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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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lauwarme Wasser steigen wollte, klopfte es an der Tür.
    Fluchend schlang ich mir ein Handtuch um die Hüften und machte auf. Ich sah mich vier Männern gegenüber, zwei davon lange, dünne Ägypter in der Uniform der Kairoer Polizei. Die beiden Europäer, die dabei waren, schnauften, als hätten sie die Treppe genommen. Einer von ihnen sprach mich höflich an, aber die Augen hinter der Nickelbrille hatten etwas sehr Unangenehmes.
    »Sind Sie Professor Mayer?«
    »Ja.«
    Der Mann hielt einen Ausweis hoch. »Detective Inspector Luger, Sir. Und das ist Sergeant Cash.« Die beiden Ägypter vorzustellen, hielt der Inspektor nicht für nötig. In ihren weißen 423

    Uniformen sahen sie aus, als kämen sie von einer Rohrreinigungsfirma. »Dürfen wir reinkommen, Sir?«
    »Sie alle?« Aber die beiden Kriminalbeamten hatten mich schon beiseite geschoben und mein Zimmer betreten. Cash würdigte mich keines Blickes. Er sah sich im Zimmer um.
    »Nettes Zimmer«, sagte er. »Sehr hübsch. Ich war noch nie in einem Zimmer hier im Shepheard. Nur für Offiziere, wissen Sie.«
    »Feine Unterschiede müssen nun mal sein«, sagte ich, weil es mich ärgerte, dass er mich wie einen Verbrecher behandelte.
    »Was sollte sonst aus dem Empire werden?«
    Er zuckte ein wenig zusammen und fixierte mich mit seinem härtesten Blick. Das mochte ja vielleicht bei Ägyptern funktionieren, aber nicht bei mir. Dann lächelte er plötzlich. Ein grässliches Lächeln. Voller Zähne. Voller schlechter Zähne.
    Angewidert wandte ich mich an Luger.
    »Hören Sie, worum geht es? Ich wollte gerade baden.«
    »Haben Sie die Nacht hier in diesem Zimmer verbracht, Sir?«, fragte er.
    »Nein, ich bin nur hergekommen, um ein Bad zu nehmen.«
    »Beantworten Sie bitte nur die Frage, Professor.«
    »Na gut. Ich habe die Nacht im Haus einer Freundin verbracht.«
    »Würden Sie mir den Namen dieser Freundin nennen, Sir!«
    »Wenn Sie es für unerlässlich halten. Das Haus gehört Prinzessin Elena Pontiatowska. Die Hausnummer weiß ich nicht mehr. Aber es ist in der Harass Street in Garden City.« Noch während ich das sagte, sah ich, wie Sergeant Cash mein blutbeflecktes Taschentuch vom Tisch nahm und Lugers Augenmerk darauf lenkte. »Hören Sie, was soll das alles? Ich gehöre zur amerikanischen Delegation.« Ich sah Cash an. »So etwas nennt sich Di-plo-maten-sta-tus.«
    424

    »Wir werden versuchen, nicht zu viel von Ihrer wertvollen Zeit in Anspruch zu nehmen, Sir«, sagte Luger. »Wann haben Sie das Haus der Prinzessin verlassen? Ungefähr?«
    »Heute früh. So etwa um sieben.«
    »Und sind Sie dann direkt hierher gekommen?«
    »Nein, ich war zuerst noch im britischen Militärhauptquartier in Grey Pillars. In offizieller Mission. Mein Chef, General Donovan, wird Ihnen das nötigenfalls bestätigen. Ebenso wie Mike Reilly, der Chef des Präsidentenschutzes vom Secret Service.«
    »Ja, Sir«, sagte Luger.
    Cash legte mein Taschentuch bedächtig wieder auf den Tisch.
    Etwas zu bedächtig für meinen Geschmack. Fast als erwäge er, es wieder an sich zu nehmen und in einen Umschlag mit der Aufschrift »Beweismittel« zu stecken. Das alles war schon schlimm genug, aber jetzt nahm er auch noch meine Hose von der Stuhllehne, über die ich sie geworfen hatte, und inspizierte die Tasche. Am Rand des Taschenfutters war ein Blutfleck.
    »Hören Sie, ich sage kein einziges Wort mehr, ehe Sie mir nicht gesagt haben, was los ist.«
    »In diesem Fall, Sir, lassen Sie mir keine andere Wahl«, sagte Luger seufzend. »Willard Mayer, ich verhafte Sie wegen Mordverdachts. Haben Sie das verstanden?«
    »Wer um Himmels willen ist denn ermordet worden?«
    »Ziehen Sie sich an, Sir«, sagte Cash. »Aber nicht diese Hose, klar?«
    »Ich habe mir die Hand aufgeschnitten. Vor einer halben Stunde, als ich aus dem Taxi gestiegen bin.«
    »Ich furchte, das festzustellen, ist jetzt Sache des Labors, Sir.«
    »Hören Sie, da liegt ein Irrtum vor. Ich habe niemanden ermordet.«
    425

    Luger hatte mein Schulterholster gefunden und die Colt Automatik, die darin steckte. Er hob das Holster hoch und schnupperte prüfend an der Waffe.
    »Mit der ist seit Monaten nicht mehr geschossen worden«, sagte ich, während ich mir etwas anzog. »Wenn Sie mir doch bloß erklären würden, was das alles soll. Ist etwas mit Elena?«
    Schweigend eskortierten mich die beiden Polizeibeamten zu einem großen, schwarzen Wagen, der vor dem Hotel parkte. Wir fuhren südwärts, zur Zitadelle, einer jahrhundertealten

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