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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Muster zu erkennen, wo andere bloß Chaos sehen. Ein guter Archäologe ist ein Detektiv. Er durchdringt den Geist, die Gedanken derjenigen, die er erforscht. Wir müssen verstehen, wie die Menschen dachten, deren Spuren wir verfolgen. Und diese Fähigkeit haben Sie.« Er beugt sich vor uns senkt seine Stimme: »Warum, glauben Sie, lassen die Männer des Scheichs Sie gewähren? Ich kann Ihnen sagen, warum. Sie wissen ganz genau, dass Ihre Chancen, das Gesuchte zu finden, viel größer sind als ihre eigenen. Sie sind ein hervorragender Archäologe. Sie haben das Zeug dazu. Und Sie haben eine einzigartige Eigenschaft, Bjørn: Sie gehen zielstrebig vor, sind verbissen und talentiert. Nur deshalb gelingt es Ihnen, die Aufgaben zu lösen, die Sie sich stellen.«
    »Woher wissen Sie, wer diese Männer sind?«
    »Dass sie für den Scheich arbeiten? Aber das ist doch offensichtlich. Niemand sonst wäre verrückt und reich genug für eine solche Operation.«

3
     
    Als wir uns am Abend noch einmal treffen, erzählt mir Stuart Dunhill von seiner Kindheit in einer Oberklassefamilie in Windsor. Er vertraut mir seine Faszination für die Geschichte des Altertums an und wie ihn die Jagd nach Spuren aus der Zeit Mose schließlich bis zu der Grabkammer in Luxor führte, die er 1977 entdeckt hat. Das Gespött seiner Kollegen brach ihm das Genick, nachdem er im National Geographic Magazine seine Theorien über einen Wikingerraubzug bis nach Ägypten publiziert hatte. »Aber das habe ich mir selber zuzuschreiben«, sagt er in seinen neunten oder zehnten Gin Tonic hinein.
    »Was ist passiert?«
    »Ich war einfach zu naiv, zu begeistert von meinen Funden, die ich mit der ganzen Welt teilen wollte. Sofort. Ich glaubte, keine Zeit verlieren zu dürfen. Ich war jung und kümmerte mich nicht darum, dass die Wissenschaft ihre Methoden hat, ihre Traditionen. So muss es sein. Jetzt weiß ich das. Ich hätte die Funde in einer anerkannten Fachzeitschrift publizieren müssen. Hätte alles dokumentieren und diskutieren und mein gesamtes Material vorstellen müssen, um meinen Kollegen die Gelegenheit zu geben, meine Thesen zu überprüfen. Immerhin habe ich ja eine neue Theorie lanciert. Wikinger in Ägypten... Ich hatte eine glaubwürdige Indizienkette, wenn sie auch eine wohlwollende Deutung voraussetzte. Um die Fachwelt auf seine Seite zu ziehen, muss man nicht nur überzeugend gegen die bestehenden Meinungen argumentieren, sondern auch beweisen, dass die neue Theorie standhält. Schwierig, schwierig... Einen ganzen Fachbereich von einer neuen Theorie zu überzeugen – dafür braucht man mehrere Jahre. Auch wenn man recht hat.«
    »Und wie hat die Fachwelt reagiert?«
    »Nachdem sich das Gelächter gelegt hatte, kamen gute und sachliche Argumente gegen meine Theorie. Man meinte, ich hätte die Hieroglyphen viel zu wörtlich gedeutet. Man ging davon aus, dass mit den wilden Ländern im Norden das byzantinische Reich gemeint war, das wieder aufgeblüht war und in beständigem Konflikt mit Ägypten stand. Es wurde argumentiert, unter Barbaren seien einfach Nicht-Ägypter zu verstehen und dass die meisten Europäer, verglichen mit den Ägyptern, blass seien und eine helle Hautfarbe hätten. Außerdem seien schulterlange Haare und Bärte in vielen Teilen Europas in Mode gewesen. Sogar die Beschreibungen und Zeichnungen der Langschiffe der Wikinger wurden abgetan. Professoren von Kairo bis London dokumentierten, dass es sich bei diesen Skizzen um stilisierte Darstellungen von Schiffen handelte, die von den bekannten Darstellungen phönizischer Handels- und Kriegsschiffe inspiriert waren. Sogar meinen logischsten Schlussfolgerungen begegneten sie mit Gegenargumenten. Niemand glaubte an meine Theorien.«
    »Wie sind Sie hier gelandet?«
    »Zuerst habe ich nur getrunken. Zum Glück gelang es dem SIS, mich aufzuspüren und trockenzulegen. Es finanziert meine Forschung« – er hebt sein Glas – »hier im Institut.«
    »Das SIS?«, platze ich heraus. Professor Llyleworth und Diane hatten mit keiner Silbe erwähnt, dass Stuart auf ihrer Lohnliste steht. Typisch. Sie sagen nie mehr als das Allernötigste.
    »Sie kennen Diane?«
    Ich nicke.
    »Ein nettes Mädchen. Sie hat sich in den letzten Jahren um mich gekümmert.«
    » I see ...«
    »Vermutlich glauben Sie, ich hätte hier nur auf der faulen Haut gelegen und gesoffen?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Geben Sie sich keine Mühe, ich sehe es Ihnen doch an. Aber ich habe hier tatsächlich auch geforscht.

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