Der Pakt - Rügen Thriller
Kirijenko.«
»Hast du gegen ihn ermittelt?«
Manja griff nach ihrem Mineralwasser und nickte. »Zusammen mit einer Kollegin aus Moskau. Ein deutsch-russischer Fall, wenn du so willst.«
»Um was ging es denn?«
»Kirijenko war durch und durch korrupt. Wer genügend Geld auf den Tisch legte, bekam bei ihm das Urteil, das er wollte. Vor ein paar Jahren plante die Betreibergesellschaft des Saxonia Resort …«
»Dieses Nobelhotel neben der Wettiner Residenz?«
»Genau. Die wollten ein zweites Hotel in Moskau bauen. Es gab Streit um das Baugrundstück, die Sache landete vor dem Obersten Gericht. Angeblich wurde Kirijenko von Saxonia Resort mit drei Millionen Euro geschmiert. Die Sache ist aber im Sande verlaufen.«
»Das ist doch meistens so.« Luisa zuckte die Schultern. Beim LKA war sie Expertin für internationalen Zigarettenschmuggel gewesen. Sie kannte das mühsame Geschäft der Ermittler, wenn es um grenzüberschreitende Wirtschaftsdelikte ging. »Und dieser Staatsanwalt in Stralsund glaubt, dass Kirijenkos Tod etwas mit seinen illegalen Geschäften zu tun hat?«
Manja verzog den Mund. »Ich vermute eher, er stochert im Nebel und greift nach allem, was wie ein Strohhalm aussieht.«
Eine Weile schwiegen sie.
Dann sah Luisa sie ernst an. »Versprich mir, dass du Weih nachten wieder da bist. Das hier ist kein Paradies ohne dich, Manja. Es ist nicht einmal eine Andeutung davon. Ich weiß jetzt schon, dass mich unser leeres Haus verrückt machen wird.«
17
Axel Gruber träumte. Es war einer dieser herrlichen Morgenträume, die man im Halbschlaf erlebte. Er räkelte sich wohlig in der seidenen Bettwäsche, während ihn sein Traum auf den ältes ten und ungewöhnlichsten Golfplatz der Welt führte, den malerischen Old Course in St. Andrews an der schottischen Nordseeküste. Gruber, der begeisterte Hobbygolfer, stand gerade auf dem achtzehnten Grün und genoss die einzigartige Umgebung.
In seinem Unterbewusstsein hörte der Abgeordnete ein schwaches Schaben, so als werde etwas unter der Eingangstür hindurchgeschoben. Es war ein gedämpftes, kaum wahrnehmbares Geräusch, diskret wie alles im exklusiven Renaissance Phuket Resort. Aber eines, das nicht zur morgendlichen Routine des Hotels passte, zum Klappern der Servierwagen, den gedämpften Schritten des Personals und dem Zischen der Bewässerungsanlage draußen im Garten.
War das vielleicht die Herald Tribune? Die englischsprachige Tageszeitung wurde sonst stets vor der Tür abgelegt. Wieso heute nicht? Gruber beschäftigte sich kurz mit dieser Frage, aber die Verlockungen Schottlands erwiesen sich letztlich als stärker. Schon bald war er wieder inmitten der Idylle von St. Andrews.
Erst viel später, kurz vor acht, stand er auf.
Er schlurfte in den Wohnbereich seiner Suite. Sein Blick fiel auf den dunklen Teakholzboden. Keine Herald Tribune. Dafür lag direkt an der Tür ein gestärkter Umschlag mit dem Logo des Ho tels. Gruber hob ihn auf. Im Bad ließ er heißes Wasser in die Wanne. Anschließend bestellte er beim Zimmerservice sein übli ches Frühstück mit der Anweisung, es im Wohnbereich abzustellen.
Erst als er in der Wanne saß, widmete er sich dem Umschlag. Er enthielt drei DIN-A4-Seiten, die per Fax aus Deutschland übermittelt worden waren. Der Kennung zufolge stammten sie aus dem Wahlkreisbüro Toni Hillig, MdL. Auf allen Blättern fanden sich Zeitungsausschnitte, einer aus der Morgenpost, der zweite aus der Bild, der dritte aus der Ostsee-Zeitung. Die Schlagzeilen variierten leicht, liefen im Grunde aber auf das Gleiche hinaus: Polizei fahndet nach Bauunternehmer Fuchs.
Mit großem Vergnügen las Gruber, dass das Amtsgericht Stralsund Haftbefehl gegen Fuchs erlassen hatte. Offenbar hatte sich der Richter der Sichtweise der Staatsanwaltschaft angeschlossen. Das Feuer, das die »Villa Fuchs« komplett zerstört hatte, war absichtlich gelegt worden. Und als Kandidat hierfür kam nun einmal vor allem der finanziell angeschlagene Eigentümer in Betracht.
Mysteriöserweise war es der Polizei jedoch nicht gelungen, ihn festzunehmen. Fuchs, der nach dem Brand eine Wohnung in der Altstadt gemietet hatte, war spurlos verschwunden. Weder seine Exfrau noch die Leute in seiner Firma wussten Näheres. In der Wohnung hatte alles nach einem überhasteten Aufbruch ausgesehen. Eine geöffnete Flasche Wein, Wasser in der Badewanne, ein laufender Fernseher. Die Polizei ging davon aus, dass Fuchs vor der drohenden Verhaftung gewarnt worden war.
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