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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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ihrer Stimme klingt eine tief sitzende Verbitterung mit.
    »Woher will ich wissen, dass Sie nicht auch jetzt spielen?«
    »Ich glaube, das wissen Sie ganz genau, Bjørn!«
    »Warum haben Sie von mir verlangt zu verraten, wo sich die Thingvellirrollen befinden?«
    »Weil ich so tun musste, als wäre ich die böse Beatriz. Estebans Eiskönigin.«
    »Und wenn ich es verraten hätte?«
    »Bjørn, so weit kenne ich Sie. Ich wusste, dass Sie kein Wort sagen würden.«
    »Sie sagt die Wahrheit, Bjørn«, bestätigt der Konservator. »Ich kenne Beatriz. Sie können ihr vertrauen.«
    »Und auch wenn Sie früher oder später gezwungen gewesen wären, darüber Auskunft zu geben, wo sich diese Pergamente befinden«, sagt Beatriz, »die Thingvellirrollen sind für uns nicht das Wichtigste.«
    »Was ist denn wichtiger?«
    »Die Mumie und die Originalmanuskripte zu sichern.«
    Mein Verstand ist noch immer skeptisch und analytisch. Warum soll ich ihr glauben? Nur mein Körper hat ihre Erklärung längst angenommen. Meine Muskeln entspannen sich. Der Griff der Angst hat seine Umklammerung gelockert. Ich kann ihrem sanften Blick nicht widerstehen. Sie kneift mir sanft in die Wange.
    »Hier«, sagt sie und reicht dem Konservator eine Pistole.
    »Ist alles bereit?«
    »Was heißt bereit?«, frage ich.
    »Es ist alles vorbereitet«, sagt Beatriz. »Niemand schöpft Verdacht. Ich habe mich wie immer verhalten. Habe mir die Nägel lackiert, bin in die Uni gefahren und habe mit meinen Freunden überall in der Welt telefoniert. Alles wie immer. Esteban hat keine Ahnung. Währenddessen habe ich alles organisiert, was wir brauchen.«
    »Was brauchen wir denn?«, frage ich.
    »Ich habe ein Frachtschiff mit einem klimatisierten Spezialcontainer und mit Tonnen von Zucker und Kaffee gechartert, die nach Italien sollen.«
    Ich sehe sie fragend an.
    »Das Schiff heißt Desidéria «, sagt sie, »Sehnsucht.«
    Ich bin etwas schwer von Kapee.
    »Warum«, frage ich, »sollen wir Zucker und Kaffee nach Italien bringen?«
    Keiner von beiden antwortet. Vermutlich halten sie meine Frage für einen Scherz.
    »Ich habe zwei identische Lieferwagen und einen Sattelzug besorgt«, fährt Beatriz fort. »Vierzehn Säcke Yamswurzeln und zwei Fässer selbst gebrannten Rum, und ich habe die Zöllner, Wachen und die Arbeiter im Hafen bestochen. Ich habe ein Transportflugzeug gechartert, das auf dem Flughafen bereitsteht. Außerdem habe ich mit Professor Llyleworth im SIS gesprochen, der uns mit einer Gruppe operatives zur Seite steht – ehemaligen, professionellen Kommandosoldaten -, die von London hierherversetzt worden sind. Alles ist bereit.«
    »Gute Arbeit«, sagt der Konservator.
    »Über was redet ihr?«, frage ich.
    Beide sehen mich resigniert an.
    »Aber Bjørn«, sagt Beatriz. »Erinnern Sie sich denn nicht an unser Gespräch? Wir werden die Mumie zurück nach Ägypten bringen. Und dafür sorgen, dass der Wissenschaft die Papyrustexte zugänglich gemacht werden.«
    »Wie sollen wir das schaffen?«
    »Wir müssen die Mumie und die Dokumente stehlen. Nein. Stehlen ist das falsche Wort. Zurückbringen . Wir vollenden die Aufgabe, die die Wächter schon vor fünfhundert Jahren hätten abschließen sollen.«
    »Gehen wir?« Der Konservator steht ungeduldig in der Türöffnung.
    »Ja. Wir haben nicht viel Zeit.« Beatriz wischt mir imaginären Dreck von den Kleidern. Dann reicht sie mir meine Krücken.

2
     
    Wir nehmen einen anderen Weg durch den Keller.
    »Esteban hat oben an der Treppe eine Wache postiert«, erklärt Beatriz.
    Der Keller ist ein Labyrinth aus engen, dunklen Fluren. Wir laufen und laufen. Ein Tausendfüßler huscht über den Boden. Ich fürchte schon, wir könnten uns im Untergrund verirren, aber Beatriz biegt mit unglaublicher Sicherheit mal nach rechts und mal nach links ab. Sie scheint sich hier wie in ihrer Westentasche auszukennen.
    Die Krücken fest umklammert, folge ich ihr.
    »Das moderne Sicherheitssystem macht es für Außenstehende beinahe unmöglich, die Mumie oder die Manuskripte zu stehlen«, sagt Beatriz. »Ein Fremder würde kaum an der Eingangstür vorbeikommen. Im Park kann nicht einmal ein Eichhörnchen einen Hopser machen, ohne dass die Wachen das mitbekommen. Aber das System rechnet nicht mit einem Anschlag von innen. Von mir.«

3
     
    Am Ende des Kellerganges kommen wir zu einer steilen, kaum einen halben Meter breiten Treppe, die uns in den ersten Keller hinaufbringt. Vom Ende dieser Treppe aus folgen wir dem Flur zu

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