Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
Vom Netzwerk:
mir den Grundlagenvortrag. Ich spreche von deutschen U-Booten hier in unmittelbarer Nähe. Was passiert da? Was tun all diese Spielzeuge hier für unsere Sicherheit?«
    »Die Funker hören bestimmte Frequenzen ab. Diese Frequenzen sind gruppenweise aufgelistet, in so genannten Serien. Die U-Boote wechseln die Frequenz im Allgemeinen nicht so oft. Wenn der Funker ein U-Boot-Signal auffängt, tritt er ein Pedal, das sein Mikrophon einschaltet. Dann brüllt er den anderen Schiffen des Konvois eine verschlüsselte Warnung rüber, damit sie ebenfalls auf die betreffende Frequenz gehen.
    So kriegt man die Peildaten. Das Prinzip besteht darin, das U-Boot zu orten und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.«
    Ich nickte. Seine kurze und präzise Erklärung verdiente zumindest das. »Gegenmaßnahmen in Form von Wasserbomben und ähnlichen Feuerwerkskörpern. Verstehe. Und ist das alles letzte Nacht genau so abgelaufen?«
    Lieutenant Cubitts Augen huschten wild hin und her.
    »Äh … bis zu einem gewissen Punkt.«
    »Erklären Sie das bitte.«
    »Sir, unsere Geleitzerstörer haben Funksignale aufgefangen, per Tastfunk. Morsezeichen, Sie wissen schon. Sie haben angefangen zu peilen, aber bevor die Ortung möglich war, hat das Signal ausgesetzt. Also haben sie versucht, den Funkleitstrahl des U-Boots selbst zu kriegen, aber da war auch 270

    nichts zu machen. Das passiert oft; der Funkleitstrahl löst sich ziemlich schnell auf.«
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass, wäre dieser Funkraum besetzt gewesen, eine Dreieckspeilung möglich gewesen wäre und das U-Boot hätte geortet werden können?«
    »Ja, Sir. Aber der Dienst habende Funker, Funkgefreiter Norton, hatte seinen Posten befehlswidrig verlassen.«
    »Warum hat er das getan?«
    »Ich weiß nicht, Sir.«
    »Dann frage ich anders. Wie lautete seine Erklärung?«
    »Er behauptet, ich hätte ihn angerufen und unverzüglich in den Radarraum beordert.«
    »Seltsam, finden Sie nicht, Lieutenant, dass er ausgerechnet in diesem Moment weggerufen wurde?«
    »Also, genau gesagt war das kurz bevor das erste Tastersignal aufgefangen wurde.«
    »Welche Peildaten wurden denn für das U-Boot erhoben, bevor das Signal aussetzte?«
    Lieutenant Cubitt zeigte mir eine Karte. »Hier haben Sie die beiden Geleitzerstörer, hier die Iowa und da die Peilung, Sir«, sagte er.
    »Diese Peilung deutet doch wohl darauf hin, dass das U-Boot in unmittelbarer Nähe der Iowa war.«
    »Ja, Sir.«
    »In dem Fall kann ich verstehen, dass der Kapitän das nicht an die große Glocke hängen wollte. Sieht ja so aus, als hätten wir gerade noch mal Glück gehabt.«
    Cubitts Stottern setzte wieder ein. Und ebenso das Zwinkern und das Umherhuschen der Augen.
    »Lassen Sie sich Zeit, Lieutenant«, sagte ich.
    271

    »Ein U-Boot täte nicht gut dran, drei Kriegsschiffe in enger Formation anzugreifen, Sir. Da riskiert es, zerstört zu werden.
    Die U-Boote sind auf leichtere Beute aus. Hauptsächlich Handelsschiffe. Die feuern nicht zurück.«
    »Wäre doch wohl das Risiko wert.«
    »Sir?«
    »Die Gelegenheit, den Präsidenten zu töten und den Vereinigten Generalstab gleich mit. Vorausgesetzt, keiner unserer Geleitzerstörer kommt ihnen zuvor.«
    Einer der Funker fand das ziemlich witzig.
    Es klopfte an der Tür des Funkraums. Ein kleiner, schmaler, blasser Mann mit blondem Haar und verstörtem Blick trat ein und salutierte stramm. Er war nicht viel älter als zwanzig, aber auf seiner Stirn standen Sorgenfalten, die aussahen wie der Kühlergrill eines Chevrolet. Jemand hatte dem Jungen ordentlich zugesetzt.
    »Das ist Funkgefreiter Norton, Sir«, sagte Cubitt. »Norton, das ist Major Mayer. Vom Geheimdienst. Er hat ein, zwei Fragen an Sie.«
    Ich zündete mir eine Zigarette an und bot Norton auch eine an.
    Er schüttelte den Kopf. »Nichtraucher«, sagte er.
    »Letzte Nacht um 2.00 Uhr hatten Sie hier allein Dienst«, sagte ich. »Ist das üblich? Dass hier nur ein Mann Dienst tut?«
    »Nein, Sir. Normalerweise wären wir während der Nachtwache zu zweit gewesen. Aber kurz bevor unser Dienst begann, wurde es Curtis schlecht. Lebensmittelvergiftung, wie’s aussieht.«
    »Erzählen Sie mir von dem Telefonanruf, den Sie laut Ihrer Aussage erhalten haben.«
    »Der Mann am Telefon sagte, er sei Lieutenant Cubitt, Sir.
    Ehrlich. Das erfinde ich nicht. Vielleicht wollte mich ja einer von den Jungs veräppeln, ich weiß nicht, aber es klang genau 272

    wie er. Mit dem Stottern und –« Norton verstummte und sah

Weitere Kostenlose Bücher