringen vermochte, zurück. Er stolperte unter dem Gewicht seiner Rüstung, versuchte vergeblich, nicht den Halt zu verlieren, bis er zu Boden krachte und mit dem Hintern im Schlamm landete.
»Du Bastard«, sagte Eadgar, als er wieder auf die Beine kam, und ich sah den Hass in seinen dunklen Augen. Sofort zog er sein Schwert, und ich zog meins. Seine vier Huscarls eilten mit erhobenen Schilden und ausgestreckten Speeren vor, um ihn zu schützen.
Ich lachte auf. »Habt Ihr solche Angst vor einem Mann, dass Ihr Euch hinter vier von Euren versteckt?«, fragte ich in einer Lautstärke, dass mich auch der Rest seines Gefolges hören konnte. »Ihr seid der Feigling, nicht Lord Robert!«
»Genug«, hörte ich den Vicomte rufen. »Tancred, steckt Euer Schwert in die Scheide.«
Aber der Rest unserer Männer war jetzt hinter mir: Sie johlten und schleuderten dem Ætheling Beleidigungen entgegen, und ich beachtete Malet nicht. »Ich werde Euch suchen kommen«, fuhr ich fort, »und wenn ich Euch finde, werde ich Euch die Kehle herausreißen und den Kopf abschneiden, werde Euch den Bauch aufschlitzen und Eure Leiche den Krähen überlassen. Ich werde kommen, Eadgar, und ich werde Euch töten.«
»Tancred«, sagte Malet wieder, diesmal mit mehr Schärfe. »Wir sind hier, um zu reden, und nicht, um zu kämpfen.«
Ich merkte, dass ich schwer atmete und dass unter meinem Kettenpanzer der Schweiß an meinen Armen hinunterlief. Ich schaute den Ætheling an, aber er hatte mir eindeutig nichts mehr zu sagen, denn er hatte die Lippen zusammengekniffen. Langsam senkten seine Männer ihre Speere, und er steckte sein Schwert in die Scheide, und erst dann begann mein Zorn abzuklingen. Ich spuckte auf den Boden, bevor ich mich schließlich umdrehte und auch mein Schwert zurücksteckte.
»Das war töricht«, sagte Ælfwold, als ich zurückging. »Ihr hättet getötet werden können.«
»Dann seid doch froh, dass ich noch lebe«, blaffte ich. Mein Zorn war noch nicht ganz verschwunden, und ich war nicht in der Stimmung, mit ihm zu reden.
»Ihr solltet Euren Hund an einer kürzeren Leine halten, Guillaume«, rief der Ætheling. »Sonst wird er über kurz oder lang auch Euch zu beißen versuchen.«
»Ich entscheide selber, wie ich mit meinen Männern verfahre«, erwiderte der Vicomte. »Jetzt sagt mir, warum Ihr mit mir sprechen wolltet.«
Eadgar starrte mich noch eine Weile wütend an, aber ich ließ mich nicht beeindrucken. »Wie Ihr wollt«, sagte er zu Malet. »Ich weiß, dass keiner von uns beiden eine Schlacht will, und deshalb mache ich Euch dieses Angebot: Übergebt mir heute Abend die Stadt, und ich gewähre Euch und allen Euren Truppen freien Abzug bis zum Humbre.«
Eadgar wusste natürlich, dass ein Angriff auf eine Stadt kein leichtes Unterfangen war und dass er, selbst wenn er erfolgreich war, vermutlich viele Hundert Männer dabei verlieren würde. Und deshalb stellte er Malet vor die Wahl: entweder zu bleiben und zu
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