Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
sollten. Sobald alle vom Schiff heruntergeklettert waren, winkte der Schiffmeister Oylard zu, der den Ruderern die Anweisung erteilte, die Wyvern abzustoßen.
»Leg nicht zu weit mit ihr ab«, warnte Aubert ihn. »Wir müssen unseren Weg zu euch zurückfinden können.«
Oylard gab ihm zu erkennen, dass er verstanden habe, und dann zogen wir los, stapften durch das Schilf und über die Schlammbänke, platschten durch die Gezeitenbecken, die die Ebbe hatte stehen lassen. Wasser sickerte mir in die Schuhe, und mit jedem Schritt spürte ich, wie die nasse Kälte mich in die Zehen biss. Wattvögel zogen in Scharen über den Schlick und stocherten nach Würmern und was sie sonst finden mochten. Sie stoben auseinander, als wir näher kamen, und stiegen in die Lüfte. Ich erschauerte bei dem Anblick, weil wir jetzt mit Sicherheit entdeckt worden waren. Die Härchen in meinem Nacken richteten sich auf; ich hatte das Gefühl, dass wir beobachtet wurden. Ich schaute immer wieder zu den Gebäuden auf dem Höhenrücken hinauf, und ein- oder zweimal glaubte ich einen Schatten zwischen ihnen gesehen zu haben, aber ich konnte mir nicht sicher sein. Ich wollte es nicht erwähnen, damit die anderen nicht auf den Gedanken kamen, ich sei nervös.
Je weiter wir gingen, desto leichter kamen wir vorwärts, weil der Untergrund fester wurde und das Wasser sich weiter zurückzog, bis wir auf einer Höhe, die ich für die Flutlinie hielt, auf eine hölzerne Anlegestelle stießen. An ihren Balken war eine Ansammlung von Ruderbooten und Stechkähnen festgebunden, die mit Stangen, um sie durch das Watt zu stoßen, und feinen Netzen zum Aalfang ausgerüstet waren. Dahinter stieg der Hügel steil an, der abgesehen von gelegentlichen Büschen wenig Deckung bot. An seiner Kuppe standen die Überreste eines ehemals großen Gebäudes von ungefähr der gleichen Länge wie der Rumpf der Wyvern .
»Lord Guillaume hat diese Halle letzten Sommer bauen lassen«, sagte Aubert kopfschüttelnd. »Nicht dass er oft hierherkam; ich glaube nicht, dass seine Frauensleute je hier waren. Seit er zum Vicomte gemacht wurde, hat er Eoferwic selten verlassen.«
Wir setzten unseren Weg den Hügel hinauf fort, mit der Hand immer in der Nähe des Schwertgriffs, falls irgendwelche Rebellen darauf warteten, uns bei unserer Ankunft oben zu überfallen. Aber der Wind hatte nachgelassen, und außer dem Krächzen der Aasvögel, die über dem Dorf kreisten, war der Tag still. Und obwohl es von den Schatten, die ich vorhin glaubte gesehen zu haben, kein Anzeichen gab, traten wir vorsichtig auf und achteten darauf, dass unsere Kettenhemden nicht zu viel Lärm machten.
Schließlich wurde der Anstieg weniger steil, und wir konnten ganz Alchebarge vor uns sehen. Es hatte nicht den Anschein, als sei es ein großes Dorf gewesen – vielleicht höchstens ein Dutzend Familien –, und jetzt war es eher noch weniger. Wo einmal Häuser und Werkstätten gestanden hatten, waren jetzt nur noch Haufen still vor sich hinschwelender Holzbalken und Asche. Überall lagen Leichen herum: Männer, Frauen und Kinder, Ochsen und Rinder, alle im Tod vereint. Der Gestank von verbranntem Fleisch hing in der Luft.
»Sie haben nichts übrig gelassen«, sagte Wace, als wir zwischen den Leichen hindurchgingen. Krähen pickten mit schwarzen Schnäbeln an ihnen herum, rissen Haut von den Knochen, schlugen wütend mit den Flügeln nach anderen ihrer Gattung, die versuchten heranzukommen. Sie beobachteten uns genau, als wir uns näherten, hüpften widerwillig beiseite und sammelten sich wieder, sobald sie dachten, wir seien weit genug entfernt.
Viele der Leichen waren in Stücke zerhackt, hatten keine Arme oder auch Köpfe mehr. Mehrere von ihnen waren Normannen; einige hatten tatsächlich noch ihre Panzerung an, und ihre Schilde lagen neben ihnen. Die meisten schienen allerdings Engländer zu sein, und nach ihrer Kleidung zu schließen hielt ich sie hauptsächlich für Einwohner von Alchebarge und nicht für diejenigen, die dieses Zerstörungswerk vollbracht hatten.
»Sie haben sogar ihre eigenen Landsleute getötet«, sagte ich, weil ich kaum glauben konnte, was ich sah, bis mir einfiel, dass sie das Gleiche mit Oswynn gemacht hatten. Ich stellte mir vor, dass ihre Leiche unbegraben in Dunholm lag, genau wie diese hier, und hoffte, dass sie mir vergeben würde, wenn wir uns am Ende der Tage wiedersehen würden.
Eudo spuckte auf den Boden. »Sie sind nicht besser als Tiere«, sagte er.
»Warum haben sie
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