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Der Pakt - Rügen Thriller

Der Pakt - Rügen Thriller

Titel: Der Pakt - Rügen Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Laurent mit falschem Bedauern in der Stimme. Er trat auf sie zu. »Dafür müssen wir leider eine Gebühr verlangen.«
    Jetzt!
    Juli versetzte ihm einen nahezu perfekten Ap-Chagi, einen Schnapptritt, direkt in die Hoden. Es war ein vielversprechender Auftakt, denn Laurent gab einen Laut von sich, der an einen winselnden Fuchs erinnerte. In Julis Ohren war es pure Musik. Doch als sie sich seinem Kumpel zuwenden wollte, warf ihr eines der Mädchen die Schultasche an den Kopf. Für einen Moment war Juli abgelenkt. Das genügte Eric, um ihr die Faust ins Gesicht zu knallen. Und das Knie in den Magen. Juli ging zu Boden. Alles, was sie jetzt noch tun konnte, war, sich gegen die Hiebe und Tritte zu schützen, die von allen Seiten auf sie einprasselten.
    Als sie irgendwann blutend und schniefend und verdreckt nach Hause schlich, gehörte das Training der Vergangenheit an. Juli begriff, dass es keinen Sinn hatte, gegen eine Übermacht zu kämpfen. Auch nicht mit Kun-Tai-Ko. Aber das hieß nicht, dass sie ihr Leben lang ein Opfer bleiben würde.
    Einige Monate später kam es am Collège Paul Gauthier im Marseiller Stadtteil Vauban zu merkwürdigen Vorfällen. Eric Blanc, ein Schüler der obersten Klasse, erlitt schwere Verätzungen, als ihm eine vermummte Gestalt aus einem geöffneten Fenster einen Becher Schwefelsäure über den Kopf goss. Kurz darauf ging es Laurent Bisson an den Kragen. Er rauchte gerade eine Zigarette hinter den Fahrradständern, als ein Molotowcocktail geflogen kam. Laurent überlebte, aber die Brandnarben an seinem Hinterkopf sahen selbst nach mehreren Operationen noch fürchterlich aus. Auch in diesem Fall kam es nie zu einer Verhaftung. Viele schoben den Algeriern die Schuld in die Schuhe. Von Drogen war die Rede und sogar von einem Bandenkrieg.
    Juli wurde nie verdächtigt. Schon der Gedanke war lächerlich. Diesem kahlköpfigen Mädchen, das stets so wirkte, als rechne es damit, gleich geschlagen zu werden, traute niemand eine solche Tat zu.
    Ausgeschlossen.
    Die Schikanen, denen sie ausgesetzt war, hörten natürlich nicht auf. Aber die Zahl ihrer Peiniger, denen irgendein dummes Missgeschick unterlief, wuchs. Mopeds brannten lichterloh, Schultaschen wurden mit Kot gefüllt. Während des Sportunterrichts verschwanden Armbanduhren und teure Markensachen. Auf der Treppe wurde ein Mädchen so geschubst, dass sie einundzwanzig Stufen nach unten fiel. Nur knapp entging sie einer Halswirbelfraktur. Zufällig handelte es sich um Laurents frühere Freundin. Pech hatte auch das Mädchen, das bis vor Kurzem mit Eric liiert gewesen war. In einer Mittagspause griff sie nach ihrer Gatorade-Flasche. Ihr fiel nicht auf, dass der Durstlöscher irgendwie anders schmeckte als sonst. Doch kurz darauf rang sie verzweifelt nach Luft, bis sie schließlich in Ohnmacht fiel. Der herbeigerufene Arzt stellte eine metabolische Azidose fest. Irgendjemand hatte ihr Getränk mit einem Dutzend ASS-Tabletten versetzt. Das Mäd chen überlebte, wurde fortan aber von Albträumen heimgesucht .
    Rache nach Guerilla-Art. Sehr effektiv. Und unendlich süß.
    Mit achtzehn Jahren verließ Juli Marseille. Dass sie einmal durch die Welt streifen würde, um für Geld zu töten, war damals nicht absehbar. Aber die Saat war gelegt.

19
    Airberlin 7211 aus Miami landete pünktlich um acht Uhr in Berlin-Tegel. Manja, die im Flugzeug nie schlafen konnte, schleppte sich mit rot geäderten Augen durch die Passkontrolle. Dann holte sie ihren Koffer.
    Als sie in die Ankunftshalle trat, erkannte sie Oberstaatsanwalt Mast auf Anhieb wieder. Sie schob ihren Gepäckwagen direkt auf ihn zu.
    Er lächelte sie an. »Frau Koeberlin, schön, Sie zu sehen!«
    Manja nickte nur.
    Obwohl es Samstag war, trug Mast einen gestreiften braunen Anzug mit orangefarbener Krawatte. Im Arm hielt er einen dunk­len Wintermantel. Er war makellos rasiert und schien vor Energie zu sprühen. Genauso hatte sie ihn in Erinnerung.
    »Ich dachte, wenn ich Sie abhole, kann ich die Fahrt nach Binz nutzen, um Sie auf den aktuellen Stand zu bringen.«
    Manja war nach dem quälend langen Flug nicht unbedingt in der Stimmung für eine Einweisung in ihr erstes Ermittlungsverfahren seit fast drei Jahren. Aber sie verstand, dass Mast die Zeit unter den Nägeln brannte.
    »Gute Idee«, sagte sie mit so viel Enthusiasmus, wie sie aufbringen konnte.
    Jetzt erst schien Mast zu merken, wie erschöpft sie war. »Wollen wir vorher noch irgendwo frühstücken?«, fragte er.
    »Nein, es gab im

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