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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Aitcheson
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das getan?«, fragte Wace.
    »Vielleicht haben die Dorfbewohner sich gewehrt«, schlug Aubert vor. »Oder vielleicht gab es keinen Grund.«
    Ich fragte mich, wie lange Oswynn sich hatte wehren können. Vor unserem Marsch nach Dunholm hatte ich ihr ein Messer geschenkt und viele Stunden damit verbracht, ihr zu zeigen, wie man es benutzte: Wie man damit zustieß und wie man schnitt; die Körperstellen, auf die man zielen sollte; wie man es im Bauch eines Mannes drehte, um ihn schnell zu töten. Ich hoffte, sie hatte sich daran erinnert. Ich hoffte, sie hatte in jener Nacht viele Northumbrier in den Tod geschickt.
    Wir gingen schweigend zu Malets Halle. Die einzigen Teile, die immer noch standen, waren die Pfosten, die das Dach getragen hatten, und diese nur bis zur Taillenhöhe. Die Dachbalken selber waren sämtlich mit den Wänden zusammengebrochen, und an vielen Stellen war nicht mehr davon übrig geblieben als ein dicker Haufen grauer Asche. Unter einigen zerbrochenen Balken lagen mehrere geschwärzte Leichen zusammengedrängt in der Mitte der Halle, so stark verbrannt, dass nur noch ihre Knochen und Zähne übrig geblieben waren.
    »Ein Hallenbrand«, murmelte Radulf.
    Ich nickte grimmig. »Sie haben sie hier eingesperrt, bevor sie das ganze Gebäude in Brand gesteckt haben.« Es dürfte nicht mehr als ein paar Herzschläge gedauert haben, bis die Flammen durch das Strohdach schlugen, und nicht viel länger, um sich nach unten auszubreiten und den Rest der Halle zu verschlingen. Das Entsetzen, das die in ihrem Innern empfunden haben müssen, als die Feuersbrunst sie umgab, immer näher kam, immer heißer wurde …
    »Genauso wie sie Lord Robert getötet haben«, sagte Eudo. Er schaute zuerst Wace und dann mich an, lange genug, dass ich die Wut in ihm wachsen sehen konnte.
    Ich senkte den Kopf und schloss die Augen, versuchte das Bild des Feuers und das Lord Roberts aus meinem Kopf zu verbannen. Das hier war nicht die richtige Zeit, über solche Dinge nachzudenken.
    »Hier haben sie das Gleiche gemacht«, hörte ich Godefroi rufen.
    Ich schlug die Augen auf; das Sonnenlicht überflutete mich wieder. Godefroi winkte uns zu einer Ruine, die, wie mir klar wurde, der Stall gewesen sein musste, denn unter einem heruntergefallenen Dachbalken lag ein Pferdekopf. Haare und Haut waren weggebrannt und entblößten den gelblich weißen Schädel, dessen Kieferknochen weit offen standen, wie es im Moment des Todes wohl der Fall gewesen war.
    »Die Feinde können kein Interesse am Plündern gehabt haben, sonst hätten sie die Tiere mitgenommen«, sagte ich.
    »Oder sie hatten keine Möglichkeit, sie leicht fortzuschaffen«, sagte Wace. »Falls sie mit dem Schiff kamen, hatten sie wahrscheinlich keinen Platz.«
    »Aber wenn sie sich auf dem Flussweg genähert haben, warum hat sie dann niemand aus dem Dorf herankommen sehen?«, fragte Eudo. »In der Zeit, die sie gebraucht hätten, das Watt zu durchqueren, hätten die Dorfbewohner allesamt fliehen können. Stattdessen haben sie ihre Stellung gehalten und sind gestorben.«
    »Es sei denn, die Feinde haben weiter flussabwärts angelegt und sind über Land marschiert«, sagte ich. »Jeder Rückzug ins Land wäre abgeschnitten gewesen, und bei Ebbe wären die Dorfbewohner von den Marschen eingeschlossen gewesen.«
    »Das würde einen Sinn ergeben, wenn man bedenkt, dass die Stechkähne immer noch am Landungssteg vertäut waren«, sagte Wace.
    Aubert stieß einen Schrei aus. Ich drehte mich schnell herum, meine Hand fuhr zu dem Schwertgriff an meiner Hüfte, weil ich mir einbildete, dass Horden northumbrischer Krieger aus dem Süden auf uns zugeeilt kämen. Aber da war kein Feind; stattdessen kniete der Schiffmeister neben einer der Leichen, nicht weit vom östlichen Ende der Halle.
    »Sein Name war Henri«, sagte er, als wir näher kamen. »Er war Lord Guillaumes Verwalter hier.«
    Das Gesicht des Mannes war mit Blut verkrustet und wies kreuzweise Schwertwunden auf, aber mir schien, dass es ein gut aussehendes Gesicht gewesen wäre, ausgeprägt und jugendlich zugleich. Henri konnte zum Zeitpunkt seines Todes nicht viel älter gewesen sein als ich. In seiner Brust war eine klaffende Wunde, über der eine seiner Hände lag, deren Finger, wie die Tunika darunter, dunkelrote Flecken aufwiesen. Sein anderer Arm lag ausgestreckt an seiner Seite mit der Handfläche nach oben und gekrümmten Fingern, als ob er etwas mit ihnen hätte packen wollen. Falls allerdings etwas darin gewesen war,

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