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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Festung, die mit ihren nadelschlanken Minaretten so ziemlich das eindrucksvollste Element der Kairoer Skyline war. Auf einer höher gelegenen, rückwärtigen Zufahrt etwa in der Mitte des Festungskomplexes fuhren wir durch den tunnelartigen Torbogen in den Innenhof vor der Polizeistation.
    Ich stieg aus und wurde in das Gebäude geführt. Dort, in einem großen Raum mit einem blank gewetzten Steinfußboden, begann das Verhör.
    Sehr bald schon wurde klar, dass Elena ermordet worden war.
    »Hatten Sie eine sexuelle Beziehung mit Elena Pontiatowska?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Wie haben Sie sich kennen gelernt?«
    »Wir waren schon vor dem Krieg befreundet. In Berlin.«
    »Verstehe.«
    »Hören Sie, Inspektor, als ich heute Morgen ihr Haus verließ, war sie noch am Leben. Aber es gibt da etwas, was Sie wissen sollten. Etwas Wichtiges.«
    Luger sah von seinen Notizen auf. »Und was wäre das?«
    »Ich muss mit eigenen Augen sehen, dass sie wirklich tot ist, ehe ich es Ihnen sage.«
    »Gut«, seufzte Luger. »Dann fahren wir eben hin und sehen sie uns an.«
    426

    Die beiden Beamten beorderten den Wagen wieder herbei, und wir fuhren zu dem Haus in der Harass Street. Es wurde jetzt von ägyptischen Polizisten bewacht und von diversen Spezialisten auf das Gründlichste untersucht.
    Luger ging vor mir die Treppe hinauf. Cash bildete die Nachhut. Wir betraten Elenas Schlafzimmer.
    Sie lag neben einem der hohen Fenster, in einem seidenen Morgenrock. Sie war erschossen worden, mitten ins Herz und aus nächster Nähe, denn rings um die Einschusswunde waren Schmauchspuren zu erkennen. Ich musste ihr nicht erst einen Spiegel vor den Mund halten, um zu wissen, dass sie tatsächlich tot war.
    »Sieht aus, als hätte sie den Mörder gekannt«, bemerkte ich.
    »Da der Schuss aus solcher Nähe abgegeben wurde. Aber ich war es nicht.«
    Neben ihrem Leichnam lag eine Walther PPK, und ich bemerkte mit Entsetzen, dass es sehr wahrscheinlich die Waffe war, die ich im Funkraum in der Hand gehabt hatte. In diesen Fall waren wohl meine Fingerabdrücke darauf. Aber ich sagte nichts.
    »Jetzt haben Sie sie gesehen«, sagte Luger.
    »Bitte noch einen Moment. Sie war eine gute Freundin von mir.«
    Doch ich spielte nur auf Zeit. Da lag etwas auf dem Fußboden, neben Elenas Hand, und vielleicht konnte ich ja herausbekommen, was es war, ehe ich den Tatort verlassen musste. »Das ist alles ein schrecklicher Schock für mich, Inspektor. Ich brauche eine Zigarette.« Ich zog meine Zigaretten heraus. »Darf ich?«
    »Nur zu.«
    Ich tat, als fummelte ich zittrig an dem Päckchen herum, und ließ zwei Zigaretten fallen. Ich steckte mir eine dritte zwischen 427

    die Lippen, bückte mich rasch und hob eine der beiden Zigaretten vom Boden auf. Dabei klaubte ich das kleine Etwas neben Elenas Hand mit auf und ließ es in die Zigarettenschachtel gleiten.
    »He, Sie kontaminieren meinen Tatort«, protestierte Luger.
    »Sie haben da eine Zigarette liegen lassen.« Er bückte sich und hob sie auf.
    »Entschuldigung.« Ich nahm die Zigarette aus Lugers Hand und zündete mir dann die an, die ich bereits im Mund hatte.
    »Also, Professor. Was wollten Sie mir so Wichtiges sagen?«
    »Dass Elena Pontiatowska eine deutsche Spionin war.«
    Luger versuchte sich ein Grienen zu verkneifen. »Das ist wirklich ein Fall mit allen Schikanen«, sagte er. »Es ist schon eine ganze Weile her, dass wir hier in Kairo einen solchen Sensationsmord hatten. Ich wurde sagen, man muss schon bis ins Jahr 1927 zurückgehen – zu dem Mord an Solomon Cicurel, dem Kaufhausbesitzer –, um ein so erlesenes Personenverzeichnis zu finden. Da sind Sie, Professor, ein berühmter Philosoph, und eine polnische Prinzessin, die einst mit einem der reichsten Männer Ägyptens verheiratet war.
    Einem Mann, der, wie ich hinzufügen möchte, ebenfalls erschossen wurde. Und jetzt erzählen Sie uns auch noch, diese Frau sei eine deutsche Spionin gewesen.«
    »Das mit dem ›auch noch‹ können Sie sich schenken«, erklärte ich. »Ich kann mich nicht erinnern, je irgendwas anderes über sie gesagt zu haben.«
    »Haben Sie sie deshalb getötet?«, fragte Cash. »Weil sie eine deutsche Spionin war?«
    »Ich habe sie nicht getötet. Aber dass sie eine Spionin war, kann ich beweisen.« Ich erwog kurz, Luger die Klartextnachricht auszuhändigen, die immer noch in meiner Jackettasche steckte, befand dann aber, dass ich sie Hopkins und 428

    Reilly direkt übergeben sollte. »In einem Geheimzimmer, eine Treppe

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