Der Pakt - Rügen Thriller
Flugzeug schon etwas«, wehrte Manja ab. »Wenn wir noch einen Kaffee mitnehmen können, ist alles bestens.«
Zehn Minuten später hielt sie einen dampfenden Pappbecher in der Hand und hörte Mast zu, während sie in seinem BMW Kurs auf Rügen nahmen. Bis Binz waren es über drei Stunden, Zeit genug, in den Fall einzusteigen. Allerdings schaffte es Manja nur dank des Kaffees, die Augen offen zu halten.
»Haben Sie Kirijenko damals eigentlich persönlich kennengelernt?«, fragte Mast, als er seine Einführung beendet hatte.
Manja nickte. »Bei einer Vernehmung.«
»Wie haben Sie ihn erlebt?«
Sie überlegte einen Moment. »Eher ein unangenehmer Typ. Wulstige Lippen, kalte Fischaugen. Ihm wurde nachgesagt, ungeheuer jähzornig zu sein. Einer, der Mitarbeiter schon mal an der Krawatte zu sich heranzieht. Bei der Vernehmung ist er aber ganz anders aufgetreten. Höflich, fast schmierig. Mit einer Vorliebe für wolkige Formulierungen.«
»Er sprach deutsch?«
»Ja, sogar fließend.«
»Und in seinem Äußeren? Ein protziger Typ?«
»Würde ich nicht sagen. Aber für einen Staatsbediensteten ging es ihm zu gut. Rolex, ein maßgeschneiderter Anzug. Handgenähte Schuhe, die ihn vermutlich drei Monatsgehälter gekostet haben.«
»Was genau wurde ihm denn vorgeworfen?«
»Bestechlichkeit.« Manja rieb sich die Augen. »Das Oberste Gericht in Moskau hat damals eine Zivilklage einer russischen Hotelkette gegen ein deutsches Unternehmen verhandelt. Eine Firma aus Dresden, die Saxonia Resort Betriebsgesellschaft. Die SRB wollte in Moskau ein Luxushotel eröffnen. Doch dann gab es Streit wegen des Baugrundstücks. Die Sache landete auf dem Schreibtisch von Richter Kirijenko. Zwei Wochen vor der Urteilsverkündung bekamen wir einen anonymen Tipp.«
»Lassen Sie mich raten. Die SRB hat Kirijenko gekauft.«
»Exakt. Und es wurde noch besser. Als Vermittler zwischen der SRB und Kirijenko fungierte angeblich Petras Valkunas.«
»Der berüchtigte Litauer.«
»Zu jener Zeit so etwas wie der unumstrittene König der Dresdner Unterwelt. Die Geschichte war durchaus stimmig, denn er hatte zuvor viele Jahre in Moskau gelebt. Möglich, dass er und dieser Richter sich kannten. Damals ermittelte ich schon seit geraumer Zeit gegen Valkunas, kam aber einfach nicht an ihn ran. Plötzlich witterte ich die Chance, ihn bei einem krummen Deal auf frischer Tat zu erwischen.«
»Und Kirijenko?«
»Wir leiteten den Tipp natürlich umgehend an die russischen Kollegen weiter. Am nächsten Tag rief mich eine Moskauer Staatsanwältin an und fragte, ob wir in der Sache nicht zusammenarbeiten könnten. Mir war das recht. Von dem anonymen Tippgeber hatten wir erfahren, dass Kirijenko für eine Abweisung der Klage drei Millionen Euro in Diamanten forderte. Die Steine sollten in Dresden übergeben werden. Ich musste unseren Informanten nur noch dazu bekommen, uns Ort und Zeit der Transaktion mitzuteilen. Dann hätte ich mir Valkunas und die Typen von SRB geschnappt und meiner russischen Kollegin diesen Kirijenko auf einem Silbertablett serviert.«
»Hat aber nicht geklappt, oder?«
»Nein.« Manja seufzte. »Dabei sah es zunächst ziemlich gut aus. Ich hatte nämlich das Gefühl, dass unser anonymer Tippgeber extrem daran interessiert war, alle Beteiligten im Gefängnis zu sehen. Also sagte ich ihm, er müsse sich offenbaren und als Zeuge zur Verfügung stehen. Nur so sei gewährleistet, dass wir die Beschuldigten wirklich aus dem Verkehr ziehen könnten. Irgendwann hatte ich ihn so weit. Er wollte uns seine Identität verraten und eine umfassende Aussage machen.«
»Wer war der Informant denn?«
»Jörg Wendt, ein Vizedirektor des Saxonia Resort. Ich glaube, er wollte den Chefsessel übernehmen und hat deshalb beschlossen, seinen Vorgesetzten anzuschwärzen. Aber ich sah keinen Anlass, einem geschenkten Gaul ins Maul zu schauen. Wie dem auch sei, zu einer Vernehmung ist es leider nie gekommen. Kurz bevor ich im Hotel eintraf, um Burows Aussage aufzunehmen, wurde er erschossen.«
»Wie bitte?« Mast warf ihr einen ungläubigen Blick zu.
»Ein Kopfschuss aus einer Beretta 950. Wir haben ihn in seinem Büro gefunden.«
»Verdächtige?«
»Kein einziger. Der Täter war wie ein Geist, der erschien, zuschlug und dann wieder verschwand. Und Kirijenko hat sich noch einen Spaß daraus gemacht, uns zu verhöhnen. Exakt zum Zeitpunkt des Mordes absolvierte er einen Höflichkeitsbesuch beim Präsidenten des Oberlandesgerichts.«
Mast grinste. »Das
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