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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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amerikanisch-sowjetische Verhältnis untergraben sollte. Und sie ist übrigens von Anfang bis Ende echt. Aber von einem Mordanschlag war nie die Rede.
    Jedenfalls nicht dass ich wüsste.«
    »Was weiß Elena über Ihre Aktivitäten?«
    »So gut wie nichts. Nur, dass es da ein wichtiges Dokument gab, das ich aus Deutschland holen musste. Und das auf dem kürzestmöglichen Weg in die Hände des Präsidenten gelangen musste.«
    »Da kam ich natürlich sehr gelegen«, sagte ich grimmig.
    Reichleitner schüttelte den Kopf. Er begriff nicht, was ich meinte. »Sie ist hier nur die Bahnhofsmission, weiter nichts. Sie hilft irgendwelchen Deutschen weiter, die hier aus dem Zug steigen, das ist alles. Ohne Fragen zu stellen. Sie ist so eine Art Anlaufstelle, mal für diese, mal für jene Operation.«
    »Diese Woche ein Friedensunterhändler, nächste Woche ein Attentäter, etwa so?«
    »Sie sagen doch, Sie sind Experte für deutsche Nachrichtendienste? Dann wissen Sie ja wohl, dass die Abwehr und der SD nicht besonders gut kooperieren, was Informationen oder Operationspläne angeht. Und beide neigen nicht sonderlich dazu, das Außenministerium oder die Gestapo über ihre Vorhaben auf dem Laufenden zu halten.«
    »Aber Himmler weiß doch wohl, was läuft?«
    »Nicht unbedingt. Himmler und Admiral Canaris verstehen sich auch nicht besser als Canaris und Schellenberg. Oder Schellenberg und Ribbentrop.«
    »Und Sie? Was ist Ihre Rolle bei dem Ganzen?«
    »Ich bin bei der SS. Vor dem Krieg war ich bei der Kriminalpolizei. Und ich bin wie gesagt nur Kurier zwischen Himmler und von Papen einerseits und Ihrem Chef Earle 421

    andererseits. Ich habe Earle bei meinem letzten Aufenthalt hier in Kairo getroffen. Sie könnten ihn vermutlich bitten, meine Aussagen zu bestätigen. Ich bin ganz gewiss kein Mörder.«
    Reichleitner gab mir die Klartextbotschaft der Abwehr zurück.
    »Aber ich könnte Ihnen vielleicht helfen, ihn zu schnappen.
    Diesen Brutus. Falls es ihn wirklich gibt.«
    »Warum sollten Sie das tun?«
    »Für Elena natürlich. Wenn es zu einem Attentat auf Stalin käme, könnte das für sie übel ausgehen. Ich will nicht, dass ihr etwas passiert.« Er schwieg einen Moment. »Ich könnte sie vielleicht überreden, dazu beizutragen, dass dieser Brutus geschnappt wird. Oder ich könnte sie einfach nur dazu bringen, Ihnen zu sagen, wer dieser Mann ist. Wie wäre das?«

»Und das alles, obwohl Sie mir gesagt haben, Sie wünschen Stalin den Tod?«
    »Ich wünsche mir noch viel mehr, dass Elena am Leben bleibt.«
    Reichleitner sah wehmütig auf das Foto von sich und Elena, das auf dem Tisch lag. »Ich wüsste nicht, was ihr anderes übrig bleibt, als zu kooperieren. Sie? Und was haben Sie schon zu verlieren?«
    »Nichts vermutlich. Trotzdem würde ich es mir gern überlegen. Beim Frühstück.« Ich sah auf die Uhr. »Ich gehe zurück in mein Hotel. Nehme ein Bad und esse etwas, während ich über Ihren Vorschlag nachdenke. Dann komme ich wieder und sage Ihnen, was ich beschlossen habe.«
    Inzwischen war mir klar, dass der Major Elena wirklich mochte – wahrscheinlich genauso sehr wie ich.
    »Was soll ich mit diesen Transkripten machen?«, fragte er.
    »Sagen Sie niemandem, dass ich das gesagt habe. Aber verbrennen Sie sie. Und die Codeschlüssel auch.«
    422

    Während der Taxifahrt zum Hotel überlegte ich, ob ich Reilly und Hopkins sagen sollte, was ich herausgefunden hatte. Was war das Leben einer Frau, die ich mochte, einer Frau, die immerhin eine deutsche Spionin war, gegen das Leben des einzigen Mannes, der im Stande war, Russland zu jenem Pyrrhussieg über Deutschland zu treiben, der die einzige Möglichkeit schien? Ich hätte wahrscheinlich einfach von Grey Pillars um die Ecke in die amerikanische Gesandtschaft gehen und die ganze Sache in die Hände des Secret Service legen sollen. Aber ich konnte ja nicht ausschließen, dass einer der Secret-Service-Agenten Brutus war, der potenzielle Attentäter.
    Ich brauchte Bedenkzeit. Und da die Konferenz in Teheran ja noch ein paar Tage hin war, schien es mir auf ein paar Stunden mehr oder weniger nicht anzukommen.
    Als ich vor dem Shepheard aus dem Taxi stieg, riss ich mir die Hand an einer metallenen Türangel auf. Ich umwickelte die blutende Hand mit meinem Taschentuch und desinfizierte sie dann oben in meinem Zimmer mit Jod. In Kairo tat man gut daran, so etwas nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Dann rasierte ich mich und ließ mir ein Bad ein. Als ich gerade in das

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