Der Pakt - Rügen Thriller
Gruber spürte, wie seine Handflächen nass wurden.
»Wonach genau suchen Sie eigentlich?« Das schien einer der Streifenpolizisten zu sein. Die Stimme wurde lauter.
Sie nehmen die Treppe!
Gruber hastete zurück. Der Lift war inzwischen oben angekommen. Die Tür glitt zischend auf. Gruber sprang hinein und drückte auf den Knopf fürs Erdgeschoss. Bitte geh zu, flehte er die Tür an, geh doch zu! Er war jetzt völlig exponiert. Sobald die Beamten im Treppenaufgang um die Ecke bogen und nach oben kamen, würden sie ihn sehen.
Doch da, endlich, ertönte das leise Summen eines Generators. Pfeifend schloss sich die Lifttür. Im letzten Moment sah Gruber noch den dunklen Haarschopf eines Mannes auf der Treppe, aber er selbst blieb unbemerkt. Der Fahrstuhl rauschte laut surrend nach unten. Für Axel Gruber war es die schönste Melodie, die er seit Langem gehört hatte.
Im Erdgeschoss lief er so unbefangen wie möglich am Empfangs tresen vorbei, nun wieder mit der bedrückten Miene eines Man nes, der einen schrecklichen Verlust erlitten hat. Routiniert winkte er dem Wachmann zu.
»Wiedersehen, Herr Lösch!«
»Wiedersehen.« Respektvoll erwiderte Lösch das Winken.
Gruber stieg in seinen Wagen und fuhr davon. Als er vom Hand werkerring auf den Grünhufer Bogen fuhr, atmete er tief durch.
Geschafft!
In diesem Moment klingelte sein Handy. Ohne hinzusehen nestelte er es aus der Innentasche seines Mantels und steckte es in die Freisprechanlage.
»Ja?«, sagte er.
»Axel, ich weiß, dass du für Kerstins Tod verantwortlich bist.«
Er war so perplex, dass er beinahe auf die Gegenfahrbahn ge riet. »Nora!«, keuchte er. »Bist du verrückt geworden. Wovon redest du überhaupt?«
»Wieso, Axel?« Nora Rottmanns Stimme war hart wie Stahl. »Sag mir einfach den Grund! Weshalb hast du Kerstin umbringen lassen?«
»Wie kommst du denn auf so eine absurde Idee?« Vor Grubers Augen tanzten bunte Punkte.
»Leugnen ist zwecklos, Axel. Vor ein paar Stunden war eine Staatsanwältin bei mir und hat nach den Kontoauszügen der DRM GmbH gefragt. Sie glaubt, dass zwischen dem Hotelbau auf Devin und den Morden in Binz eine Verbindung besteht. Das hat mich neugierig gemacht, wie du dir vorstellen kannst. Deshalb habe ich mir die Unterlagen angesehen. Dabei ist mir etwas ins Auge gefallen. Und das betrifft dich, mein Lieber. Du bist die Verbindung.«
»Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
»Wirklich nicht? DRM hat im Laufe der letzten zehn Monate mehr als dreißig Überweisungen an die Kanzlei Herzog, Strasser & Beermann in Dresden vorgenommen. Alles ganz unauffällige Beträge. Aber wenn man sie zusammenrechnet, ergeben sie die hübsche Summe von fünf Millionen Euro.«
»Na und?«
»Kerstin hat herausgefunden, dass du mit dieser Kanzlei in Verbindung stehst. Und dass du dich mit einem Anwalt von HSB in Thailand treffen wolltest.«
Er schnaubte. »Nora, soll das ein Scherz sein? Ich treffe jeden Tag Dutzende Leute. Du kannst doch nicht …«
»Verkauf mich nicht für dumm, Axel! Ich habe gerade ein wenig herumtelefoniert. Dieses Geld wurde von HSB auf einem Treuhandkonto gesammelt und vor wenigen Tagen weitergeleitet. Und zwar nach Singapur.«
»Woher, ich meine, wieso …?«
»Ich vermute, dass DRM dir diese fünf Millionen gezahlt hat. Das Treuhandkonto der Kanzlei war nur eine Durchlaufstation, um die Herkunft des Geldes zu verschleiern. Glaub mir, solche Transaktionen sehe ich hier jeden Tag.«
»Ich weiß immer noch nicht, was das alles mit mir zu tun hat«, sagte er. Seine Stimme klang lauernd, und Nora wusste nun, dass sie mit ihrer Annahme richtig lag.
»Du hast für den zehnten Februar einen Flug nach Singapur gebucht, Axel. Allein. Auch das hat Kerstin herausgefunden. Und allmählich werden es ein paar Zufälle zu viel, findest du nicht? Da ist diese Kanzlei, fünfhundert Kilometer von hier entfernt. Die DRM überweist über sie Geld nach Singapur, wohin du in Kürze fliegen wirst. Zuvor aber hast du dich bereits mit einem Anwalt der Kanzlei getroffen. Hast du von ihm die Zugangsdaten für ein Nummernkonto bekommen, das er für dich eröffnet hat, Axel?«
»Nora, ich …« Er atmete tief durch, während er die Lindenstraße erreichte und vor seiner Villa hielt. »Angenommen, nur einmal angenommen, deine verrückte Theorie stimmt, was nicht der Fall ist, wie ich betonen möchte. Welcher Zusammenhang besteht mit dem, was Kerstin gestern passiert ist?«
»Das will ich gerade von dir wissen, Axel! Ich
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