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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Lampe angezündet und sich irgendeine Beschäftigung gesucht und hätte tagsüber geschlafen, bis die Gespenster und Dämonen wieder verschwunden waren. Das ließ sein Stolz jedoch nicht zu, und vom Wein war nicht mehr viel übrig.
    Was habt ihr, Meister Saukendar?
    Er lag reglos da, starrte mit pochendem Herzen an die Decke und erinnerte sich daran, wie es war, wenn man haßte und sämtliche Menschen verloren hatte, die einem etwas bedeuteten auf der Welt.
    Und wenn er nicht daran dachte, dann durchlebte er noch einmal den Augenblick, als er vor einem verrückten Mädchen mit einem hölzernen Schwert zurückgewichen war.
    Dumm war das gewesen, tadelte er sich.
    Oder er überlegte, warum er am Ende auf all ihre Forderungen eingegangen war.
    Doppelt dumm.
    Er konnte sich nicht mehr erinnern, was er ihr versprochen hatte, so war das.
Er
wußte nicht mehr, was er eigentlich gesagt hatte.
    Man wußte einfach nicht, was man mit so einer Frau anfangen sollte. Sie mit Prügel zur Vernunft bringen, vielleicht. Das war seine Absicht gewesen. Aber der Umgang mit ihr, das war so, als versuchte man, Wasser mit der Faust festzuhalten: Die ausgestreckte Hand war die einzige Möglichkeit.
    Also streckte man die Hand aus. Mehr nicht. Man nahm die Möglichkeit ernst, daß sie aus einer Laune heraus weggehen könnte, und man hoffte, man werde ihr genug beibringen können, um sie zu retten.
    Man mußte sein seelisches Gleichgewicht bewahren und durfte die alten Zeiten nicht wieder wachrufen. Das bedeutete zuviel Wut und zuviel Schmerz; und es verstörte ihn, daß er anscheinend noch immer nicht darüber hinweggekommen war.
    Es hatte ihn vollkommen überrumpelt, als sie auf ihn losgegangen war, und ihr Zorn hatte ihn sehr beeindruckt. Es war so lange her, seit er sein Können zum letzten Mal erprobt hatte, daß er sich angesichts dieses Mädchens, das er nicht verletzen wollte, instinktiv geweigert hatte, dieses Können anzuwenden. Zu dieser Erkenntnis gelangte er im Dunkeln, nach langen Stunden des Nachdenkens.
    Er hatte die Herrschaft über seine Kunst verloren. Das war die Kehrseite der Medaille. Die Fertigkeiten waren noch da, aber etwas Wesentliches war verschwunden: das, was sie beherrscht und zu einem Ganzen gemacht hatte.
    Das war nicht ihre Schuld. Er hatte die Herrschaft schon damals verloren, als er eingesehen hatte, daß er nichts tun konnte. Anschließend hatte er allem mißtraut, hatte nicht mehr an eine göttliche Ordnung geglaubt, sondern nur noch an das Chaos. Wenn es Dämonen gab – und er glaubte nur im Dunkeln an sie –, dann regierten sie die Welt und hatten es immer schon getan.
    Doch obwohl er seinen Fehler nun erkannt hatte, vermochte er ihn nicht zu beheben.
    Zum Teufel damit.
    Er hätte mit Meiya schlafen sollen; er hätte Riga bei seinem Versuch, den jungen Kaiser abzusetzen, unterstützen sollen; er hätte in allem genau den entgegengesetzten Pfad einschlagen sollen und nicht jenen, den er um der Ehre willen gewählt hatte.
    Auch bei der Unterweisung des Mädchens ging es ihm um die Ehre – wenn er es ihr überhaupt versprochen hatte, was sie behauptete.
    Verdammt noch mal, etwas anderes zu tun, war ihm damals gar nicht erst in den Sinn gekommen. Wenn er immer schon ein Narr gewesen war, dann hatte er auch gar keine andere Wahl gehabt; und wenn er sich so weit vergaß, daß er sich einem Mädchen mit einem Stock anvertraute, dann war er womöglich schon so weit gesunken, daß ihn das Leben an sich anwiderte.
    So hatte er sich seit den ersten Jahren nicht mehr gefühlt, seit jener langen Nacht im ersten Winter, als Kälte und Erschöpfung und Einsamkeit ihm das Messer in die Hand gelegt hatten und als Götter und Teufel oder wer auch immer ihn daran gehindert hatten, es zu gebrauchen.
    Seitdem hatte es mit ihm ein paarmal auf Messers Schneide gestanden, allerdings in den letzten Jahren nicht mehr. Nicht in diesem seltsamen, anderen Jahr, als er plötzlich angefangen hatte, sich wieder für die Welt zu interessieren, als die Mauern, die ihn vor der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft schützten, um ihn herum eingestürzt waren. Er hatte gewußt, welches Risiko er einging und daß er sich gefährlicheren Dingen aussetzte als nur den Stockhieben und Launen eines Mädchens.
    Schon seltsam, daß ein Mensch so zerbrechlich werden konnte. Es war gut, daß ihm das wenigstens bewußt war, damit er die Mauern wieder aufrichten und die vernachlässigten Fertigkeiten zurückerlangen konnte. Das war die

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